Verzögerung sucht den Feind zu verlangsamen, bei möglichster Schonung der eigenen Kräfte die seinigen abzunutzen und Zeit zu gewinnen. Hierfür wird die Preisgabe von Gelände in Kauf genommen.
Als Gefechtsart neben Verteidigung und Angriff erscheint die „Verzögerung“ erstmals in der Vorschrift von 1959 . Ohne eine spezielle Bezeichnung für eine Gefechtsart steht hinhaltender Kampf bereits im „Unterricht an die Generals Dero Armee“ im Jahre 1761 im Blick Friedrichs des Großen: „Wenn ihr offensive agiret, si detachiret niemals ... Wenn man defensive gehen muss, so siehet man sich oft gezwungen, zu detachieren ... Vor superieurer Force müssen sie“ (die Detachements = vom Gros abgesetzt kämpfende Teile) „sich allezeit züruckziehen ... Zuweilen retirieren sie sich des Nachts bey Annäherung des Feindes, und wenn dieser alsdann glaubet, sie wären auf der Flucht, so kehren sie brusquement wieder um, chargiren“ (= führen den Feuerkampf gegen) „denselben, und jagen ihn vor sich zurück ... Wir abandonirten (= abtreten) Oberschlesien Anno 1745, der Plünderung der Ungarn auszuweichen, um uns mit umso mehrer Force denen Desseins des Prinz von Lothringen zu widersetzen und wir detachirten nicht eher, bis wir zuvor denselben geschlagen hätten. Der General Nassau jagte hierauf die Ungarn in vierzehn Tagen wieder aus ganz Oberschlesien“.
Einige Jahre vorher hatte derselbe König in seinen „Generalprinzipien des Krieges“ geschrieben, in der Defensive bestehe die Kunst des Heerführens darin, den Fein auszuhungern; dazu müsse man ihn kommen lassen, in seinen Rücken stoßen und ihn von seinen Magazinen abschneiden . Im Jahre 1777 schrieb Friedrich: „Man darf sich nie völlig auf die Defensive beschränken, noch sich des Vorteils begeben, aus den Fehlern des Feindes Nutzen zu ziehen ... Eine gutgeleitete Defensive muss ganz das Aussehen einer Offensive haben. Unterscheiden darf sie sich von ihr nur durch die festen Lager und die sorgfältige Vermeidung jeder Schlacht, wenn man sich seiner Sache nicht ganz sicher ist“ .
Inhaltsverzeichnis
- Von der Gefechtshandlung zur selbständigen Gefechtsart
- Zusammenfassung der Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg
- Zwischen den Weltkriegen
- Abwehr, Verteidigung und hinhaltender Widerstand im Zweiten Weltkrieg
- Verzögerung in den Vorschriften der Bundeswehr
- Schlussbetrachtung
- Quellen und Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Operationsart Verzögerung im Laufe der Geschichte. Sie untersucht die Entstehung und die Veränderung dieser Gefechtsart vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, insbesondere im Kontext der deutschen Militärgeschichte.
- Die Entwicklung der Operationsart Verzögerung vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart
- Die Rolle der Verzögerung in verschiedenen Kriegen und Konflikten
- Die Bedeutung der Verzögerung in der modernen Militärdoktrin
- Die taktischen und strategischen Aspekte der Verzögerung
- Die Auswirkungen der technologischen Entwicklung auf die Operationsart Verzögerung
Zusammenfassung der Kapitel
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Das erste Kapitel beleuchtet die Anfänge der Verzögerung als Gefechtsart. Es wird gezeigt, wie sich die Verzögerung aus der Gefechtshandlung heraus entwickelte und zu einer eigenständigen Gefechtsart wurde. Hierbei werden die Ansätze von Friedrich dem Großen und Carl von Clausewitz sowie die Entwicklungen im 19. Jahrhundert betrachtet.
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Das zweite Kapitel fasst die Entwicklung der Verzögerung bis zum Ersten Weltkrieg zusammen. Es werden die wichtigsten Meilensteine der Entwicklung, die taktischen und strategischen Veränderungen sowie die Rolle der Verzögerung in den Kriegen des 19. Jahrhunderts dargestellt.
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Das dritte Kapitel analysiert die Entwicklung der Verzögerung zwischen den Weltkriegen. Es werden die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf die Gefechtsart Verzögerung, die Veränderungen in der Militärdoktrin und die Entwicklung neuer taktischer Konzepte untersucht.
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Das vierte Kapitel befasst sich mit der Verzögerung im Zweiten Weltkrieg. Es werden die taktischen und strategischen Aspekte der Verzögerung in diesem Krieg, die Rolle der Verzögerung in der Abwehr und Verteidigung sowie die Herausforderungen der Verzögerung im modernen Krieg dargestellt.
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Das fünfte Kapitel untersucht die Verzögerung in den Vorschriften der Bundeswehr. Es werden die aktuellen Definitionen der Verzögerung, die taktischen und strategischen Vorgaben sowie die Bedeutung der Verzögerung in der modernen Militärdoktrin der Bundeswehr beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Operationsart Verzögerung, Gefechtsart, Militärgeschichte, Taktik, Strategie, Verteidigung, Abwehr, Rückzug, Hinhaltender Kampf, Friedrich der Große, Carl von Clausewitz, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Bundeswehr, Militärdoktrin.
- Quote paper
- Stefan Erminger (Author), 2010, Truppenführung. Die Entwicklung der Operationsart Verzögerung seit dem 18. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/147128