Ziel jener Ausarbeitung soll es sein, den "Clavigo" als historischen Stoff, über Goethes theatralische Sendung bis hin zum Nachkriegstheater und dem Theater der Gegenwart nachvollziehen zu können. Wo ordnet sich Kortners "Clavigo" ein? Orientiert sich Kortner eher an Goethe oder entwirft er ein futuristisches Regietheater der späten 60er, womöglich ganz im Sinne der 68er Bewegung? Theater-, literarhistorische sowie wirkungsgeschichtliche und rezeptionsästhetische Aspekte sollen betrachtet werden, um hinsichtlich des Konvoluts an verstreuten Informationen zur Aufführung ein wenig Struktur (Theorie-Teil) und theaterwissenschaftlich-interpretativen Ansatz zu bieten (Anwendungs-Teil).
Fritz Kortner ist in den Nachkriegsjahren für seine Klassikerinszenierungen bekannt geworden, so Thomas Englhart. Darunter findet sich auch Goethes "Clavigo", der 1969 von Kortner am Hamburger Schauspielhaus inszeniert wurde. Recherchiert man in Sekundärliteratur oder betrachtet Aufnahmen Kortners und Aufnahmen über Kortner, so fällt auf, dass der "Clavigo" die deutsche Theaterwelt nachhaltig geprägt hat: Kortners "Clavigo" wird oft genannt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Regisseur Fritz Kortner - andere über Kortner und Kortner über sich
- 3. Johann Wolfgang Goethes Drama Clavigo
- 3.1. Stoff, Themen und Motive
- 3.2. Das bürgerliche Trauerspiel als dramatische Gattung
- 3.3. Theaterhistorischer Kontext
- 4. Kortners Clavigo 1969
- 4.1. Rezeptionsästhetik/Wirkungsgeschichte: Kritiker*innen-Stimmen
- 4.2. Dramaturgische Analyse
- 4.2.1. Die Sprache: Literarischer Text und Aufführungstext
- 4.2.2. Die Sprachrhythmik und Proxemik: dramaturgisch-retardierende Elemente
- 4.2.3. Der Schuldige: Clavigo als Erlöster im Kortner'schen Sinne?
- 5. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Fritz Kortners Inszenierung von Goethes Clavigo am Hamburger Schauspielhaus im Jahr 1969. Ziel ist es, Kortners Inszenierung im Kontext der Theater-, Literatur- und Wirkungsgeschichte zu verorten und theaterwissenschaftlich zu analysieren. Dabei werden theaterhistorische, literaturwissenschaftliche, rezeptionsästhetische und wirkungsgeschichtliche Aspekte berücksichtigt.
- Fritz Kortners Inszenierungsstil und dessen Verhältnis zu Goethes Drama
- Die Rezeption von Kortners Clavigo in der Kritik
- Dramaturgische Analyse der Inszenierung (Sprache, Rhythmik, Raum)
- Die Frage nach Schuld und Verantwortung in Kortners Interpretation
- Der analytische Realismus als möglicher Ansatz in Kortners Inszenierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und benennt die Forschungsziele. Kapitel 2 analysiert verschiedene Interpretationen von Kortners Regietheater, insbesondere den "analytischen Realismus". Kapitel 3 beleuchtet Goethes Clavigo hinsichtlich Stoff, thematischer Elemente und des Genres des bürgerlichen Trauerspiels sowie den theaterhistorischen Kontext. Kapitel 4 untersucht die Rezeption von Kortners Inszenierung und analysiert diese dramaturgisch, indem es Sprache, Rhythmus, und Raumgestaltung betrachtet. Der Fokus liegt dabei auf der Frage nach der Schuldzuweisung und der Interpretation von Clavigo als "Erlöster".
Schlüsselwörter
Fritz Kortner, Clavigo, Goethe, bürgerliches Trauerspiel, analytischer Realismus, Regietheater, Rezeptionsästhetik, Dramaturgie, Schuld, Wirkungsgeschichte, Hamburger Schauspielhaus, 1969.
- Arbeit zitieren
- Travis Puhl (Autor:in), 2024, Fritz Kortners "Clavigo" (1969). Eine Inszenierungsanalyse unter theater-, literarhistorischen, wirkungsgeschichtlichen und rezeptionsästhetischen Aspekten, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1504813