Die Neuauflage "Der Gang vor die Hunde" stellt nach Sven Hanuscheks Auffassung die authentischste Annäherung zu Kästners Originalskripten zum "Fabian" dar, der gegen Ende der sogenannten Goldenen Zwanziger zu verorten ist und in dieser Arbeit hinsichtlich der Darstellung seiner Frauenfiguren betrachtet werden soll. Die Weimarer Republik ist geprägt von inneren Widersprüchen und wird durch die historischen Kontraste der beiden Weltkriege nachträglich überhöht. Dem entspringt der Mythos der Goldenen Zwanziger als auch das Phänomen der Neuen Frau. Letztere ist jedoch nicht nur in den Kontext von emanzipatorischen Entwicklungen zu setzen sondern hat auch faszinierende Frauentypen wie die Garconne oder das Flapper Girl hervorgebracht. Zu der Neuen Frau gehört aber ebenso eine ernüchternde Realität, die auf alten Rollenbildern basiert und die weitreichende Folgen vor allem in der Berufswelt haben. Gerade dieser Widerstreit zwischen Enttabuisierung und Befreiung auf der einen und traditioneller Moral und Sittlichkeit auf der anderen Seite stellt die Grundlage für die folgende Untersuchung dar: Durch die Charakterisierung der drei wichtigsten Frauenfiguren soll die Darstellung von Weiblichkeit in diesem Werk herausgearbeitet werden. Wird die Frau unter einem allgemeinen Typus subsumiert oder zeichnen sich die vielfältigen gesellschaftlichen Perspektiven ab? Findet also eine Annäherung an den öffentlichen Diskurs statt oder wird eine Idealisierung vorgenommen? Welche sprachlichen und erzählerischen Instrumente stellt die Neue Sachlichkeit bereit, um diese Ausprägungen vorzunehmen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Weimarer Republik
- Literatur in den Zwanzigern
- Der Mythos Neue Frau
- Beruf
- Ehefrau und Mutter
- Prostitution
- Ein Zeitroman
- Irene Moll
- Die Mutter
- Cornelia Battenberg
- Zwischenfazit
- Neue Sachlichkeit
- Aktualität
- Authenzität
- Neutralität
- Geld
- Zwischenfazit
- Der historische Kontext
- Befreiung vs Enthemmung
- Die zufriedene Mutter
- Sittlichkeit realisiert sich nur Zuhause
- Die Prostitution der normalen Hausfrau
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Weiblichkeit in Erich Kästners Roman „Der Gang vor die Hunde“ im Kontext der Weimarer Republik und der Neuen Sachlichkeit. Die Analyse konzentriert sich auf die Charakterisierung der wichtigsten Frauenfiguren und deren Spiegelung der gesellschaftlichen Realitäten und Ideale der Zeit.
- Die Darstellung von Weiblichkeit in Kästners Roman
- Der Einfluss der Neuen Sachlichkeit auf die Erzählweise
- Der Mythos der „Neuen Frau“ und seine Widersprüche
- Die gesellschaftlichen und historischen Bedingungen der Weimarer Republik
- Die verschiedenen Perspektiven auf Weiblichkeit in der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die methodische Vorgehensweise. Kapitel 2 bietet einen historischen Überblick über die Weimarer Republik, ihre Widersprüche und die gesellschaftlichen Umwälzungen. Kapitel 3 beleuchtet die Neue Sachlichkeit als literarische Strömung und ihre stilistischen Merkmale. Kapitel 4 untersucht den Mythos der „Neuen Frau“ in seinen vielschichtigen Ausprägungen. Die Kapitel 5 und 6 analysieren die wichtigsten Frauenfiguren des Romans und die Anwendung der Prinzipien der Neuen Sachlichkeit im Werk. Kapitel 7 setzt die Ergebnisse in den historischen Kontext der Weimarer Republik.
Schlüsselwörter
Neue Sachlichkeit, Weimarer Republik, Erich Kästner, Der Gang vor die Hunde, Neue Frau, Weiblichkeit, Geschlechterrollen, historische Realität, Literaturanalyse, gesellschaftliche Widersprüche.
- Arbeit zitieren
- Tanja Schneider (Autor:in), 2021, Neue Sachlichkeit und historische Wirklichkeit in der Weimarer Republik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1508300