Obwohl der Anteil der ausländischen Schülerinnen und Schüler an der Gesamtschülerschaft nur etwa 10 Prozent bemisst, variiert ihr Anteil in den jeweiligen Bundesländern erheblich. Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2008 weisen ein differentes Bild aus: Während die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen eine bemessen an der Gesamtbevölkerung hohe Ausländerquote (ca. 14%) verzeichnen, wird diese Quote in den ostdeutschen Ländern lediglich auf kleiner als drei Prozent beziffert (STATISTISCHES BUNDESAMT 2008). Unterschiede gibt es ebenfalls innerhalb der einzelnen Flächenländer, vor allem im Vergleich ländlicher Regionen mit urbanen Räumen sowie innerhalb großer Städte bezüglich der jeweiligen Stadtwohngebiete. Zudem variiert die Ausländerquote an den jeweiligen Schularten. Beispielsweise beläuft sich der Ausländeranteil an den Hauptschulen des Bundeslandes Baden-Württemberg im Schuljahr 2007/08 auf knapp 25%, an Gymnasien auf lediglich 4,4%. An Förderschulen mit Förderschwerpunkt Lernen sind es gar 38% (vgl. ebd.)! Dieses unrühmliche Beispiel verdeutlicht die Brisanz der Thematik. Es zeigt exemplarisch, dass ausländische Schüler an Hauptschulen und an Schulen für Lernbehinderte erheblich überrepräsentiert sind.
Ausgehend von der Frage, inwiefern Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund im Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland beteiligt bzw. benachteiligt werden, soll der Zusammenhang zum Schulerfolg und der Bildungsbeteiligung ebendieser Schüler betrachtet werden. Zu untersuchen ist, ob das weit verbreitete Vorurteil, ‚Kinder mit Migrationshintergrund seien schlecht in der Schule’, statistisch belegt werden kann oder zu widerlegen ist.
In dieser Arbeit soll nicht grundlegend davon ausgegangen werden, dass ausländische Mitmenschen im deutschen Bildungssystem per se benachteiligt oder gar ausgeschlossen würden. Vielmehr soll aufgezeigt werden, in welchen Bildungsbereichen und -orten eine potentielle Gefährdung durch Benachteiligung besteht. Beispiele gelungener Integration existieren. Wünschenswert für jeden einzelnen Betroffenen sowie für die Gesellschaft ist, dass es nicht nur bei wenigen oder vereinzelten Beispielen bliebe. Die vorliegende Arbeit kann als Anstoß verstanden werden, sich diesem Kontext immer wieder und mehrperspektivisch zu nähern, um den gesellschaftlichen Prozess zu reflektieren und in die öffentliche Debatte einzubringen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zur Methodologie dieser Arbeit
- 3. Zum Verständnis des zentralen Begriffs dieser Arbeit: ,Migrationshintergrund’
- 3.1 Definitorische Abgrenzung
- 3.2 Einteilung nach dem Migrationsstatus
- 3.3 Problematik des Begriffes
- 3.4 Fazit
- Exkurs: Die Geschichte der, Gastarbeiter' - Zuwanderung nach Deutschland gestern und heute
- 4. Zur sozialen Benachteiligung
- 4.1 Migrationshintergrund als Stigma
- 4.1.1 Wenn Stigmatisierte und,Normale' in Interaktion treten
- 4.1.2 Funktionen von und Umgang mit Stigmatisierung
- 4.1.3 Fazit
- 4.2 Institutionelle Diskriminierung
- 4.3 Perfekte Deutschkenntnisse
- 4.4 Die Ökologie der menschlichen Entwicklung nach Bronfenbrenner
- 4.4.1 Einfluss der Umweltsysteme auf den Schulerfolg
- 4.4.2 Das Mikrosystem Schule
- 4.5 Fazit
- 5. Zur Be(nach)teiligung im Bildungssystem
- 5.1 Terminus Bildungsbeteiligung
- 5.2 Termini Schulerfolg und Schulversagen
- 5.3 Aktuelle Datenlage
- 5.4 Der Relative-Risiko-Index als Instrument für die Bestimmung der Bildungsbeteiligung
- 5.4.1 Der RRI als Instrument
- 5.4.2 Analyse des RRI
- 5.4.3 Bedeutung des RRI
- 5.4.3.1 Gründe für die hohe Förderschulquote Sachsen-Anhalts und Maßnahmen für eine positive Entwicklung
- 5.4.3.2 Gründe für die erhebliche Überrepräsentation von Schülern mit Migrationshintergrund an Förderschulen und Maßnahmen für eine positive Entwicklung
- 5.4.4 Fazit
- 6. Schnittstellen im Bildungsweg - schulische Selektion an den Bildungsübergängen
- 6.1 Schulische Selektion beim Schuleintritt
- 6.2 Schulische Selektion beim Übergang in die Sekundarschule
- 6.3 Schulische Selektion durch Überweisung an die Förderschule
- 6.4 Fazit
- 7. Präventions- und Interventionsmaßnahmen - Folgerung für Bildung und Bildungspolitik
- 7.1 Einfluss der PISA-Studien
- 7.2 Forderungen der GEW
- 7.3 Nationaler Integrationsplan
- 7.4 Der,Index für Inklusion'
- 7.5 Fazit
- 8. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit der aktuellen Bildungsbeteiligungssituation und dem Schulerfolg von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem. Ziel ist es, die besonderen Herausforderungen und Chancen dieser Schülergruppe im Bildungssystem zu beleuchten und die Faktoren zu analysieren, die ihre Bildungsbeteiligung und ihren Schulerfolg beeinflussen.
- Der Einfluss von Migrationshintergrund auf die Bildungsbeteiligung und den Schulerfolg
- Die Herausforderungen der Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in das deutsche Bildungssystem
- Die Bedeutung von Präventions- und Interventionsmaßnahmen für die Förderung der Bildungsbeteiligung und den Schulerfolg dieser Schülergruppe
- Die Rolle der Bildungseinrichtungen und der Bildungspolitik bei der Gestaltung eines inklusiven Bildungssystems
- Die Analyse von Daten und Statistiken zur Bildungsbeteiligung und dem Schulerfolg von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Relevanz des Themas sowie die Zielsetzung der Arbeit dar. Kapitel 2 beleuchtet die Methodologie der Arbeit und die verwendeten Forschungsmethoden. Kapitel 3 widmet sich dem zentralen Begriff ,Migrationshintergrund’ und seiner Bedeutung im Kontext der Arbeit. Kapitel 4 analysiert die soziale Benachteiligung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, während Kapitel 5 die Bildungsbeteiligung und den Schulerfolg dieser Gruppe im deutschen Bildungssystem untersucht. Kapitel 6 beleuchtet die schulischen Selektionsprozesse an den Bildungsübergängen und deren Auswirkungen auf Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Kapitel 7 befasst sich mit Präventions- und Interventionsmaßnahmen, die zur Förderung der Bildungsbeteiligung und des Schulerfolgs dieser Schülergruppe beitragen können. Das Resümee fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf zukünftige Forschungsfragen.
Schlüsselwörter
Bildungsbeteiligung, Schulerfolg, Migrationshintergrund, Integration, Inklusion, soziale Benachteiligung, Diskriminierung, Bildungsübergänge, Präventionsmaßnahmen, Interventionsmaßnahmen, PISA-Studien, GEW, Nationaler Integrationsplan, Relativer-Risiko-Index, Förderschulen.
- Arbeit zitieren
- Vincent Große (Autor:in), 2010, Die aktuelle Bildungsbeteiligungssituation und der Schulerfolg von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/150838