Nicht erst nach den Vorfällen in Falludscha (Irak) im März 2004, bei denen vier
Mitarbeiter der privaten Militär- und Sicherheitsfirma Blackwater (heute Xé) von
Irakern getötet, ihre Leichen geschändet und öffentlich zur Schau gestellt
wurden, oder im September 2007, als Mitarbeiter derselben Firma 14 Zivilisten
erschossen, sind private Unternehmen als Anbieter von Dienstleistungen im
Sicherheitssektor öffentlich erst in den Fokus und dann in die Kritik geraten.
Historisch ist Söldnertum, individuell und als Unternehmensform, bereits in der
Antike nachweisbar. So wird z.B. im Alten Testament (2. Samuel, 10) von der
Anwerbung von Streitwagen und Reitern gegen Gold durch die Ammoniter
gesprochen. In der neueren Geschichte können im 14. Jahrhundert die
Condottieri als private Militärunternehmer für die reichen Stadtstaaten Italiens,
oder der Kaperfahrer und spätere Pirat Klaus Störtebecker, als Vertreter
privatisierter Gewalt genannt werden. In beiden Beispielen übertrugen die
Souveräne das Recht der Gewaltanwendung auf nichtstaatliche Akteure. Aus
dieser Zeit hat sich bis in die Gegenwart die Schweizer Garde im Vatikan als
Leibwache des Papstes erhalten und zeugt von der intensiven Söldneraktivität
der Schweiz im ausgehenden Mittelalter. (vgl. Troxler, 2005: 6) Der Einsatz von
Söldnern ist in der Geschichte häufiger anzutreffen, als jener von
nationalstaatlichen Streitkräften. Einen Bedeutungsverlust erfuhr das
Söldnerwesen erst mit dem Aufkommen nationalstaatlicher Armeen ab dem 17.
Jahrhundert. Dabei wurden die Söldner nie ganz verdrängt, wie beispielsweise
den Baden-Württembergischen Landeskindern in den nordamerikanischen
Kolonialkriegen des 18. und 19. Jahrhunderts, oder den Söldnerführern im
postkolonialen Afrika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Für öffentliche
Empörung sorgten zum Beispiel Bob Denard mit den „Les Affreux“ („die
Schrecklichen“), oder der Deutsche Siegfried „Kongo“ Müller. Zwar kamen seit
1960 auch die ersten privatwirtschaftlich ausgerichteten Unternehmen im
heutigen Sinne auf dem Markt der privaten Sicherheit auf, gewannen aber erst
ab 1990, mit dem Ende des Kalten Krieges, zunehmend an Bedeutung. (vgl.
Binder 2004: 16) [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmung und Abgrenzung
- Typisierung und PSMF im Einsatz
- „Military provider firms“
- „Security provider firms“
- „Military and security consultant firms“
- „Military and security support firms“
- Gründe des Aufschwungs privater Militär- und Sicherheitsunternehmen
- Die geostrategische Lage nach dem Kalten Krieg
- Die „neuen Kriege“ als Wachstumsfaktoren der Branche
- Die Privatisierungstendenzen in der Sicherheitspolitik des Westens
- Vor- und Nachteile beim Einsatz privater Sicherheits- und Militärfirmen
- Vorteile
- Nachteile
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung privater Militär- und Sicherheitsunternehmen (PSMF) nach dem Kalten Krieg. Der Fokus liegt dabei auf der Entstehung, der Bedeutung und den Folgen des Aufschwungs dieser Unternehmen.
- Die Entstehung von PSMF und ihre unterschiedlichen Typen
- Die Gründe für den Aufschwung von PSMF nach dem Kalten Krieg
- Die Rolle von PSMF in Konflikt- und Post-Konflikt-Situationen
- Die Vor- und Nachteile des Einsatzes von PSMF
- Die ethischen und rechtlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit PSMF
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die historische Entwicklung des Söldnertums und die steigende Bedeutung privater Militär- und Sicherheitsunternehmen im Kontext der „neuen Kriege“.
- Begriffsbestimmung und Abgrenzung: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und Abgrenzung von PSMF, sowie deren Einteilung in verschiedene Typen, basierend auf dem Speerspitzenmodell von P.W. Singer.
- Gründe des Aufschwungs privater Militär- und Sicherheitsunternehmen: In diesem Kapitel werden die geostrategischen Veränderungen nach dem Kalten Krieg und die Rolle der „neuen Kriege“ als treibende Kräfte für den Aufschwung der PSMF-Industrie beleuchtet.
- Vor- und Nachteile beim Einsatz privater Sicherheits- und Militärfirmen: Dieses Kapitel analysiert die Vorteile und Nachteile des Einsatzes von PSMF, wobei sowohl die Effizienz und Flexibilität als auch die ethischen und rechtlichen Risiken des Privatisierungstrends in der Sicherheitspolitik thematisiert werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema der privaten Militär- und Sicherheitsunternehmen (PSMF), „neuen Kriegen“, Privatisierungstendenzen in der Sicherheitspolitik, Söldnertum, „Speerspitzenmodell“, Konflikt- und Post-Konflikt-Situationen, sowie den Vor- und Nachteilen des Einsatzes von PSMF.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Reuther (Autor:in), 2010, Die Entwicklung Privater Sicherheits- und Militärunternehmen nach dem Kalten Krieg, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/155361