In der Öffentlichkeit zu völlig Fremden offen über Inzest, Orgien und Gewalttaten sprechen? Was völlig undenkbar und unsagbar erscheint, war in der WDR-Talksendung "Domian" (1995-2016) die Realität. Mehr noch – es war das Hauptkonzept der Sendung. Die Anrufer:innen konnten sich via Telefon in die Talkshow verbinden lassen und ihre Geschichten Moderator Jürgen Domian und so auch den Zuschauer:innen erzählen. Dabei scheint das Format einen Raum geschaffen zu haben, in dem die Rezipient:innen genau diese eigentlich tabuisierten Themen öffentlich ansprechen können. Doch mit welchen Mitteln hat Domian jenen Raum geschaffen? Wie wurde das Unsagbare sagbar? Und wie bietet das Format seinen Zuschauer:innen einen neuen Zugriff auf die Welt, ein neues Verständnis (ihrer) Wirklichkeit? Diese Fragen soll diese Arbeit unter Bezug auf medien- und fernsehtheroetische Konzepte beantworten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Medien und Medienformate als Erzeuger von Weltzugriffen
- Call-In-Talkshows und Affektfernsehen
- Öffentlichkeit und Privatheit
- Analyse von Domian
- Medialität der Sendung
- Thematik der Sendung
- Ästhetik der Sendung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht das Fernsehformat Domian (1995-2016) als Beispiel für einen televisuellen Weltzugriff. Die Arbeit analysiert, wie Domian durch seinen Umgang mit tabuisierten Themen einen neuen Zugriff auf die Wirklichkeit ermöglicht und so ein neues Verständnis von (ihrer) Wirklichkeit für die Zuschauer*innen schafft.
- Die Rolle von Medien und Medienformaten als Erzeuger von Weltzugriffen
- Die Bedeutung von Call-In-Talkshows und Affektfernsehen im Kontext von Domian
- Die Verbindung von Öffentlichkeit und Privatheit im Format Domian
- Die Analyse von Domian im Hinblick auf Medialität, Thematik und Ästhetik
- Die Untersuchung, wie Domian durch seine Form und Inhalte ein neues Verständnis von Wirklichkeit schafft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach Domian als televisuellen Weltzugriff. Dabei wird der Ansatz von Lorenz Engell aufgegriffen, der Medien als Generatoren von Welt und Denken begreift.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Zusammenhang zwischen Medien und Weltzugriffen, wobei die Rolle des Fernsehens als Selektionsraum und die Bedeutung der Fernbedienung als „philosophische Apparatur“ im Sinne Engells hervorgehoben werden.
Kapitel drei beschäftigt sich mit dem Genre der Call-In-Talkshows und den Prinzipien des Affektfernsehens. Es wird beleuchtet, wie Zuschauer*innen emotional an Formate wie Domian gebunden werden und welche Rolle Affektfernsehen bei der Konstituierung neuer Weltzugriffe spielt.
Kapitel vier befasst sich mit den Begriffen Öffentlichkeit und Privatheit und untersucht, inwiefern Domian eine eigene Öffentlichkeitsform schafft, in der Private Dinge öffentlich diskutiert werden.
Kapitel fünf analysiert Domian anhand der Aspekte Medialität, Thematik und Ästhetik. Dabei werden die Bedingungen und Möglichkeiten der an die Apparatur Fernsehen gebundenen Talkshow Domian betrachtet.
Schlüsselwörter
Domian, Call-In-Talkshow, Affektfernsehen, Weltzugriff, Öffentlichkeit, Privatheit, Medialität, Thematik, Ästhetik, Tabubruch, Selektionsraum, Fernsehformat, Medienphilosophie, Lorenz Engell
- Arbeit zitieren
- Daniel Zander (Autor:in), 2023, Anruf in die neue Wirklichkeit. "Domian" (1995-2016) als Beispiel televisueller Weltzugriffe, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1474213