„Neuseeland ist Weltmeister beim Export verschiedener Milchprodukte. Kein Wettbewerber kann vergleichbar günstig Milch produzieren. Neuseeland ist einer der wichtigsten Akteure auf dem globalen Milchmarkt. Das Land ist zwar nur der achtgrößte Milchproduzent der Welt, aber rund 95 Prozent der verarbeiteten Milchprodukte werden exportiert. Das macht das Land neben der EU zum größten Anbieter von Milchprodukten weltweit. Am globalen Handel hat Neuseeland einen Anteil von rund einem Drittel. Beim Export von Butter, Magermilchpulver und Kasein ist Neuseeland Weltspitze, bei der Ausfuhr von Käse und Vollmilchpulver liegt es auf dem zweiten Rang.“ Die Vormachtstellung Neuseelands auf dem globalen Milchmarkt im 21. Jahrhundert wird hier deutlich. Schon 1913 war Neuseeland der größte Exporteur von Milchprodukten. Wie kam es dazu, dass die Milchwirtschaft dieses vom europäischen Markt räumlich weit entfernten Landes an solch eine Spitzenposition avancierte? Aufbauend auf den Vortrag „Milch und Milchwirtschaft in Neuseeland“ aus dem Seminar „Weltmarkt, nationale und globale Märkte. Eine ökonomische Verflechtungsge-schichte des 19. Jahrhunderts“ soll die vorliegende Arbeit untersuchen, wie sich die neuseeländische dairy industry konstituierte und welche Faktoren die Genese möglich gemacht haben. Aufbauend auf einer Untersuchung, wie die milchwirtschaftliche Arbeit in Neuseeland organisiert war und welche Auswirkungen beispielweise die spezielle Wirtschaftsform der Kooperativen mit sich brachte, soll das Thema erschlossen werden. Darüber hinaus soll sich der Blick auf die finanzpolitischen und legislativen Aktivitäten des Staates richten. Davon ausgehend können verschiedene Interpretationsebenen betreten werden, welche sich den sozialen und ideologischen Auswirkungen aus der Milchwirtschaft Neuseelands des endenden 19. und begin-nenden 20. Jahrhunderts widmen.
Die Ausführungen basieren vorwiegend auf den Forschungsergebnissen Philippa Mein-Smiths, die sich in mehreren Werken mit der politischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt kulturellen Landschaft Neuseelands auseinander gesetzt hat. Horace Belshaw und H. G. Philpott lieferten ebenfalls einige aufschlussreiche und detaillierte Forschungen zur neuseeländischen dairy industry ab, an denen sich die vorliegende Arbeit orientiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITEND
- 2. HINFÜHREND: ENTSTEHUNG DER MODERNEN MILCHWIRTSCHAFT
- 3. GRUNDZÜGE DER NEUSEELÄNDISCHEN MILCHWIRTSCHAFT
- 3.1. NEUSEELAND ALS SIELDUNGSKOLONIE NEUENGLISCHEN TYPS
- 3.2. „VORINDUSTRIELLE“ ZEIT IN NEUSEELAND
- 3.3. INFRASTRUKTURELLE GRUNDLAGEN
- 3.4. ORGANISATION DES EXPORTS
- 4. ORGANISATION DER ARBEIT
- 4.1. ARBEITSVERHÄLTNISSE
- 4.1.1. MANGEL AN LOHNARBEIT
- 4.2. KOOPERATIONEN
- 4.2.1. BABCOCK-Tester
- 4.2.2. VEREINIGUNGEN
- 4.1. ARBEITSVERHÄLTNISSE
- 5. STAATSEINLENKUNG
- 5.1. DARLEHENSPOLITIK
- 5.2. GESETZGEBUNG
- 5.3. ABWICKLUNG DER FINANZIERUNGEN
- 5.4. ZWISCHENFAZIT
- 6. ÜBERWACHUNGEN
- 6.1. AUSBILDUNG
- 6.2. DAIRY DIVISION
- 6.2.1. AUFBAU DER DAIRY DIVISION
- 7. SOZIOKULTURELLE AUSWIRKUNGEN
- 7.1. MARKETINGSTRATEGIEN UND -MAẞNAHMEN
- 7.2. THE DAIRY COW AS AN EMPIRE BUILDER“
- 7.3. MILCH ALS „BODY-BUILDER“
- 7.4. YEOMAN-FARMER ALS RÜCKGRAT DES LANDES
- 7.5. ARKADISCHER MYTHOS AUS DER BIBEL
- 7.6. VERWANDLUNG DER MAORIS VON KRIEGERN ZU ARBEITERN
- 8. ABSCHLIEBEND
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Konstitution der neuseeländischen Milchwirtschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert. Sie beleuchtet die Faktoren, die die Entstehung dieser Industrie ermöglichten, und untersucht die Organisation der milchwirtschaftlichen Arbeit sowie die Auswirkungen der genossenschaftlichen Wirtschaftsform. Des Weiteren befasst sich die Arbeit mit den finanzpolitischen und legislativen Aktivitäten des Staates sowie den sozialen und ideologischen Folgen der Milchwirtschaft.
- Entstehung der neuseeländischen Milchwirtschaft im 19. Jahrhundert
- Organisation der Arbeit und Bedeutung von Kooperativen
- Rolle des Staates in der Milchwirtschaft
- Soziokulturelle Auswirkungen der Milchwirtschaft
- Ideologische Konzepte und Mythenbildung im Kontext der Milchwirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt die besondere Rolle Neuseelands als Milchproduzent und -exporteur im 21. Jahrhundert dar. Es wird die Frage aufgeworfen, wie die Milchwirtschaft dieses Landes zu einer solch dominanten Position gelangte. Kapitel 2 beleuchtet die Entstehung der modernen Milchwirtschaft im 19. Jahrhundert und die damit verbundenen Entwicklungen in der Landwirtschaft. Im dritten Kapitel werden die Grundzüge der neuseeländischen Milchwirtschaft vorgestellt, einschließlich der Geschichte der Siedlungskolonie, der Organisation des Exports sowie der Infrastruktur und Arbeitsverhältnisse. Kapitel 4 widmet sich der Organisation der Arbeit in der Milchwirtschaft, insbesondere den Arbeitsbedingungen und der Rolle von Kooperativen. Das fünfte Kapitel behandelt die Einmischung des Staates in die Milchwirtschaft durch Darlehen, Gesetzgebung und Finanzierungen. Kapitel 6 beschäftigt sich mit den Überwachungsmaßnahmen in der Milchwirtschaft, insbesondere mit der Ausbildung und der Arbeit der Dairy Division. In Kapitel 7 werden die soziokulturellen Auswirkungen der Milchwirtschaft beleuchtet, darunter Marketingstrategien, die Rolle der Milchkuh als „Empire Builder“ sowie die Vermittlung von ideologischen Konzepten und Mythen.
Schlüsselwörter
Neuseeland, Milchwirtschaft, dairy industry, Kolonialgeschichte, Siedlungskolonien, 19. Jahrhundert, Organisation der Arbeit, Kooperativen, Staatseingriffe, Soziokulturelle Auswirkungen, Ideologie, Mythenbildung, Marketingstrategien
- Arbeit zitieren
- Lena Maier (Autor:in), 2009, Die prosperierende Milchwirtschaft Neuseelands im ausgehenden 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/153403