Das Verhältnis von Möglichkeit und Wirklichkeit wird von vielen Logikern, aber auch vom Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) reflektiert. Der Gegenstand für die Logik ist nach Hölderlin nicht Entwurf des Neuen, sondern etwas, was dem (nun nur noch erinnerten) Faktischen sehr nahesteht. Das ist ein sehr zurückhaltender Begriff von logischer Möglichkeit. Der Universalgelehrte und Erfinder Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) ging schon hundert Jahre zuvor einen Schritt weiter, was die Logik des nur Möglichen, die Logik möglicher Wirklichkeitsentwürfe, betrifft.
Hölderlin leistet im Fragment "Urtheil und Seyn" eine Metatheorie der logischen Urteilskraft: Wie schon zuvor Immanuel Kants (1724-1804) kritische Philosophie eine Metatheorie der logischen Urteilskraft entwirft, so entwirft auch Hölderlin nicht nur eine Bewusstseins- und Selbstbewusstseinstheorie, sondern auch eine Theorie, die sich mit dem Wesen der menschlichen Fähigkeit, Urteile zu fällen, beschäftigt. Der Urteilsakt selbst ist eben das Urteilen als ein Akt des Geistes, der die geistige Wirklichkeit artikulieren sollte. Nun kann er das aber nicht, da denkerische Reflexion von bloßen Menschen und das Sein Gottes inkommensurable Ordnungen sind.
Inhaltsverzeichnis
- Mottos
- Abstract (Deutsch)
- Abstract (Russisch) / Резюме Русский
- Gesucht ist der Blick auf die ewige Welt, auf unvergängliche Strukturen, die normalerweise nur in der Mathematik zu haben sind.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Aufsatz widmet sich der Frage, wie der Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) das Verhältnis von Möglichkeit und Wirklichkeit in seinen Werken konzeptioniert. Dabei wird insbesondere Hölderlins Fragment "Urtheil und Seyn" (1795) analysiert, in dem er die logische Möglichkeit als eine Rekonstruktion des Wirklichen begreift.
- Hölderlins Verständnis von logischer Möglichkeit
- Der Zusammenhang zwischen Logik, Wirklichkeit und dem menschlichen Bewusstsein
- Die Rolle der Intuition und des Instinkts in Hölderlins Philosophie
- Die Grenzen des menschlichen Denkens und die Unerreichbarkeit des Seins
- Die Bedeutung der "Moralität des Instinkts" in Hölderlins Werk
Zusammenfassung der Kapitel
- Mottos: Der Aufsatz beginnt mit zwei Zitaten von Hölderlin, die das zentrale Thema des Textes vorwegnehmen: die Beziehung zwischen Mensch und Göttlichkeit sowie die Rolle der Poesie.
- Abstract (Deutsch): In diesem Abschnitt wird Hölderlins Vorstellung von logischer Möglichkeit vorgestellt. Hölderlin sieht das Mögliche nicht als etwas gänzlich Neues, sondern als eine Reprise des Wirklichen. Logik ist für ihn keine Konstruktion des Undenkbaren, sondern eine Rekonstruktion des Wirklichen.
- Abstract (Russisch) / Резюме Русский: Der russische Abstract fasst die Kernpunkte des deutschen Abstracts in russischer Sprache zusammen.
- Gesucht ist der Blick auf die ewige Welt, auf unvergängliche Strukturen, die normalerweise nur in der Mathematik zu haben sind: Hier wird Hölderlins Suche nach einer ewigen, unvergänglichen Wirklichkeit beschrieben. Diese Wirklichkeit ist nicht in der sinnlichen Wahrnehmung zugänglich, sondern muss durch einen "philosophischen Blick auf die Ewigkeit" erreicht werden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Textes sind: Hölderlin, Logik, Möglichkeit, Wirklichkeit, Bewusstsein, Intuition, Instinkt, Moralität, Sein, Göttlichkeit, Poesie. Der Text befasst sich mit Hölderlins philosophischen Überlegungen zur Logik und ihren Grenzen, insbesondere im Hinblick auf die Beziehung zwischen Mensch und Wirklichkeit, sowie mit der Bedeutung von Intuition und Instinkt für das menschliche Verstehen.
- Arbeit zitieren
- Aaron Fellbaum (Autor:in), 2024, Johann Christian Friedrich Hölderlins Beitrag zur Logik des Möglichen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1471578