1719 kann als ein Meilenstein in der Geschichte der Englischen Literatur gesehen werden. In
jenem Jahr wurde der Roman Robinson Crusoe erstmals in England veröffentlicht, ein Werk,
welches einen großen Anteil daran trug, die Gattung ‚Roman’ weitläufig populär zu machen.
Beschränkten sich Romane bis dato eher auf außerliterarische Veröffentlichungen von
Tagebüchern, Autobiografien, Briefen, Verbrecherbiografien sowie Reiseberichten (vgl.
SEEBER 1999: 175.), so gab es im 18. Jahrhundert erste Entwicklungen hin zum fiktiven
Romangeschehen, wobei der Roman Defoes hier als ein erster Höhepunkt zu werten ist.
Wie später noch gezeigt werden wird (Kapitel 4), ist Robinson Crusoe ein sehr religiös
geprägter Roman. Ein Schiffbrüchiger, der sich in jungen Jahren gegen den Willen des Vaters
zur Seefahrt entschieden hatte, findet allein auf einer einsamen Insel vor der Küste
Südamerikas Trost und Zuflucht im Glauben an Gott. Vom zunächst nach rein
kaufmännischen Motiven Handelnden wandelt sich Robinson zum gläubigen Christen und
bekehrt sogleich einen Eingeborenen. Schließlich findet er einen Weg zurück nach England,
wo er aufgrund alter Besitztümer schnell zu Reichtum gelangt.
Bisherige Veröffentlichungen behandelten vornehmlich die politische Biografie
Daniel Defoes und ließen seine religiösen Anschauungen dabei weitgehend außer Acht2.
Stamm führt in seiner Ausarbeitung eine solche religiöse Aufarbeitung des Lebens von Defoe
an, zieht jedoch keine Rückschlüsse hinsichtlich der von Defoe veröffentlichten Romane (vgl.
STAMM o.J.: 342f.).
Inhalt dieser Arbeit soll es nun sein, bislang nicht weiter untersuchte Parallelen
zwischen der Person Defoes und seinem Werk Robinson Crusoe in Bezug auf religiöse
Motive aufzudecken. Meine Fragestellung soll hier lauten, inwieweit die religiöse Auffassung
Crusoes der von Daniel Defoe entspricht. Ausgehend von dieser Frage werde ich zunächst das
Leben Daniel Defoes präsentieren sowie im weiteren Verlauf mein Hauptaugenmerk auf
dessen religiöse Motive legen. In einem nächsten Schritt wird der Roman werkimmanent auf
seine religiöse Funktion hin untersucht und anschließend Vergleiche zwischen dem Leben
Defoes und seinem Werk Robinson Crusoe hergestellt. Schließlich werde ich meine
Ergebnisse in einem gesonderten Punkt zusammenfassen.
1 Seeber 1999: 179.
2 Dies ist bei William P. Trent der Fall, welcher in seinem Werk Daniel Defoe. How to know him. eine rein
chronologische Betrachtungsweise verfolgt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Das Leben des Daniel Defoe
- 3 Christliche Bewegungen im 18. Jahrhundert
- 3.1 Der Puritanismus
- 3.2 Das Dissentertum
- 4 Das religiöse Motiv in Daniel Defoes Robinson Crusoe
- 5 Verbindungen zwischen Leben und Werk
- 6 Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die religiösen Motive im Roman „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe und stellt diese in Beziehung zu Defoes eigenem Leben und seinen religiösen Ansichten. Das Ziel ist es, Parallelen zwischen der fiktiven Figur Crusoes und dem realen Daniel Defoe im Kontext der christlichen Bewegungen des 18. Jahrhunderts aufzuzeigen.
- Die religiösen Ansichten Daniel Defoes
- Die Bedeutung des christlichen Glaubens in Robinson Crusoes Überlebenskampf
- Die Parallelen zwischen Defoes Leben und dem Roman „Robinson Crusoe“
- Der Einfluss des Puritanismus und Dissentertums auf Defoes Werk
- Die Rolle von Glaube und Moral in der Entwicklung der Hauptfigur Crusoe
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung und stellt die Thematik des religiösen Motivs in "Robinson Crusoe" vor. Kapitel zwei behandelt die Lebensgeschichte Daniel Defoes, beleuchtet seine puritanische Herkunft und sein Engagement im Dissentertum. Kapitel drei analysiert die christlichen Bewegungen des 18. Jahrhunderts, darunter der Puritanismus und das Dissentertum, um die religiöse Landschaft, in der Defoe lebte und schrieb, zu kontextualisieren. Kapitel vier untersucht den Roman "Robinson Crusoe" im Hinblick auf seine religiösen Elemente und wie der Glaube Crusoe auf seiner einsamen Insel hilft. Schließlich analysiert Kapitel fünf die Verbindungen zwischen Defoes Leben und seinem Werk, insbesondere im Hinblick auf die religiösen Aspekte.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Daniel Defoe, Robinson Crusoe, Puritanismus, Dissentertum, religiöse Motive, christlicher Glaube, Überlebenskampf, Parallelen zwischen Leben und Werk, 18. Jahrhundert, englische Literatur, Roman. Die Arbeit befasst sich mit der religiösen Ausrichtung des Romans "Robinson Crusoe" und untersucht die Beziehung zwischen Defoes Leben und seinem Werk im Kontext des Puritanismus und Dissentertums.
- Arbeit zitieren
- Björn Siemers (Autor:in), 2002, Das religiöse Motiv in Robinson Crusoe, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/15303