Als Mittel symbolischer Politik wird die Denkmalssetzung in demokratischen, pluralistischen Gesellschaften von zahlreichen miteinander konkurrierenden Gruppen mit unterschiedlichen Zielen, Interessen und Strategien genutzt. Demzufolge sagen Denkmäler und Gedenkstätten weniger über das zu vergegenwärtigende Ereignis, als vielmehr über die Motive und Geschichtsbilder der jeweiligen Denkmalsetzer aus.
Handelt es sich um staatliche Denkmalsetzungen, wie im Fall der Neuen Wache als nationaler Gedenkstätte mit dem Anspruch, die Deutung der Vergangenheit allgemein verbindlich für das gesamte politische Gemeinwesen zu dokumentieren, kommt es in pluralistischen Gesellschaften mit konkurrierenden Geschichtsbildern häufig zu erregten Debatten in der politischen Öffentlichkeit, die Aufschluss geben über den kontroversen und zustimmungsfähigen Teil der sichtbaren Geschichtserinnerung.
In der vorliegenden Projektkursarbeit werden am Beispiel der Neuen Wache die öffentlichen Kontroversen um die Errichtung nationaler Gedenkstätten in der Weimarer Republik sowie in der Bundesrepublik Deutschland untersucht und verglichen, um Parallelen und Unterschiede zwischen der Debatte um die Neue Wache 1930/1931 und 1993 herausgearbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- I.1. Historischer Abriss
- I.2. Fragestellung und methodische Vorgehensweise
- II: Die Neue Wache als „Gedächtnisstätte für die Gefallenen des Weltkrieges" in der Weimarer Republik
- II.1. Diskussionen um die Errichtung eines Reichsehrenmals
- II.2. Kontroversen um die Umgestaltung der Neuen Wache 1930/31
- III. Die Neue Wache als „zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft"
- III.1 Diskussion um die Errichtung einer zentralen Gedenkstätte in den achtziger Jahren
- III.2 Kontroversen um die Neue Wache 1993
- IV. Vergleich der Auseinandersetzungen um die Neue Wache in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik - Unterschiede und Parallelen
- V. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Geschichte der Neuen Wache in Berlin als Gedenkstätte in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland. Sie analysiert die Kontroversen und Debatten, die mit der Errichtung und Umgestaltung des Bauwerks verbunden waren, und beleuchtet die unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Kontexte, in denen die Neue Wache als Ort des Gedenkens fungierte.
- Die Rolle der Neuen Wache als Symbol für den Nationalismus und die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in der Weimarer Republik
- Die Umgestaltung der Neuen Wache als „Ehrenmal deutschen heldischen Sterbens“ im Nationalsozialismus
- Die Nutzung der Neuen Wache als „Mahnmal für die Opfer des Faschismus und der beiden Weltkriege“ in der DDR
- Die Kontroversen um die Umgestaltung der Neuen Wache zur zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft
- Der Vergleich der Auseinandersetzungen um die Neue Wache in den verschiedenen politischen Systemen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen historischen Abriss der Neuen Wache, von ihrer Errichtung als Militärwache im 19. Jahrhundert bis zu ihrer Umgestaltung zur Gedenkstätte in der Weimarer Republik. Es beleuchtet die unterschiedlichen Funktionen des Bauwerks und die politische Symbolik, die ihm in den verschiedenen Epochen zugeschrieben wurde.
Das zweite Kapitel analysiert die Debatten um die Errichtung eines Reichsehrenmals in der Weimarer Republik und die Kontroversen um die Umgestaltung der Neuen Wache zum Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Es untersucht die unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Positionen, die in diesen Debatten vertreten wurden, und die Rolle der Neuen Wache als Ort der Erinnerung an den Krieg.
Das dritte Kapitel beleuchtet die Diskussionen um die Errichtung einer zentralen Gedenkstätte in der Bundesrepublik Deutschland und die Kontroversen um die Umgestaltung der Neuen Wache zur Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Es untersucht die unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Positionen, die in diesen Debatten vertreten wurden, und die Rolle der Neuen Wache als Ort der Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Neue Wache, Gedenkstätte, Erinnerungskultur, Weimarer Republik, Bundesrepublik Deutschland, Nationalsozialismus, DDR, Krieg, Gewaltherrschaft, Opfer, Kontroversen, Debatten, politische Symbolik, Geschichtsbilder, Denkmalsetzung, Erinnerungskultur, politische Kultur.
- Arbeit zitieren
- Dipl. Pol. Jörg Klitscher (Autor:in), 1996, Die Neue Wache Unter den Linden als Gedenkstätte in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/147999