Diese Arbeit setzt bei der These, "Im Westen Nichts Neues" vertrete eine rein deutsche Sicht zu den Ereignissen zum Ende des ersten Weltkrieges 1918, an und betrachtet den Film aus dem Blickwinkel zweier Konzepte der Erinnerungskultur. Dies ist zum einen die prothetische Erinnerung: In ihrem Buch "Prosthetic Memory -The Transofrmation of American Rememberance in the Age of Mass Culture" stellt die Alison Landsberg die These auf, dass durch die Reproduzierbarkeit der Massenkultur, Rezipienten von visuellen Medien in der Lage sind, Erinnerungen an nicht von ihnen erlebten Ereignisse wie eine Prothese anzunehmen. Denn durch die Visualisierung sind Rezipienten in der Lage, sich über das nicht Erlebte ein eindrucksvolles Bild zu machen.
2022 drehte der deutsche Regisseur Edward Berger den Anti-Kriegsfilm "Im Westen Nichts Neues". Herbei handelt es sich um die dritte Verfilmung des von Ehrich-Maria Remarque geschriebenen gleichnamigen Romans aus dem Jahre 1929. Als der mit vier Oscars ausgezeichnete Film auf der Streamingplattform Netflix veröffentlicht wurde, wurde er schnell zum Erfolg. Zum einen weil der Film in den ersten drei Tagen nach Erscheinen 31,5 Millionen Aufrufe hatte und zum anderen, weil er vielerlei positive Kritiken erhielt.
Aus historischer Sicht gab es allerdings auch Kritik an dem Film. So attestierte der viel beachtete Militärhistoriker Sören Neitzel, den Kriegsdarstellung wenig Authentizität und behauptete, dass die Figur des General Friedrich einer Karikatur gleiche.
Auch in der Public History wurde der Film bspw. vom Blog History Goes Public der Martin Luther Universität Halle-Wittenberg weniger positiv aufgenommen. So warf er dem Film Geschichtsklitterung vor, da die französische Perspektive in diesem Film wenig zum Tragen komme oder das Im Westen Nichts Neues keine neutrale Haltung zum ersten Weltkrieg einnehme und daher als Anti-Kriegsfilm wenig tauge.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Inhalt von Im Westen Nichts Neues (2022)
- Unterschiedliche Formen der Erinnerung
- Im Westen Nichts Neues im Kontext der prothetischen Erinnerung nach Landsberg
- Im Westen Nichts Neues im Kontext der multidirektionalen Erinnerung nach Rothberg
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Film „Im Westen Nichts Neues“ (2022) von Edward Berger im Kontext der prothetischen und multidirektionalen Erinnerung. Sie untersucht, wie der Film die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg für ein modernes Publikum konstruiert und welche Perspektiven er dabei einbezieht.
- Die Darstellung des Ersten Weltkriegs durch die Linse der prothetischen Erinnerung nach Alison Landsberg
- Die Rolle von Bildern und emotionaler Verbindung in der Konstruktion von Erinnerung
- Die Einbindung politischer Aspekte in den Film und ihre Auswirkungen auf die Erinnerungskultur
- Die Analyse des Films im Kontext der multidirektionalen Erinnerung nach Michael Rothberg
- Die Frage, ob der Film eine multidirektionale Erinnerungskultur repräsentiert oder eine einseitige deutsche Perspektive fördert
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext des Films und die Motivation für die Analyse beleuchtet. Anschließend wird der Inhalt des Films knapp zusammengefasst und die wichtigsten Szenen beschrieben. Der nächste Abschnitt betrachtet den Film aus der Perspektive der prothetischen Erinnerung nach Alison Landsberg, wobei untersucht wird, wie der Film den Zuschauern die Erfahrung der Soldaten an der Front näherbringt. Im Anschluss daran wird der Film im Kontext der multidirektionalen Erinnerung nach Michael Rothberg analysiert. Hierbei liegt der Fokus auf der Einbindung politischer Aspekte und der Frage, ob der Film eine multidirektionale Perspektive auf den Ersten Weltkrieg bietet oder eine einseitige deutsche Sichtweise fördert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Erinnerungskultur, insbesondere der prothetischen und multidirektionalen Erinnerung, und analysiert den Film „Im Westen Nichts Neues“ unter diesem Gesichtspunkt. Wichtige Konzepte und Begriffe sind: prothetische Erinnerung, multidirektionale Erinnerung, visuelle Medien, emotionale Verbindung, historische Authentizität, deutsche Perspektive, französische Perspektive, erste Weltkrieg, Kriegserfahrung, Politik, Filmsprache.
- Arbeit zitieren
- Jonas Franke (Autor:in), 2024, Edward Bergers "Im Westen Nichts Neues"-Verfilmung im Kontext der Prothetischen und Multidirektionalen Erinnerung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1470725