Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob sich Bildungsstandards und klassische Bildungstheorien gegenseitig ausschließen.
Die aktuelle Bildungspolitik in Deutschland hat sich seit der Teilnahme an internationalen Vergleichsstudien wie PISA 2000 auf die Entwicklung von Bildungsstandards fokussiert. Durch diese wird bestimmt, welche Fähigkeiten in welchem Ausmaß je nach Schulform, Jahrgangsstufe und Schulfach zu erreichen sind. In der Expertise von Klieme et al. wird dabei auf das Problem hingewiesen, dass ein Konsens auf nationaler Ebene bezüglich inhaltlich bestimmter Bildungsziele nur schwer herzustellen sei. Daher biete das Konzept der Bildungsstandards einen pragmatischen Kompromiss an, indem es die grundlegenden Fähigkeiten, über die Konsens herrscht, wie selbstständiges lebenslanges Lernen, kritische Entscheidungsfähigkeit und Übernahme der Staatsbürgerrolle, in ein systematisches Modell zu bringen versucht. Hierbei werden notwendigerweise konkrete Bildungsinhalte, an denen diese Fähigkeiten geübt werden sollen, offengelassen.
Verglichen mit klassischen Bildungstheorien wird diese Entwicklung häufig kritisch betrachtet und mit der Befürchtung begleitet, dass hierdurch eine Verkürzung der Bedeutung von Bildung zugunsten der Messbarkeit stattfinde. Testung, internationale Konkurrenz und die Auffassung von Bildung als Humankapital stehen dem Ziel der Erziehung zu Autonomie und Mündigkeit gegenüber.
Somit stellt sich die Frage, ob sich Bildungsstandards und klassische Bildungstheorien gegenseitig ausschließen. Um sich dieser Frage anzunähern, findet zunächst eine grundlegende Definition der zentralen Begriffe statt. Darauf folgt die Darstellung eines klassischen Bildungskonzepts am Beispiel von Wilhelm v. Humboldt sowie eines aktuellen Beitrags zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards von Klieme et al., welche im Anschluss miteinander verglichen und diskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition
- Bildung
- Erziehung
- Bildungsstandards
- Der Bildungsbegriff bei Wilhelm v. Humboldt
- Nationale Bildungsstandards
- Gegenüberstellung der Bildungskonzepte
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Vereinbarkeit von Bildungsstandards und klassischen Bildungstheorien. Sie analysiert kritisch die aktuelle Fokussierung der Bildungspolitik auf messbare Leistungsstandards im Kontext internationaler Vergleichsstudien und setzt diese in Beziehung zu einem klassischen Bildungskonzept, repräsentiert durch Wilhelm von Humboldt.
- Definition und Abgrenzung der Begriffe Bildung, Erziehung und Bildungsstandards
- Humboldts Konzept der allgemeinen Bildung und seine Kritik an berufsorientierter Spezialisierung
- Analyse der nationalen Bildungsstandards und der damit verbundenen Kritikpunkte
- Vergleich der beiden Bildungskonzepte hinsichtlich ihrer Ziele und Methoden
- Diskussion der Frage nach dem Verhältnis von Messbarkeit und Bildungsinhalten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Vereinbarkeit von Bildungsstandards und klassischen Bildungstheorien. Das Kapitel "Definition" klärt die zentralen Begriffe Bildung, Erziehung und Bildungsstandards. Im Kapitel "Der Bildungsbegriff bei Wilhelm v. Humboldt" wird Humboldts Konzept der allgemeinen Bildung mit seinem Fokus auf die Entfaltung aller menschlichen Fähigkeiten dargestellt. Das Kapitel "Nationale Bildungsstandards" beschreibt einen aktuellen Ansatz zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards und die damit verbundenen Herausforderungen und Kritikpunkte, u.a. die Gefahr der Reduktion von Bildung auf Messbarkeit. Der Vergleich der Konzepte erfolgt in einem späteren Kapitel (nicht in diesem Preview enthalten).
Schlüsselwörter
Bildungsstandards, Leistungsstandards, Allgemeine Bildung, Wilhelm von Humboldt, Nationale Bildungsstandards, Kompetenzmodelle, Messbarkeit, Autonomie, Mündigkeit, Bildungstheorien, Erziehung.
- Arbeit zitieren
- Deborah Weißer (Autor:in), 2016, Leistungsstandards ohne Bildungsziel? Bildungsstandards und klassische Bildungstheorien, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1517686