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Seminararbeit, 2007
16 Seiten, Note: 1,0
1 Einleitung
2 Der Trauerprozess bei Kindern – Phasenmodell nach Yorick Spiegel
3 Todesvorstellungen in den verschiedenen Altersstufen
3.1 Vorschulkinder 3 bis 5 Jahre
3.2 Grundschulkinder 6 bis 9 Jahre
3.3 Schulkinder 9 bis 12 Jahre
3.4 Jugendliche
4 Zugänge zum Thema Tod und Leben in der Grundschule über Bilderbücher
4.1 Abschied von Tante Sofia
4.1.1 Kriterienanalyse
4.1.2 Mögliche Einführung in das Thema – Impulse für eine methodische Umsetzung
5 Ausblick
6 Literaturverzeichnis
7 Internetverzeichnis
Im Wintersemester 2006/2007 besuchte ich das Seminar „Sterben, Tod und Trauer – Themen für den Religionsunterricht?“ bei Elisabeth Hennecke. Innerhalb dieses Seminars wurde das Thema der Trauerarbeit bei Kindern, unterrichtliche Zugänge zum Thema sowie theologische Erkenntnisse zum Thema Tod fokussiert. Es reizt mich sehr, mehr über den Zugang über Bilderbücher zu erfahren. So mache ich dieses Thema zum Mittelpunkt meiner Hausarbeit. Nachdem ich das Phasenmodell von Spiegel über den Trauerprozess bei Kindern beleuchten werde, möchte ich mir zunächst noch einmal die Todesvorstellungen in den einzelnen Altersstufen vergegenwärtigen. Im Anschluss daran möchte ich das Bilderbuch „Abschied von Tante Sofia“ von Hiltraud Olbrich in den Blick nehmen. Um auch später im Berufsalltag kompetent mit Literatur zum Thema Sterben und Tod umgehen zu können, untersuche ich das Bilderbuch theoretisch-analytisch auf verschiedene Kriterien. Weiterhin werde ich Impulse und methodische Möglichkeiten der Umsetzung in der Grundschule nennen. Abschließend werde ich meine Arbeit resümieren und meine abschließenden Gedanken festhalten
Kinder erleben den Tod zumeist als tiefe Verunsicherung. Im sich anschließenden Trauerprozess durchlaufen Sie verschiedene Phasen. Spiegels Ausführungen beginnen unmittelbar nach dem Überbringen der Todesnachricht, mit der Darstellung einer Schockphase. Sie ist durch „Nicht-Verstehen und Ungläubigkeit geprägt.“[1] Da der Tod bei jedem Hinterbliebenen das individuelle Selbst- und Weltverständnis erschüttert, ist es wichtig dass Kindern genug Zeit eingeräumt wird, Fragen zu stellen. Kinder sehen mit dem Tod eines nahe stehenden Menschen, oftmals ein Stück ihres eigenen Lebens und ihres eigenen Ichs verloren gehen. Je unverhoffter der Tod in die eigene Welt einbricht, umso größer ist der Schock. Er lässt das Kind innerlich erstarren, körperlich und seelisch taub werden, so dass die Tatsache des Todes nicht ins Bewusstsein rückt. Eine in vielen Fällen zu beobachtende Reaktion ist, dass das betroffene Kind versucht, die „ursprüngliche Welt und das ursprüngliche Beziehungsgefüge, das durch das Erleben des Todes auseinandergebrochen ist, wieder“[2] herzustellen. Es möchte den Tod nicht wahrhaben, es versucht ihn regelrecht abzuwehren. Das Verhalten des Kindes „ist nicht mit Trotz gleichzusetzen, sondern dient der momentanen Entlastung.“[3] Diese Betäubung hilft dem Kind, nicht von der Realität erdrückt zu werden. Handelt es sich bei dem Verstorbenen um eine primäre Bezugsperson, reagieren Kinder – je nach Entwicklungsstufe - oft mit existenziellen Ängsten. Auf die Schockphase, in der das Kind erstmals mit dem Tod konfrontiert wird, folgt eine Kontroll- oder Vergewisserungsphase. Obgleich der Begriff ‚Kontrolle’ ein positives und beherrschendes Verhalten der Hinterbliebenen suggeriert, ist das Gegenteil der Fall. Das Kind fühlt sich in dieser Phase oft unwohl und fremd in seiner Haut und seiner Umgebung. Viele Mitmenschen wissen sich dem trauernden Kind gegenüber nicht zu verhalten und geben ihm zusätzlich das Gefühl anders und in seiner Trauer allein zu sein. So wird das Kind „sich selbst und der Realität ein Stück entfremdet.“[4] Die Kontroll-Phase wird durch die Phase der Regression abgelöst, welche von starker Emotionalität geprägt ist. Kinder gehen in dieser Phase oft der Schuldfrage nach. Dabei kommt es nicht selten vor, dass sie den „erlittene(n) Verlust (…) auf ein bestimmtes (Fehl-)Verhalten einer anderen oder der eigenen Person“[5] zurückführen. Infolgedessen kann es häufig zu Schuldgefühlen der Kinder kommen, die sich für den Tod einer nahe stehenden Person verantwortlich fühlen. In vielen Fällen ziehen sie sich dann zurück und verfallen in ein früheres Entwicklungsstadium. „Archaische Vorstellungs- und Denkmuster“[6] treten in dieser Phase ebenso häufig auf wie andere Verhaltensauffälligkeiten (Bettnässen, Ablehnen der Nahrung usw.). Der Grund dafür liegt „in der mit dem Tod eines geliebten Lebewesens einhergehenden zwangsweisen Auflösung [der] gemeinsamen Daseinswelt.“[7] Die abschließende Phase, ist jene Phase welche wieder ein vorsichtiges Herantasten an das Leben zulässt. Es ist die Phase der Adaption. Die regressiven Ausdrücke der Trauer werden schrittweise aufgegeben und durch adaptive Formen ersetzt. Der Tod wird nun ganzheitlich anerkannt. Das liegt vor allem an der Tatsache, dass Kinder in dieser Phase „die Trauer in ihr Ich integrieren (können). Sie erneuern damit ihre innere Welt.“[8] Das bedeutet nicht, dass die Trauer hiermit abgeschlossen ist, sondern meint dass der Todesfall akzeptiert worden ist.[9] So beginnt das Kind schließlich den Verstorbenen frei zu geben.
Das Phasenmodell von Spiegel zählt zu den verbreitesten Darstellungen des Trauerprozesses. Um dieses Phasenmodell richtig zu verstehen, ist ein Vergleich des Trauerprozesses mit den vier Jahreszeiten sinnvoll. Auch wenn der Sommer auf den Frühling folgt, kann es im August regnen.[10] Die aufgestellten Phasen bilden kein festes Schemata, anhand dessen sich der Trauerprozess vollzieht. Jederzeit sind Wiederholungen, Rückschläge oder Sprünge möglich. Darüber hinaus gilt es zu berücksichtigen, dass jedes Kind individuell trauert und somit jede Phase individuell ausgeprägt ist. Es wäre fatal als Helfender „in die Rolle von Diagnostikern zu schlüpfen“[11], um dann darauf zu warten, dass ein Kind die vorgegebene Phase durchlebt hat Spiegels Phasenmodell bietet eben Anhaltspunkte zum Verständnis.
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[1] Plieth, Martina, Kind und Tod, S. 110.
[2] Arens, Veronika, Grenzsituationen, S. 95.
[3] Hirschberg, Korinna, Wie Kinder trauern, S. 7.
[4] A.a.O., S. 8.
[5] Hirschberg, Korinna, Wie Kinder trauern, S. 8.
[6] Hirschberg, Korinna, Wie Kinder trauern, S. 8.
[7] Plieth, Martina, Kind und Tod, S. 111.
[8] A.a.O., S.9.
[9] Spölgen, Johannes / Eichinger, Beate, Wenn Kinder dem Tod begegnen, S. 43.
[10] Plieth, Martina, Kind und Tod, S.7.
[11] http://www.velkd.de/php/download.php3?file=velkd-texte-125-2004.rtf