Fanny Lewalds Roman "Jenny" (1843) gilt als bedeutendes Werk der Aufbruchsliteratur der Frauen im Vormärz und setzt sich mit zentralen Themen wie Frauenemanzipation und Antisemitismus auseinander.
Die Analyse untersucht erstmals systematisch die Rolle von Motivkomplexen im Roman. Durch die Anwendung literaturwissenschaftlicher Methodik und eines detaillierten "close reading" werden drei zentrale Motive identifiziert: das Treibhaus-Motiv, die Effi-Briest-Thematik und Flora-Motive. Diese Motive bieten einen neuen Zugang zur Analyse der interkonfessionellen Liebesdynamik zwischen Jenny und Reinhard und fungieren als stützendes Gerüst der Handlung.
Wichtige Forschungsfragen sind: Wie stützen die identifizierten Motive die Handlung und Charakterentwicklung im Roman? Inwieweit spiegeln die Motive antisemitische Haltungen und durch Reinhards Dogmatik verursachte Gemütsänderungen Jennys wider? Welche Parallelen lassen sich zwischen den psychologischen Vorgängen bei Jenny und den Figuren in Theodor Fontanes "Effi Briest" ziehen?
Die bisherige Forschung hat den Roman "Jenny" vor allem unter den Gesichtspunkten des Judentums und der Frauenemanzipation untersucht. Zahlreiche WissenschaftlerInnen haben dabei Jennys Erfahrungen als Reflexion von Lewalds eigenen traumatischen Erlebnissen interpretiert und die Darstellung von religiöser Intoleranz durch die christlichen Figuren betont. Diese Analyse erweitert den Diskurs, indem sie die Bedeutung der Motive in den Mittelpunkt stellt und zeigt, wie diese zur Struktur und Tiefe der Handlung beitragen.
Diese Arbeit schlägt GermanistInnen einen neuen Interpretationsansatz vor, der die Komplexität des Romans und seine thematischen Verflechtungen in ein neues Licht rückt. Sie bietet einen frischen Blick auf die interkonfessionellen Spannungen und die psychologische Entwicklung der Figuren, und trägt so zu einem tieferen Verständnis dieses einflussreichen Vormärz-Romans bei.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Treibhaus-Motiv
- Effi-Briest-Thematik
- Flora-Motive
- Zusammenfassung der Analyseergebnisse
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Roman Jenny (1843) von Fanny Lewald stellt eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen und Konventionen des 19. Jahrhunderts dar. Die Arbeit untersucht, wie Lewald durch den Einsatz von Motiven und literarischen Referenzen die interkonfessionelle Liebesdynamik zwischen der Jüdin Jenny und dem christlichen Theologiestudenten Reinhard beleuchtet.
- Die Rolle der Frauenemanzipation im Vormärz
- Antisemitische Vorurteile und die Darstellung des Judentums
- Die Auswirkungen von religiöser Indoktrination auf die menschliche Psyche
- Die Verbindung von autobiographischen Elementen mit literarischen Motiven
- Die Kritik an konventionellen Geschlechterrollen und dem Idealbild der sittenreinen Frau
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Der Roman Jenny wird in seinen historischen und literarischen Kontext eingebettet und der Fokus auf die zentrale Liebesgeschichte zwischen Jenny und Reinhard gelegt. Die Bedeutung des Treibhaus-Motivs und der Effi-Briest-Thematik als zentrale Handlungselemente wird hervorgehoben.
Hauptteil: Die Arbeit analysiert die Funktion der drei Motive im Roman: das Treibhaus-Motiv, die Effi-Briest-Thematik und die Flora-Motive. Es wird untersucht, wie diese Motive die Problematiken von Antisemitismus, religiöser Indoktrination und der Anpassung an gesellschaftliche Normen widerspiegeln. Der Einfluss Reinhards auf Jennys Psyche und ihre zunehmende Verunsicherung werden im Kontext dieser Motive diskutiert.
Treibhaus-Motiv: Das Treibhaus der Meierschen Familie wird als Metapher für Reinhards Einfluss auf Jenny interpretiert. Reinhard versucht, Jenny in sein "Treibhaus" zu integrieren, um sie nach seinem Bild der sittenreinen Frau christlichen Glaubens zu formen. Jennys Widerstand und die Auswirkungen dieser Indoktrination werden analysiert.
Effi-Briest-Thematik: Die Parallelen zwischen Jennys und Effis (aus Fontanes Roman "Effi Briest") psychologischem Wandel werden aufgezeigt. Die Analyse fokussiert auf die Gemeinsamkeiten in ihren Charakteren und ihrem inneren Konflikt zwischen dem Wunsch nach Selbstbestimmung und dem gesellschaftlichen Druck, sich den Erwartungen anzupassen.
Flora-Motive: Die wiederholten Erwähnungen von Pflanzen und der Flora im Roman werden im Kontext der Motive Treibhaus und Effi-Briest interpretiert. Die Symbole der Pflanzen werden mit der Beziehung zwischen Jenny und Reinhard in Verbindung gebracht und die Bedeutung der Natur für die menschliche Entwicklung thematisiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Frauenemanzipation, Antisemitismus, religiöse Indoktrination, interkonfessionelle Liebesdynamik, Treibhaus-Motiv, Effi-Briest-Thematik, Flora-Motive, Fanny Lewald, Jenny, Vormärz, 19. Jahrhundert.
- Arbeit zitieren
- Marco Garbely (Autor:in), 2016, Fanny Lewalds "Jenny". Drei Motive und ihre Funktion als Rahmen der Handlung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1491499