Vor einer braunen Zimmerwand, deren unterer Bereich durch eine Holzbordüre klar von der glatten Fläche darüber abgetrennt ist, befindet sich eine junge Frau, die nur als Bruststück gegeben ist. Sie steht in ¾-Ansicht nach rechts gewandt, wobei sich ihr Oberkörper jedoch zwischen ¾- und Frontalansicht befindet. Das Inkarnat ist auffällig hell, fast porzellanhaft, was ihr ein puppenhaftes Aussehen verleiht. Die Vornehmheit ihrer aristokratisch anmutenden Blässe wird noch durch den ernsten, fast schon arroganten und gleichgültigen Gesichtsausdruck unterstrichen. Die dunkelbraunen Augen schielen leicht, fixieren dennoch den Betrachter mit einer fast schon unheimlichen Intensität, wobei die leichte Schrägstellung des linken Auges dem Gesicht noch eine “reizvolle Unregelmäßigkeit” verleiht. Die schmalen Schultern und der etwas zu groß geratene Kopf lassen auf ein sehr junges, fast noch kindliches Alter schließen. Bekleidet ist die junge Dame mit einem dunkelblauen Unterkleid oder Mieder, welches einen geraden Abschluss am Dekolleté vorweist. Darüber trägt sie ein Surkot (frz. sur cotte = über dem Kleid), also ein Obergewand in hellerem Blau, dass mit einem weißen Pelzkragen verbrämt ist und von den Schultern aus spitz zur Brustmitte verläuft. Über das bloßliegende Dekolleté ist schließlich ein transparentes Tuch, gelegt worden, dass vorne mit einer Stecknadel am Unterkleid befestigt ist, es wurde seit Ende des 15. Jahrhunderts sowohl von Bürgersfrauen wie auch adligen Damen zum Schutz des hellen Teints getragen. Den schlanken Hals ziert eine fünfreihige Kette aus Gold und hellblauen Perlen. Die streng zurückgekämmten hellbraunen Haare sind unter einer “almost french looking” hohen schwarzen Haube verborgen, nur der Haaransatz ist noch zu erkennen. Vom oberen Ende der röhrenförmigen Haube wurde eine Binde nach vorne um das Kinn und wieder nach hinten geführt, so dass das ohnehin schon sehr helle Antlitz durch eine Art tiefschwarzen Rahmen noch deutlicher ins Auge fällt. Die Haube ist am unteren Rand mit einer goldenen Borte geschmückt, an welcher noch eine kleine Schlaufe befestigt ist, die genau in der Mitte des Haaransatzes unter der Kopfbedeckung hervortritt und wie eine zusätzliche Markierung der Mittelachse des Gesichtes wirkt.
Inhaltsverzeichnis
- Die Niederlande im 15. Jahrhundert
- Petrus Christus - ein bloßer Eklektiker?
- Das Porträt bei Petrus Christus
- Bildnis einer jungen Dame. Die Ikonographie
- Vergleich mit zwei weiteren Frauenporträts
- Versuch einer Benennung der Porträtierten
- Die Datierung
- Ein kleiner Exkurs zur Geschichte des Porträts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Porträt einer jungen Dame von Petrus Christus, einem bedeutenden Vertreter der frühniederländischen Malerei. Sie analysiert das Gemälde im Kontext der politischen und kulturellen Entwicklungen der Niederlande im 15. Jahrhundert und untersucht die Ikonographie des Bildnisses.
- Die politische und wirtschaftliche Situation der Niederlande im 15. Jahrhundert
- Die künstlerische Entwicklung Petrus Christus im Kontext der van Eyck'schen Blütezeit
- Die Ikonographie des Frauenporträts im 15. Jahrhundert
- Die Positionierung von Petrus Christus in der Geschichte des Porträts
- Die Analyse des Porträts einer jungen Dame im Vergleich zu anderen Werken des Künstlers
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Niederlande im 15. Jahrhundert: Dieses Kapitel beschreibt die politische und wirtschaftliche Situation der Niederlande im 15. Jahrhundert und beleuchtet die Expansion des Herzogtums Burgund unter Philipp dem Guten. Es skizziert die politischen und sozialen Konflikte, die zur Folge der territorialen Expansion und des Wirtschaftswachstums entstanden sind.
- Kapitel 2: Petrus Christus - ein bloßer Eklektiker?: Dieses Kapitel analysiert den künstlerischen Stil von Petrus Christus und untersucht seine Beziehung zum Werk Jan van Eycks. Es befasst sich mit der Frage, ob Christus ein bloßer Nachahmer oder ein eigenständiger Künstler war.
- Kapitel 3: Das Porträt bei Petrus Christus: Dieses Kapitel beleuchtet die Porträtmalerei bei Petrus Christus und stellt sie im Kontext der Porträtkunst von Jan van Eyck und Hans Memling dar. Es behandelt die Innovationen, die Christus in der Porträtmalerei eingeführt hat, wie die Verwendung von Interieurs und die Individualisierung der Darstellung.
- Kapitel 4: Porträt einer jungen Dame - Ikonographie: Dieses Kapitel analysiert die Ikonographie des Porträts einer jungen Dame. Es befasst sich mit der Bedeutung der Kleidung, des Hintergrunds und anderer Details im Bild und deutet mögliche Interpretationen des Gemäldes an.
- Kapitel 5: Vergleich mit zwei weiteren Frauenporträts: Dieses Kapitel vergleicht das Porträt einer jungen Dame mit zwei anderen Frauenporträts von Petrus Christus. Es analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Werke und untersucht mögliche Zusammenhänge zwischen den abgebildeten Personen.
- Kapitel 6: Versuch einer Benennung der Porträtierten: Dieses Kapitel versucht, die Identität der im Porträt abgebildeten Frau zu klären. Es berücksichtigt historische Quellen und die Ikonographie des Bildes, um mögliche Namen der Porträtierten zu ermitteln.
- Kapitel 7: Die Datierung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Datierung des Porträts. Es untersucht verschiedene stilistische und kunsthistorische Merkmale des Gemäldes, um einen möglichen Entstehungszeitraum zu ermitteln.
- Kapitel 8: Ein kleiner Exkurs zur Geschichte des Porträts: Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über die Geschichte des Porträts von der Antike bis ins 15. Jahrhundert.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit behandelt die frühniederländische Malerei, insbesondere das Werk Petrus Christus. Zentrale Themen sind die politische und wirtschaftliche Situation der Niederlande im 15. Jahrhundert, die künstlerische Entwicklung Petrus Christus im Kontext der van Eyck'schen Blütezeit, die Ikonographie des Frauenporträts im 15. Jahrhundert, die Positionierung von Petrus Christus in der Geschichte des Porträts sowie die Analyse eines spezifischen Frauenporträts, das im Kontext der anderen Werke des Künstlers untersucht wird.
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- M.A. Isabelle Schütz (Author), 2007, Petrus Christus - Bildnis einer jungen Dame, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/154433