Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema, ob Robert Walsers Stille in der "Naturstudie" ein unlösbares Rätsel darstellt.
Robert Otto Walser wurde am 15. April 1878 in Biel geboren und starb am 25. Dezember 1956 in der Nähe von Herisau bei einem Spaziergang im Schnee. Er wuchs in Biel an der deutsch-französischen Sprachgrenze zweisprachig auf. Der Schweizer Schriftsteller ist das zweitjüngste von acht Kindern. Sein Vater, Adolf Walser, war Werkstattinhaber für Bilderrahmen und Papierwaren und gelernter Buchbinder. Seine Mutter, Elisabeth Walser, musste von ihren Kindern gepflegt werden, da sie an einer affektiven Psychose litt, an der sie 1894 letzten Endes auch starb. Die Beziehung zu seiner Mutter scheint sehr zentral in Robert Walsers Werken. Karl Walser, sein Bruder, war Bühnenbildner und Maler. Robert Walser besuchte die Grundschule und anschließend das Gymnasium - musste jedoch vor seinem Abschluss abbrechen, da seine Eltern seine Bildung nicht mehr finanzieren konnten. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine Banklehre, zog jedoch dann nach Stuttgart, wo sein Bruder Karl lebte. In Stuttgart arbeitete Robert Walser als Schreiber in der Inseratenabteilung bei der Union Deutsche Verlagsgesellschaft. Sein Wunsch war es, Schauspieler zu werden, sein Erfolg blieb jedoch aus und er beschloss, zurück in die Schweiz zu gehen, was er zu Fuß tat. Dort arbeitete Robert Walser im Büro als Schreibkraft. Diesem Beruf ging er jedoch sehr unregelmäßig nach und wechselte oft seinen Arbeitsplatz. Seine ersten Gedichte veröffentlichte er 1898, wodurch er Zugang zu literarischen Kreisen bekam. Anfang 1929 wurde er - gegen seinen Willen - in die Psychiatrie eingeliefert, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Große schriftstellerische Erfolge blieben aus - vielleicht entstand mitunter daraus die ganz besondere Eigenart des Schriftstellers Robert Walser.
Robert Walsers Prosastück "Naturstudie" erschien mit fünf weiteren Texten 1920 in der Sammlung Seeland. Alle Texte wurden bereits zuvor einzeln veröffentlicht. Seeland gehört zu dem letzten Werk von Walsers Bieler Zeit. Obwohl Robert Walser in dieser Sammlung "die Summe seines Bieler Schaffens […]" sah, blieb der Erfolg aus und "diese Sammlung [blieb] das unbekannteste aller seiner Bücher". Auffällig ist, dass der Schweizer Schriftsteller alle seine Texte, v.a. in der Bieler Zeit, vor der Veröffentlichung stark überarbeitete und veränderte.
Inhaltsverzeichnis
- Robert Walser: Naturstudie
- Eckdaten zur Person Robert Walser
- Eckdaten zum Prosastück Naturstudie
- Natur im literarischen Diskurs um 1900 und der Wandel der Bewertung der Stille um 1900
- Analyse: Naturstudie
- Inhalt und Struktur
- Rhetorische Stilmittel
- Gegensätze und Vergleiche
- Syntax
- Farben
- Gespräch mit der Frau
- Gesprächsanalyse
- Formen des Schweigens im Gespräch
- Stille in der Natur versus Reden und Schweigen in der Kommunikation
- Die Stille
- Aktuelle Forschung und Thesen
- Philosophie und pyrrhonische Skepsis
- Natur und stille Euphorie
- Flucht vor dem städtischen Leben
- Politischer Aspekt
- Religiöser/spiritueller Moment
- Entwicklung und Funktion der Stille des Ichs
- Gang und Stillstand als poetologisches Grundmotiv
- Abschweifen von den stillen Beobachtungen
- Auflösung der Ambivalenzen
- Aktueller Bezug: Angst versus Sehnsucht vor bzw. nach Stille
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf der Analyse von Robert Walsers Prosastück "Naturstudie" und der Erforschung der Ambivalenzen zwischen Reden und Schweigen, die in dem Werk zum Ausdruck kommen. Die Arbeit untersucht die Rolle der Stille in der Naturbeschreibung und in der Kommunikation zwischen den Figuren, und zwar im Kontext des literarischen Diskurses um 1900.
- Die Rolle der Stille in Robert Walsers "Naturstudie"
- Die Ambivalenz von Reden und Schweigen in der Kommunikation
- Der Einfluss der Natur auf die Wahrnehmung des Ichs
- Die Bedeutung des Spaziergangs als literarisches Motiv
- Die Verbindung von Literatur und Malerei in Walsers Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen Überblick über die Eckdaten zur Person Robert Walsers und zu seinem Prosastück "Naturstudie", sowie die Rezeption des Werkes in der Literaturwissenschaft.
Das zweite Kapitel widmet sich einer detaillierten Analyse von "Naturstudie", wobei die Inhalte und die Struktur des Textes, die Verwendung rhetorischer Stilmittel, die Kommunikation zwischen den Figuren, sowie die Darstellung der Stille in der Natur untersucht werden.
Das dritte Kapitel stellt die Relevanz der Thematik für die heutige Zeit dar und beleuchtet die aktuelle Debatte um die Ambivalenz von Angst und Sehnsucht in Bezug auf Stille.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen Stillschweigen, Natur, Kommunikation, Ambivalenz, Literatur, Malerei, Spaziergang und Robert Walser. Der Fokus liegt auf der Analyse von "Naturstudie" und der Erforschung der Rolle der Stille in diesem Prosastück.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2021, Robert Walsers Stille in der "Naturstudie". Von Ambivalenzen zum großen Einssein der Gegensätze, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1491465