"Wir pfeifen auf alle Neger der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft und deren eventuelle Verteidiger", rief Mussolini seinen Soldaten am 6. Juli 1935 in Eboli zu, kurz vor deren Abfahrt in die italienischen Kolonien am Horn von Afrika, den Aufmarschgebieten für den baldigen Angriff auf das christliche Kaiserreich Äthiopien. Dieser Ausspruch kann als programmatisch gelten für das Selbstverständnis der italienischen Truppen in diesem kommenden Konflikt, der sich am Scheidepunkt zwischen „letztem Kolonialkrieg“ und totalem Krieg verorten läßt.
Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit soll sein, ob wir es beim Äthiopien- oder auch Abessinienkrieg überhaupt noch mit einem „Kolonialkrieg“ im Sinne der im Kolonialismus-Seminar herausgearbeiteten Definitionen zu tun haben, oder ob es hier nicht um eine andere, beziehungsweise neue Kategorie der Kriegführung geht, wovon – soviel sei an dieser Stelle schon einmal vorweggenommen - ein Großteil der von mir gesichteten Autoren ausgeht. In diesem Zusammenhang soll auch der Frage nach der „Logik“ nachgegangen werden, in die sich die angewandten Mittel und die daraus resultierenden Kriegsverbrechen der italienischen Besatzungsmacht gegen die äthiopische Bevölkerung einfügen. Wie konnte es zu einer solchen „Entgrenzung der Gewalt“ in diesem Konflikt kommen und welche Rolle spielte die faschistische Ideologie dabei?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung
- Faschismus als Basis
- Propaganda
- Exkurs: das Kaiserreich Äthiopien am Vorabend der Invasion
- Kriegsvorbereitungen
- Gaseinsatz
- Völkerbundreaktionen
- „Kontersanktionen“ und Heimatfront
- Ausblick: Besatzung und Herrschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Italienisch-Äthiopischen Krieg von 1935/36 und hinterfragt seine Einordnung als „letzter Kolonialkrieg“ oder „totaler Krieg“. Die zentrale Frage ist, ob die im Kolonialismus-Seminar definierten Kriterien für einen Kolonialkrieg noch zutreffen oder ob sich eine neue Kategorie der Kriegführung herauskristallisiert. Die „Logik“ der angewandten Kriegsführung und die damit verbundenen Kriegsverbrechen werden analysiert, ebenso wie die Rolle der faschistischen Ideologie in der „Entgrenzung der Gewalt“.
- Einordnung des Äthiopienkrieges als Kolonialkrieg oder totaler Krieg
- Rolle der faschistischen Ideologie in der Kriegführung
- Analyse der Kriegsverbrechen und „Entgrenzung der Gewalt“
- Auswirkungen des Krieges auf die italienische Gesellschaft
- Bewertung der Kriegspropaganda und ihrer Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Einordnung des Äthiopienkrieges (1935/36) als „letzter Kolonialkrieg“ oder „totaler Krieg“. Mussolinis Aussage gegenüber seinen Soldaten wird als programmatisch für den Konflikt interpretiert. Die Arbeit untersucht die angewandten Kriegsmittel, die Kriegsverbrechen und die Rolle der faschistischen Ideologie in der „Entgrenzung der Gewalt“.
Einordnung: Dieses Kapitel diskutiert die unterschiedlichen Perspektiven auf den Krieg. Während einige Autoren den Krieg aufgrund seines Umfangs und der angewandten Technologie als „ersten neuzeitlichen Vernichtungskrieg auf kolonialem Boden“ bezeichnen und somit eine neue Kategorie der Kriegführung sehen, halten andere an der Bezeichnung „Kolonialkrieg“ fest, betonen aber dessen neuartigen, totalen Charakter und die Missachtung des Unterschieds zwischen Kombattanten und Zivilisten. Der hohe Anteil faschistischer Milizionäre an den italienischen Streitkräften wird ebenfalls hervorgehoben.
1.1 Faschismus als Basis: Dieses Kapitel analysiert die Rolle des italienischen Faschismus als ideologische Grundlage für die Kriegführung. Der Futurismus mit seiner Verherrlichung der Gewalt und die „guerra integrale“ Douhets werden als theoretische Basis für Mussolinis Intervention betrachtet. Der Krieg diente nicht nur imperialistischen Zielen, sondern auch der „Rassenverbesserung“ und der Vorbereitung auf einen zukünftigen europäischen Krieg. Der Krieg wird als Inbegriff des faschistischen Ideals vom „kontinuierlichen Krieg“ dargestellt, in dem Krieg zum Selbstzweck wurde. Die faschistische Rassenpolitik und Propaganda entmenschlichte den Gegner und trug zur Entgrenzung der Gewalt bei.
Schlüsselwörter
Äthiopienkrieg, 1935/36, Kolonialkrieg, Totaler Krieg, Faschismus, Kriegspropaganda, Kriegsverbrechen, Gewalt, Rassenideologie, „guerra integrale“, Mussolini.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Italienisch-Äthiopischen Krieg (1935/36)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Italienisch-Äthiopischen Krieg von 1935/36 und untersucht dessen Einordnung als „letzter Kolonialkrieg“ oder „totaler Krieg“. Die zentrale Frage ist, ob die bekannten Kriterien für einen Kolonialkrieg noch zutreffen oder ob sich eine neue Kategorie der Kriegführung herauskristallisiert hat. Die Analyse konzentriert sich auf die angewandte Kriegsführung, die begangenen Kriegsverbrechen und die Rolle der faschistischen Ideologie.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Einordnung des Krieges, die Rolle des italienischen Faschismus als ideologische Grundlage, die Analyse der Kriegsverbrechen und die „Entgrenzung der Gewalt“, die Auswirkungen des Krieges auf die italienische Gesellschaft und die Bewertung der Kriegspropaganda.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zur Einordnung des Krieges (inklusive Unterkapitel zu Faschismus als Basis), Kapitel zu Propaganda, Kriegsvorbereitungen, Gaseinsatz, Reaktionen des Völkerbundes, „Kontersanktionen“ und Heimatfront sowie einen Ausblick auf Besatzung und Herrschaft. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Zusammenfassung der relevanten Ereignisse und Zusammenhänge.
Wie wird der Faschismus in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit analysiert den italienischen Faschismus als die ideologische Grundlage für die Kriegführung. Der Futurismus mit seiner Verherrlichung von Gewalt und die „guerra integrale“ Douhets werden als theoretische Basis für Mussolinis Intervention betrachtet. Der Krieg wird als Inbegriff des faschistischen Ideals vom „kontinuierlichen Krieg“ dargestellt, in dem Krieg zum Selbstzweck wurde. Die faschistische Rassenpolitik und Propaganda entmenschlichte den Gegner und trug zur Entgrenzung der Gewalt bei.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass der Italienisch-Äthiopische Krieg nicht eindeutig als „letzter Kolonialkrieg“ oder „totaler Krieg“ eingeordnet werden kann, sondern Merkmale beider Kategorien aufweist. Die angewandte Kriegsführung, die Kriegsverbrechen und die Rolle der faschistischen Ideologie werden als entscheidende Faktoren für die Bewertung des Konflikts herausgestellt. Die Arbeit hebt die Bedeutung der „Entgrenzung der Gewalt“ durch die faschistische Ideologie und Propaganda hervor.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Äthiopienkrieg, 1935/36, Kolonialkrieg, Totaler Krieg, Faschismus, Kriegspropaganda, Kriegsverbrechen, Gewalt, Rassenideologie, „guerra integrale“, Mussolini.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke gedacht und richtet sich an Leser, die sich für den Italienisch-Äthiopischen Krieg, den italienischen Faschismus und die Geschichte des Kolonialismus interessieren. Die Arbeit bietet eine strukturierte und professionelle Analyse der Thematik.
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- Kay Ramminger (Author), 2010, Der Äthiopienkrieg 1935/36, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/148078