Mit der Meiji-Restauration von 1868 brach für Japan eine neue Zeit an, nach Jahrhunderten der Abschottung vom Westen wurde das Land direkt mit einer sehr viel weiter entwickelten, für damalige Zeiten modernen Welt konfrontiert. Da man sich den Bedingungen der Umwelt nicht länger entziehen konnte, suchten die neuen Machthaber in Japan nach Wegen, die versäumte Entwicklung so schnell wie möglich nachzuholen, um sich dem Niveau der westlichen Welt anzupassen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde in Japan der Grundstein für den übertriebenen Nationalismus zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gelegt, welcher schließlich in den Zweiten Weltkrieg und der Niederlage Japans endete. Gerade vor diesem Hintergrund ist es interessant zu untersuchen, wie genau sich Japan nach der Öffnung zum Westen entwickelt hat und welche Faktoren diese Entwicklung wie beeinflusst haben.
Im gegenwärtigen Sprachgebrauch wird Nationalismus häufig mit Traditionsbewahrung und der Bewahrung des Status quo gleichgesetzt. Dies ist aber nicht immer korrekt, wie auch das Beispiel Japan zeigt. Ich werde mich im Laufe dieser Arbeit damit beschäftigen, wie der Nationalismus die Modernisierung in Japan beeinflusst hat. Da eine umfassende Analyse sämtlicher Faktoren, die zur Entstehung des Nationalismus beigetragen haben, den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, konzentriere ich mich dabei nur auf den Bereich der Bildung. Diese ist grundlegend für die Modernisierung eines Landes, kann aber gleichzeitig auch als Mittel genutzt werden, um die Bevölkerung im Sinne der Regierung zu erziehen, zum Beispiel um ein Nationalgefühl hervorzurufen oder eine spezifische Form von Nationalismus zu formen.
Daher werde ich zunächst eine kurze Definition der Begriffe „Nationalismus“ und „Modernisierung“ geben und anschließend aufgeteilt in drei Phasen darstellen, wie sich das Bildungswesen in Japan im ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelt hat. Zum Abschluss nutze ich diese Erkenntnisse, um zu zeigen, wo der Nationalismus die Modernisierung beeinflusst bzw. unter Umständen sogar verdrängt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Nationalismus
- Modernisierung
- Entwicklungsstufen des japanischen Bildungswesens
- Der erste Versuch: gakusei – 1872
- Der zweite Versuch: kyôiku-rei – 1879
- Erfolg mit kyôiku-chokugo – 1890
- LO
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle des Nationalismus bei der Modernisierung des japanischen Bildungswesens im ausgehenden 19. Jahrhundert. Sie untersucht, wie der Nationalismus, der in dieser Zeit eine wichtige Rolle spielte, die Entwicklung des Bildungssystems beeinflusst hat und welche Auswirkungen dies auf die Gesellschaft hatte.
- Definition und Entwicklung des Nationalismus in Japan
- Die Modernisierung des japanischen Bildungswesens
- Der Einfluss des Nationalismus auf die Modernisierung des Bildungswesens
- Die Auswirkungen der Modernisierung des Bildungswesens auf die japanische Gesellschaft
- Die Rolle des Nationalismus in der Entwicklung eines japanischen Nationalgefühls
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und erklärt, warum die Untersuchung des Einflusses des Nationalismus auf die Modernisierung des japanischen Bildungswesens von Bedeutung ist. Die Meiji-Restauration von 1868 markierte einen Wendepunkt für Japan, das sich nach Jahrhunderten der Isolation mit der westlichen Welt auseinandersetzen musste. Die neuen Machthaber versuchten, die versäumte Entwicklung schnellstmöglich nachzuholen, um dem Niveau des Westens zu entsprechen. Die Arbeit untersucht, wie der Nationalismus, der in dieser Zeit entstand, die Modernisierung Japans beeinflusst hat und wie sich dies insbesondere auf das Bildungswesen auswirkte.
Definitionen
Dieses Kapitel definiert die beiden zentralen Begriffe der Arbeit: Nationalismus und Modernisierung. Nationalismus wird als eine Ideologie mit integrativer Funktion beschrieben, die Sicherheit, Geborgenheit und Identität durch Abgrenzung und Ausgrenzung schafft. Er kann als ein Motor der Nationenbildung verstanden werden, der gleichzeitig jedoch paradoxe Auswirkungen auf die Demokratie haben kann. Die Modernisierung wird als ein Prozess der Anpassung von Einheiten an moderne Standards des technischen Fortschritts, wirtschaftlichen Wachstums und rationaler Verwaltung definiert. Dieser Prozess ist durch Rationalisierung, Säkularisierung und Individualisierung gekennzeichnet und führt zu einem Wandel von traditionellen zu modernen Merkmalen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft.
Entwicklungsstufen des japanischen Bildungswesens
Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung des japanischen Bildungswesens im ausgehenden 19. Jahrhundert in drei Phasen: Der erste Versuch (gakusei – 1872), der zweite Versuch (kyôiku-rei – 1879) und der Erfolg mit kyôiku-chokugo – 1890. Die Kapitel analysieren die verschiedenen Bildungsreformen und ihre Auswirkungen auf die Bildungsinhalte, die Lehrpläne und die Organisation des Bildungssystems.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Begriffe Nationalismus, Modernisierung, Bildungswesen, Japan, Meiji-Restauration, kyôiku-rei, kyôiku-chokugo, Tradition, Moderne, Identität, Abgrenzung, Ausgrenzung, Nationenbildung, Demokratie, Rationalisierung, Säkularisierung, Individualisierung.
- Quote paper
- Julia Bohlken (Author), 2009, Nationalismus in Japan, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/151111