In einem ersten Schritt sollen die Grundlagen des Themas gelegt werden, indem die für die Genese der Reichsritterschaft bis zum Jahr 1542 essentiellen Faktoren, insbesondere jene, welche die Annäherung an den Kaiser bedingten, dargestellt werden. Hierauf folgend, wird der Anspruch der Reichsritterschaft auf Steuerfreiheit, dessen Ursachen und Effektivität sowie die Reaktion von König und Reichsständen auf diesen betreffend, ergründet. In einem letzten Schritt wird die Bewilligung und Durchführung des Gemeinen Pfennigs der Reichsritterschaften, vor dem Hintergrund ihrer Verpflichtung gegenüber dem Reichsoberhaupt, untersucht.
In einem Fazit wird diese Arbeit zu dem Ergebnis kommen, dass aufgrund der erforderlichen Zugeständnisse, welche die Reichsritter im Rahmen der Verhandlungen um die Bewilligung des Gemeinen Pfennigs erwirkten, nicht von bedingungsloser Subordination, sondern von einvernehmlicher Kooperation ausgegangen werden kann beziehungsweise muss.
Im Jahr 1542 wurde das Heilige Römische Reich mit einer akuten politischen Krise in Form der Osmanen konfrontiert. Aufgrund der ,,bedrohlichen Türkengefahr” wurde auf dem im selben Jahr zu Speyer abgehaltenen Reichstag eine ,,beharrliche Türkenhilfe” zur finanziellen und militärischen Unterstützung des Reiches beschlossen. König Ferdinand, der, in Abwesenheit Kaiser Karls V., die Regierung des Reiches ausführte, so auch die Türkenabwehr zu organisieren hatte, war um effektive Mitwirkung der Reichsstände bemüht. Daher sollte auch der reichsunmittelbare Ritter- und Niederadel, dessen Angehörige sich zuvor, unter Berufung auf ihre traditionelle Steuerfreiheit, finanziellen Einbindungen in das Reich entziehen konnten, zu dieser allgemeinen Reichssteuer verpflichtet werden. Die Aufbringung, Entrichtung und Verwaltung der von der Ritterschaft bewilligten Steuergelder machte eine ritterschaftliche Organisation erforderlich, welche die verfassungspolitische Institutionalisierung der Reichsritterschaft zur Folge hatte und somit als Beginn der frühneuzeitlichen Reichsritterschaft gilt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Historische Genese der Reichsritterschaft
- 2.1 Spätmittelalterliche Ritterbünde
- 2.2 Frühneuzeitliche Adelseinigungen
- 2.3 Krisen - Politisch, Wirtschaftlich, Akademisch, Sozial
- 2.4 Annäherung an Kaiser und Reich
- 3. Der Gemeine Pfennig von 1542
- 3.1 Hintergrund
- 3.2 Die Forderungen von Kaiser/König und Reichsständen
- 3.3 Vollzug des Gemeinen Pfennigs durch die Reichsritterschaft
- 3.3.1 Adeliges Selbstverständnis und Anspruch auf Steuerfreiheit
- 3.3.2 Bedingungen der Bewilligung und Durchführung der Türkenhilfe / Entgegenkommen König Ferdinands
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis zwischen der Reichsritterschaft und König Ferdinand im Kontext des Gemeinen Pfennigs von 1542. Sie hinterfragt, ob die Beteiligung der Ritterschaft an der Steuer eine Folge kaiserlichen Zwangs oder einvernehmlicher Kooperation war.
- Die historische Genese der Reichsritterschaft und ihre Vorläufer im Spätmittelalter.
- Der Gemeine Pfennig von 1542 als Anlass für die Institutionalisierung der Reichsritterschaft.
- Der Anspruch der Reichsritterschaft auf Steuerfreiheit und die Reaktion des Kaisers und der Reichsstände.
- Die Verhandlungen um den Gemeinen Pfennig und die dabei erzielten Zugeständnisse.
- Die Frage nach dem Grad der Abhängigkeit der Reichsritterschaft vom Kaiser.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Verhältnis zwischen König Ferdinand und der Reichsritterschaft im Zusammenhang mit dem Gemeinen Pfennig von 1542 dar und skizziert den Forschungsstand mit unterschiedlichen Interpretationen des Verhältnisses als Zwangsverband oder Kooperation. Die Methodik der Arbeit wird kurz erläutert.
Kapitel 2 (Historische Genese der Reichsritterschaft): Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Reichsritterschaft, beginnend mit spätmittelalterlichen Ritterbünden bis hin zu den frühneuzeitlichen Adelseinigungen. Es werden die Hintergründe für die Bildung der Ritterschaften, vor allem im Kontext der aufkommenden fürstlichen Territorialherrschaft, diskutiert.
Kapitel 3 (Der Gemeine Pfennig von 1542): Dieses Kapitel beschreibt den Hintergrund des Gemeinen Pfennigs, die Forderungen von Kaiser/König und Reichsständen, sowie die Beteiligung und die Reaktionen der Reichsritterschaft. Es wird der Anspruch der Reichsritterschaft auf Steuerfreiheit und die Bedingungen der Bewilligung der Steuer untersucht.
Schlüsselwörter
Reichsritterschaft, König Ferdinand, Gemeiner Pfennig (1542), Steuerfreiheit, Türkenhilfe, Heiliges Römisches Reich, Frühneuzeit, Adelseinigungen, Territorialherrschaft, Reichsstände, Verhandlungen, Kooperation, Subordination.
- Arbeit zitieren
- Tobias Oscar Linder (Autor:in), 2024, Zwischen Selbstbehauptung und Unterordnung. Die Reichsritterschaft, König Ferdinand und der Gemeine Pfennig von 1542, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1509812