Mittlerweile besteht der Münsteraner Tatort schon seit über zehn Jahren, in denen sich auch die Besetzung der (Haupt-)Rollen nicht geändert hat. Anfänglich stach mir jedoch direkt Frau Haller, die Assistentin von Prof. Dr. Boerne, aufgrund ihrer Körpergröße ins Auge, welche sich von diesem in jeder Folge die obligatorischen Sprüche diesbezüglich anhören muss. Diese Konstellation ist in meinen Augen im deutschen Fernsehen noch eher selten vorzufinden, denn meist spielen Schauspieler mit einer Behinderung nur dann mit, wenn sie im Film auch eine Hauptrolle spielen, in der ihre Behinderung thematisiert wird.
Hätte man mich somit zu Beginn meiner Recherche gefragt, ob ich die Meinung teile, dass Menschen mit Behinderung auch von Schauspielern mit Behinderung gespielt werden sollten, so hätte ich ohne zu zögern mit einem klaren „Ja“ geantwortet. Im Zuge der Inklusionsdebatte wäre dies ja nur eine logische Konsequenz und ein Schritt in die richtige Richtung - sollte man meinen! Auf den zweiten Blick, im Rahmen meiner Recherche zu diesem Thema, stellte sich mir die Situation jedoch ganz anders dar. Mittlerweile würde ich sogar behaupten, dass diese Forderung inklusionsschädlich ist/sein kann. Warum das so ist, und wie ich insgesamt zu dieser Frage stehe, versuche ich im Folgenden darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- Sollten Menschen mit Behinderung auch von Schauspielern mit Behinderung gespielt werden?
- Die anfängliche Zustimmung und der zweite Blick
- Die Problematik der „authentischen“ Besetzung
- Die Kritik der Befürworter und die Rolle des Schauspielers
- Die Bedeutung des Drehbuchs und der Requisiten
- Inklusion: Ein gesamtgesellschaftlicher Prozess
- Positive Beispiele und Zukunftsperspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Frage, ob Menschen mit Behinderung im Film stets von Schauspielern mit Behinderung dargestellt werden sollten. Ziel ist es, die Vor- und Nachteile dieser Forderung im Kontext der Inklusionsdebatte zu beleuchten und ein differenziertes Bild zu zeichnen.
- Authentizität vs. Stereotypisierung in der Darstellung von Behinderung
- Die Rolle des Schauspielers und die Bedeutung des Drehbuchs
- Inklusion als gesamtgesellschaftlicher Prozess
- Der Einfluss von Vorurteilen und Stereotypen auf die Besetzung von Rollen
- Positive Beispiele und Zukunftsperspektiven für Inklusion im Film
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit der persönlichen Überzeugung der Autorin, dass Menschen mit Behinderung von Schauspielern mit Behinderung dargestellt werden sollten. Diese anfängliche Meinung wird im Laufe des Textes kritisch hinterfragt. Die Autorin argumentiert, dass eine ausschließliche Besetzung von Rollen mit Schauspielern, die die dargestellte Behinderung auch im realen Leben haben, zu einer Stereotypisierung und zu einer Einschränkung der Karrierechancen dieser Schauspieler führen könnte. Die Bedeutung eines gut recherchierten Drehbuchs und der professionellen Arbeit von Regisseur und Requisiteur wird hervorgehoben. Es wird argumentiert, dass die authentische Darstellung von Behinderung von mehreren Faktoren abhängt und nicht allein vom Schauspieler.
Es wird die Kritik von Befürwortern der Forderung nach „authentischer“ Besetzung beleuchtet und der Beruf des Schauspielers im Kontext der Darstellung von Behinderung diskutiert. Die Autorin betont die Notwendigkeit eines gesamtgesellschaftlichen Umdenkens, um Inklusion zu erreichen, und zeigt positive Beispiele aus dem deutschen und US-amerikanischen Fernsehen auf.
Schlüsselwörter
Inklusion, Behinderung, Schauspiel, Film, Authentizität, Stereotypisierung, Drehbuch, Darstellung, Casting, Vorurteile, gesamtgesellschaftlicher Prozess, Medien, positive Beispiele.
- Quote paper
- Miro Fischer (Author), 2015, Sollten Menschen mit Behinderung auch von Schauspielern mit Behinderung gespielt werden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1500984