Ziel dieser Arbeit ist es, die Theorien des Sozialpsychologen Georg Herbert Mead und des Soziologen Erving Goffman miteinander zu vergleichen und insbesondere die Entwicklung der Identitätstheorie darzustellen. Mead zählt zu den Leitfiguren der Frühphase der spätestens seit den 1920er Jahren in den USA führenden Einrichtung für Soziologie, der "Chicago School of Sociology". Zusätzlich hat Mead mit seiner Identitätstheorie die Grundlagen gelegt, aus denen sein Schüler Herbert George Blumer den Ansatz des symbolischen Interaktionismus – einen auch noch heute populären und von vielen Sozialwissenschaftler*innen eingesetzten Forschungsansatz, entwickelte.
Goffman gehört zu den am meisten rezipierten soziologischen Autoren mit vielen Konzepten, die nicht nur in der Soziologie häufig verwendet werden. Er ist laut Randall Collins "der größte Soziologe der zweiten Hälfte des zwangzigsten Jahrhunderts". Lenz und Hettlage (2022) sehen in Goffman einen Soziologen, der einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Soziologie hatte – sie zählen ihn zu den Klassikern der Soziologie in der zweiten Generation.
Die Werke von Mead und Goffman prägen das heutige Verständnis von Identität und liefern einen bedeutenden Beitrag für die sozialwissenschaftliche Untersuchung von Identität. Sie befinden sich in einer gemeinsamen Traditionslinie, die auch noch heute tiefgreifende und vielfältige Wirkung erzielt.
Die Hausarbeit gibt zuerst einen Einblick in die Meadsche Identitätstheorie und betrachtet dabei dessen Perspektive auf Sprache als Grundlage von Gesellschaft, den Sozialisationsprozess und seiner Begriffserklärung zum I, Me und Self. Im Anschluss wird auch die Identitätstheorie von Ervin Goffman betrachtet – inklusive seines 3fachen Identitätsmodells, der Betrachtung seiner Rollentheorie und den möglichen Einschränkungen der Identität. Da Goffman mit seiner Identitätstheorie in der Nachfolge zu Mead steht, soll daraufhin der direkte Einfluss von Mead auf Goffman berücksichtigt werden, bevor in der Zusammenfassung die Theorien von beiden noch einmal direkt miteinander verglichen werden und mögliche aktuelle Untersuchungsgegenstände benannt, die mit den Theorien von Mead und Goffman analysiert werden könnten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Identität nach Georg Herbert Mead
- 2.1 Sprache als Grundlage von Gesellschaft
- 2.2 Sozialisation: Vom Kind zum sozialen Wesen
- 2.3 Vom I und Me zum Self
- 3 Identität nach Ervin Goffman
- 3.1 Soziale, persönliche und Ich-Identität
- 3.2 Rollen und Rollendarstellung
- 3.3 Einschränkungen der Identität
- 3.4 Stigmatisierung
- 4 Einfluss von Mead auf Goffman
- 5 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit vergleicht die Identitätstheorien von George Herbert Mead und Ervin Goffman und untersucht deren Einfluss auf das heutige Verständnis von Identität. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Entwicklung der Identitätstheorie und dem Vergleich der jeweiligen Schwerpunktsetzungen und Herangehensweisen beider Autoren. Die Arbeit beleuchtet den gemeinsamen Nenner, nämlich die Anerkennung des Zusammenhangs zwischen Individuum und Gesellschaft und deren Einfluss auf die Identitätsentwicklung.
- Entwicklung der Identitätstheorie
- Vergleich der Theorien von Mead und Goffman
- Der Einfluss von Mead auf Goffman
- Bedeutung sozialer Interaktionen für die Identitätsbildung
- Zusammenhang zwischen Individuum und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung betont die aktuelle Relevanz des Identitätsbegriffs in politischen, wissenschaftlichen und alltäglichen Diskursen. Sie verweist auf verschiedene Beispiele wie die Ungleichheiten zwischen Ost- und Westdeutschland, die Instrumentalisierung nationaler Identität im Kontext von Sportveranstaltungen und die Verwendung des Identitätsbegriffs durch rechtspopulistische Kräfte. Die Einleitung führt die Identitätstheorien von Mead und Goffman als zentralen Gegenstand der Arbeit ein und skizziert den Aufbau der Arbeit, der die jeweiligen Theorien, ihren Einfluss aufeinander und einen abschließenden Vergleich umfasst.
2 Identität nach Georg Herbert Mead: Dieses Kapitel beleuchtet Meads Theorie der Identitätsentwicklung. Es analysiert Meads Konzept der Sprache als Grundlage von Gesellschaft, das den Prozess symbolischer Interaktion und die Entwicklung von Bedeutung betont. Der Sozialisationsprozess wird als Schlüsselfaktor für die Identitätsbildung hervorgehoben, wobei die Interaktion mit Anderen und die Internalisierung von sozialen Normen und Erwartungen im Mittelpunkt stehen. Schließlich wird Meads Konzept des "Self" (Ich) als Ergebnis der Interaktion von "I" (Spontaneität) und "Me" (internalisierte Erwartungen) erklärt, das die Integration des Individuums in die Gesellschaft repräsentiert. Das Kapitel unterstreicht die Bedeutung von Kommunikation und sozialem Austausch für die Herausbildung eines stabilen Selbstverständnisses.
3 Identität nach Ervin Goffman: Dieses Kapitel präsentiert Goffmans dramaturgisches Modell der Identität. Es beschreibt Goffmans dreifaches Identitätsmodell, das soziale, persönliche und Ich-Identität unterscheidet. Goffmans Rollentheorie wird erläutert, wobei der Fokus auf der Darstellung und Inszenierung von Rollen im sozialen Interaktionsprozess liegt. Das Kapitel behandelt auch die möglichen Einschränkungen und Grenzen der Identität, einschließlich des Konzepts der Stigmatisierung und deren Auswirkungen auf die soziale Interaktion und das Selbstbild des Individuums. Es analysiert, wie Individuen ihre Identität in unterschiedlichen sozialen Kontexten präsentieren und wie diese Präsentationen von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen beeinflusst werden. Der Fokus liegt auf der Interaktion und deren Bedeutung für den Ausdruck und die Wahrnehmung von Identität.
4 Einfluss von Mead auf Goffman: Dieses Kapitel untersucht den direkten Einfluss von Meads Theorie auf Goffmans Werk. Es beleuchtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Ansätzen und zeigt auf, wie Goffman Meads Konzepte weiterentwickelt und durch seine eigene Perspektive, insbesondere durch teilnehmende Beobachtung, bereichert hat. Die Analyse fokussiert sich auf die spezifischen Elemente von Meads Theorie, die Goffmans Denken beeinflusst haben, und verdeutlicht, wie Goffman diese Elemente in seinem eigenen, dramaturgisch geprägten Verständnis von Identität integriert hat. Der Vergleich hilft, die Entwicklung der Identitätstheorie besser zu verstehen und den Beitrag beider Denker zu schätzen.
Schlüsselwörter
Identität, George Herbert Mead, Ervin Goffman, symbolischer Interaktionismus, Sozialisation, Rollen, Selbst, Gesellschaft, Interaktion, Stigmatisierung, Identitätsentwicklung, Soziale Identität, Persönliche Identität, Ich-Identität.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument ist eine umfassende Sprachvorschau, die den Titel, das Inhaltsverzeichnis, die Ziele und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter einer Seminararbeit enthält. Die Seminararbeit vergleicht die Identitätstheorien von George Herbert Mead und Ervin Goffman.
Was sind die Hauptthemen der Seminararbeit?
Die Hauptthemen sind: die Entwicklung der Identitätstheorie, der Vergleich der Theorien von Mead und Goffman, der Einfluss von Mead auf Goffman, die Bedeutung sozialer Interaktionen für die Identitätsbildung und der Zusammenhang zwischen Individuum und Gesellschaft.
Welche Kapitel sind in der Seminararbeit enthalten?
Die Seminararbeit enthält die folgenden Kapitel: 1 Einleitung, 2 Identität nach Georg Herbert Mead, 3 Identität nach Ervin Goffman, 4 Einfluss von Mead auf Goffman, 5 Zusammenfassung.
Was ist der Fokus des Kapitels über Georg Herbert Mead?
Das Kapitel über Georg Herbert Mead beleuchtet seine Theorie der Identitätsentwicklung, einschließlich seines Konzepts der Sprache als Grundlage von Gesellschaft, den Sozialisationsprozess und das Konzept des "Self" (Ich).
Was ist der Fokus des Kapitels über Ervin Goffman?
Das Kapitel über Ervin Goffman präsentiert sein dramaturgisches Modell der Identität, einschließlich seines dreifachen Identitätsmodells, seiner Rollentheorie und der möglichen Einschränkungen und Grenzen der Identität, wie z.B. Stigmatisierung.
Was wird im Kapitel über den Einfluss von Mead auf Goffman untersucht?
Dieses Kapitel untersucht den direkten Einfluss von Meads Theorie auf Goffmans Werk, beleuchtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Ansätzen und zeigt auf, wie Goffman Meads Konzepte weiterentwickelt hat.
Welche Schlüsselwörter werden in der Seminararbeit verwendet?
Die Schlüsselwörter sind: Identität, George Herbert Mead, Ervin Goffman, symbolischer Interaktionismus, Sozialisation, Rollen, Selbst, Gesellschaft, Interaktion, Stigmatisierung, Identitätsentwicklung, Soziale Identität, Persönliche Identität, Ich-Identität.
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- Mathias Fröck (Author), 2024, Identität bei Mead und Goffman. Vergleich der Theorien im Hinblick auf die Entwicklung der Identitätstheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1548349