Geht es bei der Umsetzung von mehr Bewegung im Schulalltag lediglich um ein zu lange aufgeschobenes Korrektiv zum Stillsitzen ganzer Generationen im Klassenraum? Hat der Sportpädagoge Lütgeharm gar Recht mit seiner Einschätzung, Schule sei [wegen des strukturell vorgegebenen Bewegungsmangels] ein „besonders gesundheitsgefährdendes soziales Umfeld“ ?
Bei einer quantitativ wie qualitativ angelegten Bestandsaufnahme zur Verbreitung und Verankerung von „Bewegung in der Schule“ müsste man vermutlich feststellen, dass die Institution Schule im Alltagsverständnis immer noch mehr als Sitz- und Gesprächsraum denn als ein Bewegungsraum verstanden wird. Bewegung innerhalb der Schule findet in der Regel und nach wie vor in zweckbestimmten Räumen und zu streng vorgegebenen Zeiten statt, z.B. in Turnhallen, auf Schulhöfen, im Rahmen des Sportunterrichts, während der Pausen.
Seit Mitte der 1980er Jahre ist man bemüht, diesem Anspruch gerecht zu werden und es wird - ausgehend von der Schweiz – nun auch hierzulande der Versuch unternommen, „einen Zusammenhang zwischen Bewegung, Gesundheit, Lernen und Schule herzustellen und zu begründen sowie auf der Grundlage der theoretischen Reflexion auch praktisch umzusetzen.“
Im Bundesland Niedersachsen ist man seit Mitte der 1990er Jahre dabei, die Schulen des Landes vom „Sitzdiktat“ zu befreien. Dies geschieht zum Teil „von unten“, auf pädagogische Eigeninitiative vor allem im Grundschulbereich, aber und vor allem auch „von oben“ mit dem Niedersächsischen Kultusministerium als Initiator.
Ein Beispiel einer solch „praktischen Umsetzung“ im Lande Niedersachsen soll nun im Folgenden näher betrachtet werden. Es soll deutlich gemacht werden, inwiefern Bewegung in der Schule nicht etwa als reines Kompensations- und Funktionselement dient, sondern warum Bewegung als Bildungsmöglichkeit intendiert ist.
Ausgangspunkt für diesen Untersuchungsgegenstand ist zum einen die Frage, welche konkreten Elemente bewegter Schule ein- und umgesetzt werden, zum zweiten wird gefragt: Welche Konsequenzen lassen sich ableiten aus den Ansprüchen an die Bewegte Schule? Sind diese Ansprüche aus verschiedener Perspektive (Kultusministerium, Schulleitung, Lehrkräfte, Schüler, Eltern) miteinander kompatibel?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Problematik von Erkenntnisgewinnung und Evaluation (bei) der Längsschnittstudie von Müller & Petzold zur „Bewegten Schule“.
- Was ist (eine) „Bewegte Schule“?
- Fragen an den Schulleiter Hans-Dieter Bielefeld..
- Elemente bewegter Schulkultur an der Franzenburger Schule.
- Beobachtungen außerhalb des Unterrichts.
- Elemente in der bewegten Pause ..
- Beobachtungen im Unterricht
- Bewegtes Sitzen
- Bewegungspausen
- Bewegter Unterricht.
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Konzept der „Bewegten Schule“ am Beispiel der Franzenburger Schule in Cuxhaven-Altenwalde. Ziel ist es, die konkreten Elemente und Strategien dieser Schulkultur aufzuzeigen und die Auswirkungen auf den Schulalltag zu beleuchten. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit der Frage, wie Bewegung als Bildungsmöglichkeit verstanden und eingesetzt werden kann.
- Die Bedeutung von Bewegung im Schulalltag
- Die Umsetzung des Konzeptes „Bewegte Schule“ an der Franzenburger Schule
- Die Auswirkungen der „Bewegten Schule“ auf Schüler, Lehrkräfte und Eltern
- Die Rolle von Bewegung in der pädagogischen Bildung
- Kritische Reflexion der Längsschnittstudie von Müller & Petzold zur „Bewegten Schule“
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Frage nach der Relevanz des Konzeptes „Bewegte Schule“ in der heutigen Gesellschaft und beleuchtet die historischen Wurzeln der Bewegungspädagogik.
- Zur Problematik von Erkenntnisgewinnung und Evaluation (bei) der Längsschnittstudie von Müller & Petzold zur „Bewegten Schule“: Dieses Kapitel hinterfragt die Aussagekraft der Longitudinalstudie von Müller & Petzold und kritisiert die methodischen Herausforderungen bei der Evaluation von Konzepten wie der „Bewegten Schule“.
- Was ist (eine) „Bewegte Schule“?: Dieses Kapitel zeichnet die Entwicklung des Konzeptes „Bewegte Schule“ seit den 1990er Jahren nach und beleuchtet die verschiedenen Ansätze und Zielsetzungen.
- Fragen an den Schulleiter Hans-Dieter Bielefeld..: Dieses Kapitel enthält ein Interview mit dem Schulleiter der Franzenburger Schule, welches Aufschluss über die konkreten Ziele und Strategien der „Bewegten Schule“ gibt.
- Elemente bewegter Schulkultur an der Franzenburger Schule: Dieses Kapitel beschreibt die beobachteten Elemente der „Bewegten Schule“ an der Franzenburger Schule, sowohl im Unterricht als auch außerhalb des Unterrichts.
Schlüsselwörter
Bewegte Schule, Bewegungspädagogik, Schulentwicklung, Bildung, Lernen, Gesundheitsförderung, Pädagogisches Konzept, Empirische Forschung, Längsschnittstudie, Evaluation, Praxisbezug, Bewegung im Unterricht, Bewegungspausen, Bewegte Pause.
- Arbeit zitieren
- Nikolaos Jäger (Autor:in), 2009, Das Konzept „Bewegte Schule“. Elemente, Strategien, Ziele, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/153963