Das Berliner Stadtjubiläum 1987 sollte „das größte Ereignis bis zum Ende dieses Jahrhunderts“ werden. So zumindest stellte man sich in West-Berliner Regierungskreisen das Jubiläumsjahr vor. Mit einer Vielzahl von Festlichkeiten und Veranstaltungen rund um das 750-jährige Jubiläum sollte nicht nur der Geburtstag der Stadt gefeiert werden, sondern auch die Zusammengehörigkeit mit dem Ostteil der Stadt unterstrichen werden. Diesen Planungen machte Ost-Berlin, die Hauptstadt der DDR, jedoch relativ schnell einen Strich durch die Rechnung, da die DDR es strikt ablehnte, das Fest gemeinsam mit West-Berlin zu begehen. Dadurch blieb den Regierenden in West-Berlin nichts anderes übrig, als sich bei den Feierlichkeiten auf sich selbst zu konzentrieren.
Durch die bewusste Abgrenzung Ost-Berlins ergab sich jedoch ein weiteres Problem für West-Berlin: fast der gesamte historische Kern Berlins lag im Ostteil der Stadt. Streng genommen wurde West-Berlin also gar keine 750 Jahre alt. So besannen sich die Organisatoren gezwungenermaßen auf West-Berlins moderne, kulturelle Identität und legten den Fokus auf die Inszenierung Berlins als weltoffene, kosmopolitische „Stadt der Gegenwart“.
Doch politisch wie wirtschaftlich befand sich West-Berlin in einer prekären Lage. Aufgrund der vollständigen wirtschaftlichen Abhängigkeit von Subventionen aus der Bundesrepublik, sowie der Manifestation des Insel-Status durch das Viermächte-Abkommen, stand auch die Sinnhaftigkeit West-Berlins als „Schaufenster des Westens“ nicht länger außer Frage. So riefen nicht wenige Veranstaltungen und Projekte, die anlässlich des Stadtjubiläums organisiert wurden, nicht nur öffentliche Kritik, sondern teilweise auch aktiven Widerstand und Protest bis hin zu Krawallen seitens der Bevölkerung hervor. Diese vielfältigen Formen des Protests des Jahres 1987 sollen Gegenstand dieser Arbeit sein. Sie soll der Frage nachgehen, inwiefern die Proteste tatsächlich als Antwort auf das Stadtjubiläum und der damit verbundenen Ziele der Organisatoren zu werten sind, oder ob das Jubiläum viel mehr Anlass als Ursache des Protests war. Dazu soll zunächst überblicksartig die Lage West-Berlins vor dem Hintergrund innerstädtischer, innerdeutscher sowie geopolitischer Entwicklungen um das Jahr 1987 dargestellt werden. Weiterhin sollen die Ziele und Leitlinien der West-Berliner Organisatoren des Stadtjubiläums bei der Planung und Gestaltung der Festlichkeiten behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. West-Berlin in den 1980er Jahren
- 2.1. Deutschland- und Berlin-Politik
- 2.2. West-Berlin als Zentrum alternativer Strömungen
- 3. Ziele und Leitlinien bei der Planung des Stadtjubiläums
- 3.1. Eine Feier zu zweit?
- 3.2. Organisation und Diskussion
- 3.3. Inszenierung als „spannendste Stadt Europas"
- 4. Der Skulpturenboulevard
- 4.1. Demonstration gegen die „Beton-Cadillacs"
- 5. Krawalle am Ersten Mai
- 6. Der Reagan-Besuch
- 6.1. Wieder Randale in Kreuzberg
- 6.2. Die Kreuzberg-Blockade
- 7. B-750 Parade
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die West-Berliner Proteste während des Stadtjubiläums 1987. Ziel ist es zu analysieren, inwieweit diese Proteste eine direkte Reaktion auf die Jubiläumsfeierlichkeiten und deren Ziele waren oder ob das Jubiläum lediglich den Anlass, nicht aber die Ursache für den Protest bildete. Die Arbeit beleuchtet den Kontext der Proteste, indem sie die politische und wirtschaftliche Lage West-Berlins in den 1980er Jahren beschreibt.
- West-Berlins politische und wirtschaftliche Lage in den 1980er Jahren
- Die Planung und Ziele des West-Berliner Stadtjubiläums 1987
- Analyse verschiedener Protestformen während des Jubiläumsjahres
- Der Zusammenhang zwischen Stadtjubiläum und Protesten
- West-Berlin als Zentrum alternativer Strömungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt das Berliner Stadtjubiläum 1987 vor, das ursprünglich als großes Ereignis geplant war, um die Zusammengehörigkeit der Stadtteile zu betonen. Die Ablehnung Ost-Berlins, gemeinsam zu feiern, zwang West-Berlin, sich auf eine eigenständige Feier zu konzentrieren, die sich auf die moderne kulturelle Identität West-Berlins fokussierte. Die prekären politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse West-Berlins, einschließlich der Abhängigkeit von westdeutschen Subventionen und des Viermächteabkommens, werden als Hintergrund für die Proteste im Jubiläumsjahr genannt. Die Arbeit untersucht, ob die Proteste eine direkte Reaktion auf das Stadtjubiläum oder lediglich einen durch das Jubiläum gegebenen Anlass darstellen.
2. West-Berlin in den 1980er Jahren: Dieses Kapitel beschreibt die Lage West-Berlins in den 1980er Jahren. Es analysiert die politische Abhängigkeit von der Bundesrepublik Deutschland und den Sonderstatus West-Berlins im Kontext des Kalten Krieges. Der Fokus liegt auf der schwindenden politischen Relevanz West-Berlins im Vergleich zu den frühen Jahren des Kalten Krieges und auf der wachsenden wirtschaftlichen Abhängigkeit von Subventionen. Gleichzeitig wird die Entwicklung West-Berlins als Zentrum alternativer Kulturen, insbesondere in Kreuzberg, beleuchtet, mit Bezug auf die Hausbesetzer-Szene und die aufkeimende Kunstszene.
Schlüsselwörter
West-Berlin, Stadtjubiläum 1987, DDR, Protest, alternative Kulturen, Kreuzberg, Kalter Krieg, Viermächteabkommen, politische Abhängigkeit, wirtschaftliche Lage, Hausbesetzer.
Häufig gestellte Fragen zum West-Berliner Stadtjubiläum 1987 und den damit verbundenen Protesten
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die West-Berliner Proteste während des Stadtjubiläums 1987. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob diese Proteste eine direkte Reaktion auf die Jubiläumsfeierlichkeiten und deren Ziele waren oder ob das Jubiläum lediglich den Anlass, nicht aber die Ursache für den Protest bildete.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die politische und wirtschaftliche Lage West-Berlins in den 1980er Jahren, die Planung und Ziele des Stadtjubiläums 1987, verschiedene Protestformen während des Jubiläumsjahres, den Zusammenhang zwischen Stadtjubiläum und Protesten sowie West-Berlin als Zentrum alternativer Strömungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit enthält eine Einleitung, ein Kapitel über West-Berlin in den 1980er Jahren, ein Kapitel über die Ziele und Leitlinien bei der Planung des Stadtjubiläums, Kapitel zu spezifischen Ereignissen wie dem Skulpturenboulevard, den Maikrawallen, dem Reagan-Besuch und der B-750 Parade, sowie ein Fazit. Zusätzlich werden eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter bereitgestellt.
Welche politischen und wirtschaftlichen Aspekte West-Berlins werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert die politische Abhängigkeit West-Berlins von der Bundesrepublik Deutschland und seinen Sonderstatus im Kontext des Kalten Krieges. Ein Schwerpunkt liegt auf der schwindenden politischen Relevanz und der wachsenden wirtschaftlichen Abhängigkeit von Subventionen. Die Entwicklung West-Berlins als Zentrum alternativer Kulturen, insbesondere in Kreuzberg, wird ebenfalls beleuchtet.
Welche Rolle spielte das Stadtjubiläum für die Proteste?
Die Arbeit untersucht, ob die Proteste eine direkte Reaktion auf das Stadtjubiläum oder lediglich einen durch das Jubiläum gegebenen Anlass darstellen. Die Feierlichkeiten, ursprünglich geplant um die Zusammengehörigkeit der Stadtteile zu betonen, wurden durch die Ablehnung Ost-Berlins zu einer eigenständigen, auf die moderne kulturelle Identität West-Berlins fokussierten Veranstaltung.
Welche konkreten Ereignisse werden im Detail untersucht?
Die Arbeit behandelt unter anderem die Proteste gegen den Skulpturenboulevard ("Beton-Cadillacs"), die Maikrawalle, den Besuch von US-Präsident Reagan mit den damit verbundenen Protesten und die B-750 Parade.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: West-Berlin, Stadtjubiläum 1987, DDR, Protest, alternative Kulturen, Kreuzberg, Kalter Krieg, Viermächteabkommen, politische Abhängigkeit, wirtschaftliche Lage, Hausbesetzer.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2018, Das Berliner Stadtjubiläum 1987. West-Berliner Proteste im Jubiläumsjahr, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1471466