Die Wissenssoziologie wird heute als eine eher philosophische Teildisziplin gesehen,
die zwar Freiraum für vielfältige Unternehmen aufweist, die aber gleichzeitig die
Bodenschwere kontinuierlicher empirischer Arbeiten an einem Gegenstand vermissen
lässt. Bei einer vergleichenden Betrachtung der Wissenssoziologie mit Industrie- oder
Agrarsoziologie wirkt die Wissenssoziologie ziemlich unentschlossen. Dieses äußert sich
daran, dass sie unentschlossen bleibt, ob sie den Anschluss an den jeweils neusten Diskurs
suchen oder lieber ihren Blick gesellschaftlichen Alltagsproblemen zuwenden sollte.
Der Begriff der Wissenssoziologie wurde in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts
von Max Scheller und Karl Mannheim geprägt. Die damaligen Zeitumstände erlaubten
nur eine konzeptuelle Durchführung der Arbeiten, zusätzlich kommt noch der Nationalsozialismus,
der zum Dorn im Auge der Wissenssoziologie wurde. Viele Soziologen
(Mannheim, Schütz) mussten emigrieren und der bis dahin entstandene Denkzusammenhang
wurde unterbrochen. Den konzeptuellen Rahmen legten Mitte der 60er Jahre Berger
und Luckmann in ihrem Buch „Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ vor.
Der von Oevermann 1973 vorgelegte Versuch einer Theorie und Empire der sozialen
Deutungsmuster1 kann im Kontext einer Welle vielfältiger Entwürfe wissenssoziologischer
Art gesehen werden, die allesamt in den 60er und 70er Jahren vorgestellt worden sind. In
den letzten Jahren hat man oft den Versuch unternommen, damals aufgestellte Theorien in
empirische Forschungsarbeiten zu transponieren und zu fragen, wie die theoretischen
Konzepte revidiert werden könnten, um praktikabler zu sein. Ein anderer Gegenstand war,
welche Fragestellungen in damaligen Theorieentwürfen vernachlässig worden sind. Die
heutigen Zeitumstände bilden keine Barriere mehr bei der Beantwortung der Fragen der
Wissenssoziologie, was diese Teildisziplin beflügelt. Eine ausführlichere Auseinandersetzung
mit der Geschichte der Wissenssoziologie haben M. Krüger2 und H. J. Lieber3 sich
vorgenommen und die Ergebnisse hielten sie in ihren Schriften fest.
1 Urlich, Oevermann 1973.
2 Krüger, Marlis 1981.
3 Lieber, Hans-Joachim 1985.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Deutungsmusteransatz“
- Die Bedeutung des Deutungsmusterkonzeptes für die Handlungs- und Kulturanalyse
- Soziale Deutungsmuster und individuelle Derivationen
- Die Übersicht
- Annahmen zur Analyse der Deutungsmuster der ostdeutschen Jugendlichen
- Die Lebenswelt der ostdeutschen Jugendlichen
- Ausmaß des Umbruchs
- Identitätsbildung in der Krisenzeit
- Der Wandel und die Jugend
- \"Unbedingt ein Stück Freiheit\"
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den sozialen Deutungsmustern ostdeutscher Jugendlicher und analysiert, wie diese den gesellschaftlichen Wandel nach der Wende erleben und interpretieren. Sie untersucht, wie die Jugendlichen ihre Lebenswelt, ihre Identität und ihre Handlungsmöglichkeiten in einer sich verändernden Gesellschaft verstehen.
- Soziale Deutungsmuster und ihre Bedeutung für die Handlungs- und Kulturanalyse
- Die Lebenswelt ostdeutscher Jugendlicher im Kontext des gesellschaftlichen Umbruchs
- Identitätsbildungsprozesse in der Krisenzeit
- Der Wandel und die Auswirkungen auf die Jugend
- Die Rolle von Freiheit und Selbstbestimmung in der Lebenswelt der Jugendlichen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Bezug zur Wissenssoziologie her und erläutert die Bedeutung des Deutungsmusteransatzes für die Analyse sozialer Phänomene.
- „Deutungsmusteransatz“: Dieses Kapitel erläutert das Konzept der sozialen Deutungsmuster und die verschiedenen Ansätze in der Forschung. Es beleuchtet die Bedeutung des Deutungsmusterkonzeptes für die Handlungs- und Kulturanalyse und die Beziehung zwischen sozialen Deutungsmustern und individuellen Derivationen.
- Annahmen zur Analyse der Deutungsmuster der ostdeutschen Jugendlichen: Dieses Kapitel beschreibt die theoretischen Annahmen, die der Analyse der Deutungsmuster zugrunde liegen.
- Die Lebenswelt der ostdeutschen Jugendlichen: Dieses Kapitel befasst sich mit der Lebenswelt der ostdeutschen Jugendlichen und beschreibt die Herausforderungen, denen sie im Kontext des gesellschaftlichen Wandels gegenüberstehen.
- Ausmaß des Umbruchs: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen des Umbruchs auf die Lebenswelt der Jugendlichen.
- Identitätsbildung in der Krisenzeit: Dieses Kapitel untersucht die Prozesse der Identitätsbildung im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen und Krisen.
- Der Wandel und die Jugend: Dieses Kapitel beleuchtet die Auswirkungen des Wandels auf die Jugend und ihre Lebensbedingungen.
- "Unbedingt ein Stück Freiheit": Dieses Kapitel analysiert die Rolle von Freiheit und Selbstbestimmung in der Lebenswelt der Jugendlichen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Soziale Deutungsmuster, Wissenssoziologie, Handlungs- und Kulturanalyse, Ostdeutschland, Jugend, Lebenswelt, Wandel, Identität, Freiheit, Selbstbestimmung.
- Arbeit zitieren
- Justyna Andziak (Autor:in), 2003, Soziale Deutungsmuster der ostdeutschen Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/15398