Die Geschichte von der Herausbildung einer lateinamerikanischen Identität im Allgemeinen, sowie die Bildung geschlechtsspezifischer Identitäten im Speziellen, beginnt für Lateinamerika bei der Identität Europas zurzeit der Conquista, und den geschlechtlichen Rollenbilder aus dieser Zeit. Kennzeichnend ist hierfür die europäische Sicht auf die Naturvölker des amerikanischen Kontinentes. Die europäische Perspektive war geprägt, durch einen herablassenden Umgang mit den Naturvölkern, sowie durch den Anspruch eben diese nach europäischem Vorbild zu zivilisieren. Auf diesem Wege gelangte die Kultur des damaligen Europa, die ihrerseits geprägt war durch ein christlich-patriarchalisches Weltbild, auf den neuen Kontinent. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, mit dem Aufkommen des Nationalismus einerseits, und dem patriotischen Diskurs in Lateinamerika andererseits, beginnt die Herausbildung einer eigenständigen lateinamerikanischen Identität. Im Laufe dieser Entwicklung wurde das, was zuvor aus der europäischen Sicht als das „Fremde“ des Kontinentes begriffen wurde, zum „Eigenen“ umgedeutet. [...]
Die schreibenden Frauen in Chile mussten sich lange Zeit gegen eine Doppelbelastung behaupten: zum einen gegen die staatliche Willkür durch die Militärdiktatur, und zum anderen gegen die alten gesellschaftlichen Strukturen von Patriarchat und Machismo. La Casa de los espíritus von Isabelle Allende aus dem Jahr 1982 markiert hier den Beginn des Vormarsches einer solchen Frauenliteratur in Lateinamerika. El revés del alma ist zwar kein Roman der sich mit der politischen Einflussnahme seitens der Frauen auseinandersetzt, aber dennoch zur Frauenliteratur, nach der oben gegebenen Definition gezählt werden kann, da er sich mit den Interessen der chilenischen Frauen der Gegenwart beschäftigt. Der Roman zeichnet das Selbstbild chilenischer Frauen, die im Chile des Augusto Pinochet groß geworden sind, und hält ihnen das Bild chilenischer Frauen entgegen, die im Exil aufgewachsen sind. Darüber hinaus wird mit der Figur der Daniela ein Bild der jüngsten Generation chilenischer Frauen gezeichnet, die weniger durch die alten Begriffe weiblicher Tugenden und des Marianismo geprägt sind, als mehr durch eine Welt der Globalisierung und des Konsums, die sich aber dennoch nicht vollständig von den alten patriarchalischen Strukturen ihres Landes befreien können. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Frauen in Lateinamerika
- 2.1 Weibliche Identitäten in Lateinamerika
- 2.2 Die Frau in der chilenischen Gesellschaft
- 3 Literatur der Postmoderne
- 3.1 Der Begriff der Postmoderne
- 3.2 Charakteristika postmodernen Schreibens
- 3.3 Postmoderne Literatur in Lateinamerika; Chile
- 4 Der chilenische Gegenwartsroman: El revés del alma
- 4.1 Zur Autorin
- 4.2 Inhalt und Struktur des Romans
- 4.21 Der Inhalt auf der Gegenwartsebene
- 4.22 Figurencharakteristiken
- 4.23 Die Romanstruktur
- 4.3 Die Frauenbilder in El revés del alma
- 5 Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Frauenbildern im chilenischen Gegenwartsroman, insbesondere im Roman „El revés del alma“ von Carla Guelfenbein. Ziel ist es, ausgehend von einer soziologischen und literaturwissenschaftlichen Perspektive, das Verhältnis von Frauen und Literatur im Kontext der chilenischen Gesellschaft aufzuzeigen und die Veränderungen in der Wahrnehmung und Darstellung weiblicher Identität in der jüngeren Literatur zu analysieren. Dabei wird der Einfluss der Postmoderne und des historischen Erbes, insbesondere der Pinochet-Diktatur, berücksichtigt.
- Die Entwicklung lateinamerikanischer Identität und geschlechtsspezifischer Rollenbilder.
- Die gesellschaftliche Stellung der Frau in Chile im historischen Kontext.
- Charakteristika postmodernen Schreibens im chilenischen Gegenwartsroman.
- Analyse der Frauenbilder in „El revés del alma“.
- Die Veränderungen in der Wahrnehmung und Darstellung weiblicher Identität in der chilenischen Literatur.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung legt den Fokus der Arbeit auf die Darstellung von Frauenbildern im chilenischen Gegenwartsroman, unter Berücksichtigung der lateinamerikanischen Identität und der postmodernen Literatur. Sie hebt die Besonderheiten der chilenischen Geschichte und Gesellschaft hervor, insbesondere die Auswirkungen der Pinochet-Diktatur auf die Stellung der Frau. Die Arbeit verbindet soziologische und literaturwissenschaftliche Perspektiven, um das Verhältnis von Frauen und Literatur zu analysieren und Veränderungen in der Darstellung weiblicher Identität zu untersuchen.
2 Frauen in Lateinamerika: Dieses Kapitel untersucht die Herausbildung einer lateinamerikanischen Identität und die geschlechtsspezifischen Rollenbilder, die durch die Kolonialgeschichte und die europäische Sicht auf die indigenen Völker geprägt wurden. Es analysiert die anhaltende Prägung durch ein patriarchalisches Weltbild und die Rolle des Mestizaje als Konzept der Identitätsbildung. Die Kapitel beleuchtet kritisch die historische und gesellschaftliche Unterordnung der Frau und diskutiert die Bedeutung von feministischen Ansätzen in der Auseinandersetzung mit diesen Machtstrukturen. Es werden verschiedene Perspektiven auf die Konstruktion von Geschlechteridentitäten vorgestellt, die die Frau als „das Andere“ definieren und ihre marginalisierte Position in der Gesellschaft und Literatur verdeutlichen.
3 Literatur der Postmoderne: Dieses Kapitel befasst sich mit den wesentlichen Merkmalen der postmodernen Literatur und deren Auswirkungen auf den chilenischen Gegenwartsroman. Es definiert den Begriff der Postmoderne und beschreibt die Charakteristika postmodernen Schreibens, um dann die Relevanz dieser Aspekte für die Analyse von Frauenbildern in der ausgewählten Literatur zu begründen. Die Kapitel bereitet den Boden für die Analyse von "El revés del alma" als Beispiel für postmoderne Literatur in Chile.
4 Der chilenische Gegenwartsroman: El revés del alma: Dieses Kapitel analysiert Carla Guelfenbeins Roman „El revés del alma“. Es beleuchtet die Autorin, den Inhalt und die Struktur des Romans, mit besonderem Fokus auf die Darstellung der Frauenfiguren. Die verschiedenen Charaktere und ihre jeweiligen sozialen und kulturellen Prägungen werden untersucht, um die komplexen Frauenbilder im Roman herauszuarbeiten. Der Roman dient als Fallstudie für die zentralen Thesen der Arbeit, nämlich die Darstellung und Veränderung von Frauenbildern in der chilenischen Gegenwartsliteratur.
Schlüsselwörter
Frauenbilder, chilenischer Gegenwartsroman, Carla Guelfenbein, El revés del alma, Postmoderne, lateinamerikanische Identität, Geschlechterrollen, Patriarchat, Feminismus, Chile, soziologische Perspektive, Literaturwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse von Frauenbildern im chilenischen Gegenwartsroman - "El revés del alma"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit analysiert die Darstellung von Frauenbildern im chilenischen Gegenwartsroman, insbesondere in Carla Guelfenbeins Roman „El revés del alma“. Sie verbindet soziologische und literaturwissenschaftliche Perspektiven, um das Verhältnis von Frauen und Literatur im Kontext der chilenischen Gesellschaft zu untersuchen und Veränderungen in der Wahrnehmung und Darstellung weiblicher Identität zu analysieren.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung lateinamerikanischer Identität und geschlechtsspezifischer Rollenbilder, die gesellschaftliche Stellung der Frau in Chile im historischen Kontext (inkl. Einfluss der Pinochet-Diktatur), Charakteristika postmodernen Schreibens im chilenischen Gegenwartsroman, eine detaillierte Analyse der Frauenbilder in „El revés del alma“ und die Veränderungen in der Wahrnehmung und Darstellung weiblicher Identität in der chilenischen Literatur.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit nutzt eine interdisziplinäre Herangehensweise, die soziologische und literaturwissenschaftliche Perspektiven kombiniert. Es werden sowohl historische und gesellschaftliche Hintergründe analysiert als auch literaturwissenschaftliche Methoden zur Interpretation des Romans „El revés del alma“ angewendet.
Welche Struktur hat die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Frauen in Lateinamerika, Literatur der Postmoderne, Der chilenische Gegenwartsroman: El revés del alma, und Schlussbetrachtungen. Jedes Kapitel konzentriert sich auf einen Aspekt der Fragestellung, wobei die einzelnen Kapitel aufeinander aufbauen.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die Darstellung von Frauen in der chilenischen Gegenwartsliteratur zu untersuchen und aufzuzeigen, wie sich diese Darstellung im Kontext der lateinamerikanischen Identität, der postmodernen Literatur und der historischen Entwicklung Chiles verändert hat. Besonders wird der Einfluss der Pinochet-Diktatur auf die Wahrnehmung und Darstellung weiblicher Identität beleuchtet.
Welche Rolle spielt der Roman „El revés del alma“?
„El revés del alma“ von Carla Guelfenbein dient als zentrale Fallstudie. Die Arbeit analysiert den Roman detailliert, untersucht die Frauenfiguren, deren Charaktere und deren soziale und kulturelle Prägungen, um die komplexen Frauenbilder im Roman herauszuarbeiten und die zentralen Thesen der Arbeit zu veranschaulichen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Frauenbilder, chilenischer Gegenwartsroman, Carla Guelfenbein, El revés del alma, Postmoderne, lateinamerikanische Identität, Geschlechterrollen, Patriarchat, Feminismus, Chile, soziologische Perspektive, Literaturwissenschaft.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler*innen der Literaturwissenschaft, Soziologie und Geschlechterforschung, die sich mit lateinamerikanischer Literatur, chilenischer Geschichte und der Darstellung von Frauen in der Literatur beschäftigen.
- Quote paper
- Ralf Beckendorf (Author), 2007, Frauenbilder im chilenischen Gegenwartsroman, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/148803