Afrika wird vielfach als der „vergessene Kontinent“ bezeichnet. Die 13 % der Weltbevölkerung, die in Afrika leben, sind von den globalen Waren-, Informations- und Geldströmen weitgehend abgeschnitten. Im östlichen Teil des Kontinentes befindet sich zwar eins der kleinsten Länder, doch wird spätestens seit 1994 Rwanda, das Land der „tausend Hügel“, nicht mehr schnell in Vergessenheit geraten. Das Ausmaß des Genozids von circa 800.000 Toten war innerhalb eines Zeitraumes von nur zwei Monaten für die ganze Welt zu tiefst erschreckend. Dabei stellt so manch einer sich doch die Frage, wie der Völkermord begangen werden konnte, während der Rest der Welt davor die Augen verschloss. Um den Konflikt-ursachen angemessen auf den Grund gehen zu können, muss man mit der Geschichte des Landes und dessen Bewohner beginnen.
Die vorliegende Arbeit behandelt die Ethnisierung Rwandas/Burundis und die Kolonial-herrschaft unter den Deutschen und Belgiern. Ihr Ziel besteht vor allem darin, der begrifflichen Prägung von „Hutu“ und „Tutsi“ auf den Grund zu gehen (auch wenn eine ethymologische Deutung dabei außen vorbleiben muss), sowie die Auswirkungen der Kolonialzeit auf die Entwicklung des Landes und das Bewusstsein seiner Bewohner darzulegen.
Zur Quellenlage lässt sich anmerken, dass innerhalb der Geschichtsschreibung ein grund-legendes Problem besteht: Da in Rwanda keine indigne Schriftkultur vorhanden war, gibt es auch kein versschriftliches Material. Stattdessen muss man sich mit dünnen archäologischen Ausgrabungen und mündlichen Überlieferungen zufrieden geben. Die Mutmaßungen der Europäer gingen dabei mit den genealogischen Erzählungen von beispielsweise Tutsi – Historikern, welche die Vorstellung ihrer Überlegenheit begrüßten, Hand in Hand. Dadurch entstanden vielfach verzerrte Geschichtsbilder. Dies zeigt sich vor allem bei der Rekonstruktion der Ethnisierung Rwandas.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Ethnisierung in Rwanda/Burundi
- III. Europäische Kolonialherrschaft in Rwanda/Burundi
- III. 1. Deutsche Kolonialherrschaft (1885 – 1916)
- III. 2. Belgische Kolonialherrschaft (1916 – 1959)
- IV. Fazit
- V. Verwendete Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Ethnisierung Rwandas/Burundis und die koloniale Herrschaft unter den Deutschen und Belgiern. Sie konzentriert sich auf die begriffliche Prägung von "Hutu" und "Tutsi" und untersucht die Auswirkungen der Kolonialzeit auf die Entwicklung des Landes und das Bewusstsein seiner Bewohner.
- Die Entwicklung der ethnischen Kategorien "Hutu" und "Tutsi" unter kolonialer Einflussnahme
- Die Rolle der deutschen und belgischen Kolonialpolitik in der Konstruktion von Ethnizität
- Die Folgen der Kolonialherrschaft für die soziale und politische Ordnung Rwandas/Burundis
- Die Bedeutung der Geschichtsforschung und der Quellenlage für die Analyse der Ethnisierung
- Die Relevanz der Geschichte Rwandas/Burundis für das Verständnis des Genozids von 1994
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz der Geschichte Rwandas/Burundis für das Verständnis des Genozids von 1994 heraus. Sie beleuchtet die Herausforderungen der Geschichtsforschung in einem Land, das keine schriftliche Kultur hat und sich auf archäologische Funde und mündliche Überlieferungen verlassen muss.
Kapitel II untersucht die Entstehung der ethnischen Kategorien "Hutu", "Tutsi" und "Twa" in Rwanda/Burundi. Es analysiert die verschiedenen Migrationsbewegungen und die Entwicklung der jeweiligen Kulturen, die zu einer komplexen und oft missverstandenen ethnischen Ordnung führten. Die Bedeutung der Viehhaltung für die soziale Hierarchie und die Einführung des Passes in der Kolonialzeit als Instrument der ethnischen Kategorisierung werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Ethnisierung, Kolonialherrschaft, Rwanda, Burundi, Hutu, Tutsi, Twa, Deutsche Kolonialzeit, Belgische Kolonialzeit, Geschichte, Quellenlage, Genozid.
- Quote paper
- Diana Ingeborg Klein (Author), 2006, Die Ethnisierung und europäische Kolonialherrschaft in Rwanda/Burundi, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/151031