Über das Böse zu sprechen oder es gar definieren zu wollen fällt nicht leicht hinsichtlich der großen Bandbreite in der der Begriff verwendet wird.
Im Hebräischen umfasst das Wort für Böse sowohl die ethische Seite als moralisch Böses (böse Taten, Gedanken, Worte etc.) als auch das Übel als Unheil oder Schlechtes (z.B. Naturkatastrophen, schlechtes Wasser etc.). Die Verwendung ist damit noch ausgedehnter als im deutschen.
Zudem ist die Qualifizierung einzelner Taten oder Geschehnisse als böse schwierig, wenn sie nicht bloß subjektiv sondern objektiv und allumfassend sein soll. Denn was gut für eine Person oder Gruppe sein kann, muss noch lange nicht für alle Personen oder Gruppen gelten. Zudem gibt es immer auch „Schattierungen zwischen den Extremen“ . Auf eine passende Definition muss daher verzichtet werden.
In meiner Untersuchung möchte ich verschiedene Denkweisen von Gott und dem Verhältnis zum Bösen in der Welt vorstellen. Dabei gehe ich chronologisch vor, auch wenn sich die Positionen teilweise wiederholen, wenn auch natürlich vor dem historischen Kontext mit unterschiedlichen Färbungen.
Das Thema des Bösen und dessen Betrachtung unter theologischen und religions-didaktischen Gesichtspunkten steht zwangsläufig in einer engen Verbindung zur Frage der Theodizee. Trotzdem ist die Untersuchung von einer umfassenden Beschreiung der Theodizeefrage, vor allen Dingen deren jüngsten Betrachtungen abzugrenzen. Ebenso kommen auch personalisierte und mythische Vorstellungen zum Bösen vor. Insbesondere der Teufel (aus dem Griechischen) bzw. der Satan (aus dem Hebräischen) spielt seit dem 5. Jhd. v.Chr. eine Rolle in vielen gedank-lichen Modellen zum Bösen. Deshalb ist mit einer Untersuchung zum Bösen in der Theologiegeschichte immer auch eine Geschichte des Teufelglaubens verbun-den. Darin ist seine Macht, sein Wesen und seine Stellung zu Gott höchst unter-schiedlich beschrieben worden. Der Teufel als Verursacher oder Verführer zum Bösen spielt aber bis in die heutige Zeit hinein eine wichtige Rolle. Auch Begriffe wie Hölle, Dämonen und Gericht hängen eng mit dem Teufelsglauben zusammen. Die Betrachtung des Bösen ist deshalb auch in religionspädagogischer Sicht äußert sinnvoll.
Inhaltsverzeichnis
- DAS BÖSE – EINE EINLEITUNG.
- ALTES TESTAMENT
- DER URSPRUNG DES BÖSEN IN DER SÜNDENFALLERZÄHLUNG.
- JHWH DER ALLEINIGE.
- JHWH DER GERECHTE.
- DER TEUFEL IM ALTEN TESTAMENT.
- NEUES TESTAMENT
- DER BÖSE UND DER GUTE TRIEB.
- DER TEUFEL im Neuen TesTAMENT
- DIE POSITIONEN DER KIRCHENVÄTER
- ,,BONUM PER MALUM“.
- MANICHÄISMUS.
- DAS NICHT-SEIENDE
- DIE MENSCHLICHE FREIHEIT UND PRÄDESTINATION
- REFORMATION UND NEUZEIT.
- DER ANFANG NEUZEITLICHER THEOLOGIE BEI LEIBNIZ
- ,DEUS ABSCONDITUS' BEI LUTHER.
- DER KATEGORISCHE IMPERATIV KANTS.
- DIE POSITION HEGELS.
- MODERNE THEOLOGIE - DIE FRAGE DER ALLMACHT.
- DER TEUFEL ALS VERFÜHRER UND VERURSACHER DES BÖSEN.....
- DAS BÖSE ALS THEMA IM RELIGIONSUNTERRICHT DER
PRIMARSTUFE …..
- ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGISCHE VORAUSSETZUNGEN
- Religiöse Entwicklung (Fowler / Schweitzer).
- Moralische Entwicklung (Kohlberg).
- Entwicklung des Gottesbildes (Oser)
- RICHTLINIEN UND LEHRPLÄNE
- DIDAKTISCHE SCHLUSSÜBERLEGUNGEN
- ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGISCHE VORAUSSETZUNGEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text beschäftigt sich mit dem Thema des Bösen und dessen Thematisierung im Religionsunterricht der Primarstufe. Ziel ist es, verschiedene Denkweisen von Gott und dem Verhältnis zum Bösen in der Welt vorzustellen, wobei ein chronologischer Ansatz gewählt wird. Dabei werden die Positionen von den Kirchenvätern bis zur modernen Theologie beleuchtet, wobei der Fokus auf die historischen Kontexte gelegt wird.
- Die Frage nach dem Ursprung des Bösen im Kontext der Schöpfungsgeschichte und der Sündenfallerzählung.
- Die unterschiedlichen Vorstellungen von Gott im Alten Testament und dessen Verhältnis zum Bösen.
- Der Teufel als Verursacher oder Verführer zum Bösen in verschiedenen theologischen und religiösen Traditionen.
- Die Entwicklungspsychologischen Voraussetzungen für die Auseinandersetzung mit dem Thema des Bösen im Religionsunterricht der Primarstufe.
- Die Bedeutung des Themas "Böse" für die religiöse Bildung im Kindesalter.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschäftigt sich mit der Komplexität des Begriffs „Böse“ und seiner Vielschichtigkeit. Es wird verdeutlicht, dass eine allgemeingültige Definition kaum möglich ist, da das Böse sowohl moralisch als auch physisch verstanden werden kann. Die Untersuchung will verschiedene Denkansätze zur Frage von Gott und dem Bösen in der Welt vorstellen, wobei der Fokus auf die historischen und thematischen Verbindungen zum Teufelglauben liegt.
Das Kapitel „Altes Testament“ befasst sich mit der alttestamentlichen Schöpfungsgeschichte und der Rolle der Sünde im Entstehungsprozess des Bösen. Die Einzigartigkeit JHWHs als Gott und dessen Einfluss auf das Böse werden beleuchtet, wobei die Frage nach der Zulässigkeit von Unheil und Leid durch Gott untersucht wird.
Das Kapitel „Neues Testament“ betrachtet die Konzepte des Bösen und des Guten im Neuen Testament und setzt sich mit der Rolle des Teufels als Verursacher und Verführer auseinander.
Das Kapitel „Die Positionen der Kirchenväter“ befasst sich mit verschiedenen Denkmodellen zum Bösen, die von den Kirchenvätern entwickelt wurden. Dazu gehören Konzepte wie „Bonum per malum“, Manichäismus und die Frage nach der menschlichen Freiheit und Prädestination.
Die Kapitel „Reformation und Neuzeit“ und „Das Böse als Thema im Religionsunterricht der Primarstufe“ behandeln die Entwicklung der Theologie und den Umgang mit dem Thema des Bösen in der neuzeitlichen Theologie sowie die Frage nach der pädagogischen Bedeutung des Themas Böse in der religiösen Bildung.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenbereiche des Textes sind: Böse, Theologie, Religionspädagogik, Gottesbild, Teufel, Theodizee, Sündenfall, Sünde, Entwicklungspsychologie, Religionsunterricht, Primarstufe, Moralische Entwicklung, Gottesbild, Schöpfungsgeschichte, Religiöse Entwicklung.
- Quote paper
- Benjamin Seidel (Author), 2003, Das Böse und seine Thematisierung im Religionsunterricht der Primarstufe, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/15472