Auf den Vermögensmärkten werden Erwartungen gehandelt. Wertpapiere sind
Ansprüche auf künftige Erträge. Mit der zunehmenden Komplexität der
Finanzprodukte haben sich die Werte immer weiter von der realen
Wirtschaftsentwicklung entfernt. Es werden nicht nur Erwartungen gehandelt,
sondern Erwartungen von Erwartungen von Erwartungen. Erfahrungsgemäß
unterliegen derartige Bewertungen dann starken Volatilitäten und überzogenen
Hoffnungen und Befürchtungen, die von den Investoren im Herdentrieb verstärkt
werden. Die daraus resultierenden Blasen und Krisen haben nicht nur Folgen für
Spekulanten und Vermögensbesitzer, sondern auch für die Realwirtschaft.
Der wohl jüngste Fall einer Preisblase ist die US-Immobilienkrise. Die Folgen
dieser Krise dauern bis heute an. Die Krise ist Folge eines spekulativ aufgeblähten
Wirtschaftswachstums in den USA und einer weltweiten kreditfinanzierten
Massenspekulation. Die Krise äußerte sich weltweit zunächst in Verlusten und
Insolvenzen bei Unternehmen der Finanzbranche und seit Ende des Jahres 2008
auch in der Realwirtschaft.
Zunächst möchte ich die Begriffe Preisblase und Vermögensmarkt definieren. Da
ich in dieser Arbeit immer wieder Ereignisse aus der Praxis als Beispiel
heranziehen möchte, gebe ich im zweiten Kapitel einen kurzen Überblick über die
in der Vergangenheit realisierten Preisblasen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich
mit den Ursachen von Vermögenspreisblasen. Im nächsten Kapitel gehe ich auf
die Folgen spekulativer Blasen ein. Das Resümee rundet die Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsbestimmung
a) Vermögensmärkte
b) Preisblasen
3. Bekannte Vermögenspreisblasen der Vergangenheit
4. Ursachen von Preisblasen
5. Folgen von Preisblasen
6. Resümee
Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Internetquellen
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Effekte von Vermögenspreisblasen 16
1. Einleitung
Auf den Vermögensmärkten werden Erwartungen gehandelt. Wertpapiere sind Ansprüche auf künftige Erträge. Mit der zunehmenden Komplexität der Finanzprodukte haben sich die Werte immer weiter von der realen Wirtschaftsentwicklung entfernt. Es werden nicht nur Erwartungen gehandelt, sondern Erwartungen von Erwartungen von Erwartungen. Erfahrungsgemäß unterliegen derartige Bewertungen dann starken Volatilitäten und überzogenen Hoffnungen und Befürchtungen, die von den Investoren im Herdentrieb verstärkt
werden. Die daraus resultierenden Blasen und Krisen haben nicht nur Folgen für Spekulanten und Vermögensbesitzer, sondern auch für die Realwirtschaft.1
Der wohl jüngste Fall einer Preisblase ist die US-Immobilienkrise. Die Folgen dieser Krise dauern bis heute an. Die Krise ist Folge eines spekulativ aufgeblähten Wirtschaftswachstums in den USA und einer weltweiten kreditfinanzierten Massenspekulation. Die Krise äußerte sich weltweit zunächst in Verlusten und Insolvenzen bei Unternehmen der Finanzbranche und seit Ende des Jahres 2008 auch in der Realwirtschaft.
Zunächst möchte ich die Begriffe Preisblase und Vermögensmarkt definieren. Da ich in dieser Arbeit immer wieder Ereignisse aus der Praxis als Beispiel heranziehen möchte, gebe ich im zweiten Kapitel einen kurzen Überblick über die in der Vergangenheit realisierten Preisblasen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den Ursachen von Vermögenspreisblasen. Im nächsten Kapitel gehe ich auf die Folgen spekulativer Blasen ein. Das Resümee rundet die Arbeit ab.
2. Begriffsbestimmung
a. Vermögensmarkt
Die Makroökonomie unterscheidet drei Märkte. Den Gütermarkt, den Vermögensmarkt und den Arbeitsmarkt. Auf dem Gütermarkt werden Produktionsentscheidungen getroffen und das Einkommensniveau bestimmt. Der Arbeitsmarkt bestimmt in Abhängigkeit von Produktionsniveau, Lohnniveau und Preisniveau das Beschäftigungsniveau. Der Vermögensmarkt, der auch als Geldmarkt bezeichnet wird, stellt die Entscheidungsmöglichkeiten zur Haltung von Vermögen dar. Dabei wird das Zinsniveau über die zahlreichen Dispositionen von Geld, verzinsliche Finanzanlagen und Sachvermögen bestimmt.2
b. Preisblasen
Eine rationale Preisblase ist eine dauerhaft positive Abweichung des Wertpapierpreises von seinem fundamentalen Wert. Fundamentalrenditen hängen von der Geschäftsentwicklung der Aktiengesellschaft ab, während Bubble- Renditen ausschließlich aus der Zahlungsbereitschaft der Anleger resultieren. Der Wert der spekulativen Blasen und der Wert des Fundamentalteils schwanken, dadurch bewirken Bubbles in der Regel verstärkte absolute Preisfluktuationen.3 Der hohe Anstieg der Vermögenswerte wird durch Erwartungsbildungen generiert. Dadurch werden profitorientierte Investoren angezogen, die weniger an Nutzen oder an der Ertragskraft des Vermögenswertes interessiert sind. Die Investoren wissen also von den überzogenen Preisen und der Gefahr des Preisverfalls, investieren aber dennoch, da die Ertragserwartung ausreichend hoch ist.4 Verlieren die Investoren ihren Glauben, kommt es zum Crash und die
Börsenkurse schrumpfen wieder auf ihren Fundamentalwert. In der Praxis ist es nicht immer leicht festzustellen, ob Aktienkurse eine Blase enthalten.5
Man unterscheidet intrinsische und externe Blasen. Bei intrinsischen Bubbles reagieren der Fundamentalteil und die Blasen-Komponente auf gleichartige Nachrichten, so dass bei einer fundamental bedeutsamen Nachricht der Aktienkurs überreagiert. Auf diese Überreaktion folgt später keine Korrektur, was zu betragsmäßig erhöhten Renditen führt, ohne dass der Mittelwert verändert wird. Die Renditen einer intrinsischen Bubble sind positiv mit denen der Fundamentalkomponente korreliert. Bei externen Blasen ist das nicht der Fall.6
Bei der traditionellen Aktienkursbewertung, der fundamentalen Bewertung, entspricht der Kurs einer Aktie immer dem sogenannten fundamentalen Wert und wächst mit der angemessenen Ertragsrate, wenn man ihn um Dividendenzahlungen korrigiert. Die angemessene Ertragsrate wird bei Risikoaversion mit dem CAPM bestimmt, bei Risikoneutralität entspricht sie dem risikofreien Zinssatz.
Der Aktienkurs pt entspricht dem Fundamentalwert Ft plus einer Bubbel Bt. Der Fundamentalwert repräsentiert die abdiskontierte erwartete Dividende und den abdiskontierten erwarteten Liquidationserlös. Der Wert der Blase entsteht durch die Zahlungsbereitschaft der Investoren. Beide Komponenten wachsen mit dem Diskontfaktor Rf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Fundamentalkomponente kann Dividenden zahlen, so dass der nicht dividendenberechtigte Fundamentalteil langsamer als mit Rf wächst. Bubbels können keine Dividendenzahlung leisten. Der Wert der Bubbels ergibt sich folgendermaßen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Bekannte Vermögenspreisblasen der Vergangenheit
Tulpenmanie 1637:
Die wohl erste definierte Preisblase ist die niederländische Tulpenmanie im 16. Jahrhundert. Dabei wurden besondere Tulpenzwiebeln mit dem Namen „Semper Augustus“ aus der Türkei nach Holland importiert. Die spezielle Züchtung und das begrenzte Angebot führten zu enormen Preisen. So entsprach im Winter 1636 der Preis einer Tulpenzwiebel dem vierzigfachen Jahreseinkommen eines Zimmermanns.7 Kurz darauf am 07.02.1637 platze die Blase. Auf einer Auktion fanden sich nicht genügend Käufer für die Blumen. Es folgte ein massiver Preisverfall.8
South Sea Bubble 1720:
Die 1711 gegründete South Sea Trading Company vertrieb in einer Monopolstellung Waren aus fernen Ländern und Sklaven. Das neue Geschäftsfeld wirkte sehr anziehend auf Investoren und versprach hohe Gewinne. Den ersten großen Erfolg landete die South Sea Company nicht mit dem Warenhandel, sondern bei der britischen Regierung. Sie übernahm im Januar die Staatsschulden der Bank von England in der Höhe von neun Millionen Pfund bei einer Verzinsung von sechs Prozent jährlich und erhielt dafür das Recht, zusätzliche Aktien auszugeben. Dies entspricht einer Kapitalerhöhung. Der Aktienkurs mit einem Nennwert von 100 Pfund lag Anfang 1720 noch bei 120 Pfund und stieg bis Juli auf ein Rekordhoch von 950 Pfund. Die britische Regierung erließ ein
Gesetz, den Bubble-Act, der es börsennotierten Unternehmen verbot sich außerhalb des ursprünglichen Geschäfts zu betätigen. Als einige Firmen aufflogen verloren die Anleger das Vertrauen in die Unternehmen. Bis dahin war keine einzige Dividende gezahlt worden, der erste Zahltermin war der 1. August. Erst jetzt wurde deutlich, dass die Mittel nicht vorhanden waren. Die ersten Anleger wollten schnell noch ihre Gewinne umsetzen und verkauften ihre Papiere. Währenddessen fielen die Aktien der Gesellschaft nach dem 18. August von über 800 Pfund auf 200 und innerhalb eines halben Monates noch tiefer. Im Dezember näherte sich der Wert den ursprünglichen Nennwert von 100 Pfund. Die Folge war eine allgemeine Rezession. Handel und Produktion gingen zurück, nachdem mehrere Investoren hohe Summen verloren hatten. Die leitenden Mitarbeiter der South Sea Company wurden von der britischen Regierung verantwortlich gemacht und juristisch verfolgt. Die South Sea Company wurde nicht aufgelöst und handelte weiter, bis sie in den Reformen der 1850er aufgelöst wurde. Die Kosten wurden von der East India Company und der Bank von England getragen.9
Gleichzeitig kollabierte die Mississippiblase in Frankreich, so dass internationale Aktionäre die Entwicklung verstärkten.
Die „new economy“ Preisblase in den USA 1929 – 1933:
Das erste Ereignis im 20. Jahrhundert, das mit einer Vermögenspreisblase assoziiert wird, war der Zusammenbruch der Börsenkurse in den USA in den Jahren 1929 bis 1933. In den 1920er Jahren verzeichnete die US-Wirtschaft enormes Wachstum, welches durch „new economy“ Unternehmen getragen wurde. Etwa um 1925 sorgten sich die ersten Politikern und Wirtschaftsexperten, um die stark anschwellenden Aktienkurse. Sie forderten geldpolitische Intervention, da man die Entwicklungen für eine Aktienpreisblase hielt. Die damals führenden Geldpolitiker wendeten jedoch hiergegen ein, dass restriktivere
Maßnahmen zur „Marktverlangsamung“ in der restlichen Wirtschaft noch viel größere Schäden erzeugen könnten.
Erst im Jahr 1928 erfolgte die Einsicht, dass die Kursbewegungen geldpolitisch zu maßregeln sein. Da man es aufgrund alternativer Finanzierungsmöglichkeiten für ineffektiv hielt, einfach die Kreditvergabe an Wertpapierhändler zu beschränken, folgte man dem Rat, die Zinsen anzuheben, was dann bis August 1929 auch geschah. In der Folge brachen die Wertpapierkurse zusammen. Dieser Kurssturz wird heute allerdings nicht mehr als alleinige Ursache für die folgende große Depression gesehen. Vielmehr hatten sich bereits zuvor wesentliche wirtschaftliche Rahmendaten deutlich verschlechtert. Dies führte in Verbindung mit dem aggressiv-restriktiven Kurs der Zentralbank dazu, dass erhebliche Vermögenswerte vernichtet wurden. Das betraf nicht nur Aktienkurse, sondern auch Grundstückspreise. Beiden Vermögensarten wurden sehr oft als Sicherheit für Bankkredite gegeben, deshalb kam es zu einer Kreditklemme.
[...]
1 Vgl. Dauderstädt, Michael, http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05598.pdf, (20.11.2009).
2 Vgl. Tomann, Horst (2006), S. 116.
3 Vgl. Köddermann, Ralf (1993), S. 7.
4 Vgl. Grothmanns, Robert (2008), S. 3.
5 Vgl. Binswanger, Mathias (2002), S. 321.
6 Vgl. Köddermann, Ralf (1993), S. 129.
7 Vgl. Genze, Felix (2006), S. 8.
8 Vgl. Genze, Felix (2006), S. 9.
9 Vgl. Schmeh, Klaus (2002), S. 178-179.