Welche Motive und Ursachen lassen sich für die Entwicklung rechtsextremistischer Tendenzen unter DDR-Jugendlichen in Bezug auf Aktenauszüge des Ministeriums für Staatssicherheit erkennen?
Mit der Gründung der DDR am 07. Oktober 1949 erfolgte die Geburt eines sozialistischen Staats, der als Paradebeispiel für den Antifaschismus nach dem Zweiten Weltkrieg dienen sollte. Dabei kollidierten Schein und Realität, wie so oft in der Geschichte, von Beginn an miteinander. Spätestens nach dem Überfall auf die Berliner Zionskirche am 17. Oktober 1987 waren alle Bemühungen der SED, die rechten Vorkommnisse in der DDR zu vertuschen, gescheitert. Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen? Um diese Frage beantworten zu können spielt die Einbeziehung der Jungendforschung eine wichtige Rolle, denn insbesondere junge Menschen standen im Mittelpunkt der rechten Szene und sorgten regelmäßig für Aufruhren.
Als Basis hierfür dienen die Forschungen von Walther Süß, welche sich mit den verschiedenen Gruppierungen der rechten jugendlichen Subkultur in der DDR befassen. Dabei ist vor allem der dokumentarische Anhang von großer Bedeutung, da er interessante Einblicke in Auszüge aus Akten des MfS bietet, die in dieser Arbeit teilweise näher betrachtet werden sollen. Allerdings ist festzuhalten, dass sich das Forschungsgebiet und seine Literatur erst nach der Wende entwickeln konnten, was auf die Aufrechterhaltung des antifaschistischen Scheins und den damit einhergehenden Verschleierungsbemühungen zurückzuführen ist. Hinzu kommt die Unklarheit darüber, in welchem Ausmaß tatsächlich Akten des MfS vernichtet wurden. In Bezug auf die Quellenanalyse werden vorrangig die Werke von Frank Schuhmann und Bernd Wagner genutzt, die sich mit den Beweggründen rechter Jugendlicher und grundlegenden Fehlentscheidungen im Aufbauprozess der DDR auseinandersetzen. Zusätzliche Ergänzungen werden durch diverse Internetquellen, Statistiken und Aussagen von Betroffenen im Rahmen einer Dokumentation vorgenommen.
Inhaltsverzeichnis
- Die DDR und der Antifaschismus: Zwischen Schein und Realität
- Das Ministerium für Staatssicherheit: Ein Umriss
- Die Akten des Ministeriums für Staatssicherheit
- Die ,,politisch-ideologische Diversion\" als vermeintliche Konsequenz westlicher Ein-flüsse
- Punks als Keim des Rechtsradikalismus?
- Skinheads als Symbolbild der rechten Jugendszene
- Fazit: Eine Verkettung von Ursachen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung rechtsextremistischer Tendenzen unter DDR-Jugendlichen und analysiert die Ursachen und Motive anhand von Aktenauszügen des MfS. Sie befasst sich mit dem Einfluss des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) auf die Jugendpolitik der DDR und den Umgang mit Rechtsextremismus.
- Die Rolle des MfS im Kontext der „politisch-ideologischen Diversion“
- Der Einfluss westlicher Einflüsse auf die DDR-Jugend
- Die Wahrnehmung und Interpretation von Rechtsextremismus durch das MfS
- Die Entstehung und Entwicklung rechtsextremer Gruppierungen in der DDR
- Die Motive und Ursachen für rechtsextremes Denken bei DDR-Jugendlichen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die DDR und der Antifaschismus: Zwischen Schein und Realität Dieses Kapitel untersucht die Diskrepanz zwischen dem Anspruch der DDR als antifaschistischer Staat und den realen Problemen mit Rechtsextremismus. Es stellt die Forschungsfrage und die grundlegenden Quellen der Arbeit vor.
- Kapitel 2: Das Ministerium für Staatssicherheit: Ein Umriss Dieses Kapitel gibt einen Überblick über das MfS, seine Entstehung, seine Struktur und seine Rolle in der DDR-Gesellschaft. Es beleuchtet die Bedeutung des MfS für die Überwachung und Unterdrückung von Andersdenkenden, einschließlich rechtsextremer Tendenzen.
- Kapitel 3: Die Akten des Ministeriums für Staatssicherheit
- 3.1 Die politisch-ideologische Diversion\" als vermeintliche Konsequenz westlicher Ein-flüsse Dieses Unterkapitel analysiert den Begriff der „politisch-ideologischen Diversion“ und die Sichtweise des MfS auf den Einfluss westlicher Einflüsse auf die DDR-Jugend.
Schlüsselwörter
Rechtsextremismus, DDR, MfS, Jugendpolitik, „politisch-ideologische Diversion“, Westliche Einflüsse, Jugendforschung, Aktenanalyse, Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED), Staatsapparat, Unterdrückung, Überwachung, Punk, Skinheads, Antifaschismus.
- Quote paper
- Olivia Härtel (Author), 2020, Der Rechtsextremismus in der DDR im Spiegel der Akten des Ministeriums für Staatssicherheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1473142