Im 19. Jahrhundert war ein Offizier besonderen Bedingungen in Bezug auf Herkunft, Bildung, Ausbildung, Karriere, Disziplin, Verhalten im Dienst und in der Öffentlichkeit unterworfen. Das Lebensbild Helmuth Karl Bernard Graf von Moltkes, das hier gezeichnet wird, soll auch unter den Gesichtspunkten stehen, welche Möglichkeiten und Freiheiten sich ihm im Rahmen seiner Lebensbedingungen zu eigener Gestaltung boten.
Moltkes Werdegang kann man in drei Lebensphasen einteilen. Die erste Phase behandelt die Jugend- und Lehrjahre von 1800-1832, die zweite Phase die innerhalb des Generalstabes erbrachte Tätigkeit von 1832 bis 1857 und die dritte Phase die Amtszeit als Chef des Generalstabes der Armee und als Präses der Landesverteidigungs-Kommission von 1857 bis 1891. In allen drei Phasen wurden Moltkes Entwicklung, Denken und Handeln von Strukturen und Strukturelementen verschiedenster Art bestimmt, gefördert, behindert oder beeinflusst. Nur im dritten Lebensabschnitt war es Moltke möglich, auf Grund seiner Stellung und vor allem seiner Erfolge als Feldherr gestaltend auf die Strukturen im militärischen Bereich einzuwirken und neue Maßstäbe für das Verhältnis von Politik und Kriegführung zu setzen.
Moltkes hervorstechende Leistung als Persönlichkeit dürfte darin liegen, dass er sich unablässig weitergebildet hat, so dass er sich auf jeder Stufe, die er erklomm, voll behaupten konnte und schließlich seine vom König anerkannte Autorität als Feldherr in der Armee, im Staat und im Volk respektiert und genutzt wurde. Nur so konnte er die organisatorische Fortentwicklung des Großen Generalstabes und die Erweiterung seines Aufgabenbereichs durchsetzen, die auch, wie sich später herausstellen sollte, ihre Gefahrenmomente – wie etwa die Überbewertung und Heroisierung dieser Institution – in sich barg.
Moltkes zahlreiche, später veröffentlichten militärwissenschaftlichen und –historischen Schriften bilden eine hervorragende Quelle für das militärische Denken und Handeln in seiner Zeit. Dabei fußte er auf dem Gedankengut seiner geistigen Vorfahren wie Scharnhorst und Clausewitz. Seine Briefe sind Zeugnisse umfassender Bildung, familiärer Gesinnung und eines freien Geistes.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Phase (1800-1832) Jugend- und Lehrjahre
- 2. Phase (1832-1857) Tätigkeit im Generalstab
- 3. Phase (1857-1891) Chef des Großen Generalstabes
- Epilog
- Literaturnachweis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Biografie zeichnet ein umfassendes Bild des Lebens und Wirkens von Helmuth von Moltke, einem bedeutenden Militärstrategen des 19. Jahrhunderts. Der Text beleuchtet Moltkes Werdegang in drei Phasen, beginnend mit seiner Jugend und Ausbildung bis hin zu seiner Zeit als Chef des Großen Generalstabes. Dabei werden die Einflüsse seiner Zeit, die Strukturen und Strukturelemente, die seine Entwicklung prägten, sowie seine Leistungen und sein Einfluss auf die preußische Armee und die Kriegsführung im 19. Jahrhundert analysiert.
- Moltkes Jugend und Ausbildung
- Moltkes Tätigkeit im Generalstab
- Moltkes Zeit als Chef des Großen Generalstabes
- Moltkes Einfluss auf die preußische Armee und die Kriegsführung
- Moltkes Persönlichkeit und seine Lebensanschauungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext von Moltkes Leben und Wirken im 19. Jahrhundert dar und erläutert die besonderen Bedingungen, denen Offiziere in dieser Zeit unterworfen waren. Sie führt außerdem die drei Phasen von Moltkes Werdegang ein, die im weiteren Verlauf des Textes detailliert behandelt werden.
Das erste Kapitel befasst sich mit Moltkes Jugend- und Lehrjahren. Es beschreibt seine familiäre Situation, seine Schulzeit an der Landkadettenakademie in Kopenhagen und seinen Übertritt in die preußische Armee. Der Fokus liegt auf den prägenden Einflüssen dieser Zeit auf Moltkes Charakter und seine spätere Entwicklung.
Das zweite Kapitel widmet sich Moltkes Tätigkeit im Generalstab. Es beleuchtet die Struktur und Organisation des preußischen Generalstabes, die Aufgaben und Herausforderungen, denen Moltke in dieser Zeit begegnete, sowie seine Leistungen und seine Rolle in der Entwicklung des Generalstabes.
- Quote paper
- Stefan Erminger (Author), 2010, Feldmarschall Helmuth Graf von Moltke, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/148820