„Die Hand der Jezerte“ - Entstehungsgeschichte und Bild innerhalb der Literaturwissenschaft: Eine erste Fassung der Erzählung „Die Hand der Jezerte“ verfasste Eduard Mörike bereits im Jahr 1839 unter dem Titel „Arete“. Mörike nannte die Erzählung selbst ein Märchen im altertümlichen Stil und gab an, er hätte den Text aus dem lateinischen von Papst Pius II übersetzt. Diese Behauptung Mörikes erwies sich jedoch als ein Scherz seinerseits. Die erste Fassung der Erzählung hat noch ein anderes Ende, welches einen Ausblick in die Zukunft liefert: „Die Wahrheit kommt an Tag, der Jüngling wird begnadigt, der Naira die Hand abgehauen und sie selber als Bettlerin in die weite Welt hinausgestoßen. Aretes marmorne Hand aber behält für immer einen Veilchenduft, der den ganzen Tempel erfüllt.“ „Arete“ blieb jedoch nur als handschriftlicher Entwurf erhalten und wurde aus verschiedenen Gründen nicht veröffentlicht. Unter anderem, da Mörike der Titel „Arete“, griechisch Tugend, als zu symbolträchtig und pragmatisch erschien. Mit einer inhaltlichen Neuorientierung zum Christentum wurde 1853 die endgültige Fassung unter dem heute bekannten Titel „Die Hand der Jezerte“ gedruckt und im „Unterhaltungsblatt für Stadt und Land“ publiziert. 1856 wurde die Erzählung erneut veröffentlicht, und zwar im Sammelband „Vier Erzählungen“ unter dem Begriff „Märchen“. Insgesamt gab es drei Fassungen der Erzählung, wobei die zweite und dritte Fassung keine nennenswerten Abweichungen voneinander haben. Heute liegt uns die zweite Fassung vor. Wie man anhand der Entstehungsgeschichte der Erzählung bereits erahnen kann, gibt es auch aus dem Leben Eduard Mörikes vieles zu berichten, dass auf inhaltliche Neuorientierungen und Veränderungen der „Jezerte“ schließen lässt. Seit dem Sommer 1834 bestritt Mörike in der Gemeinde Cleversulzbach alleine das Pfarramt. Hier fühlte er sich nicht wohl und äußerte sich gegenüber Hermann Hardegg wie folgt: „hier ist kein Heil für mich zu hoffen.“ Den Hypochonder Mörike befielen darauf immer wieder Krankheiten und er war der Überzeugung „in Cleversulzbach kann ich nicht gesund werden.“ 1843 wurde Mörike schließlich frühpensioniert und verließ die Gemeine im Alter von 39 Jahren. Von da an sprach er von einer „ganz neuen Epoche seines Lebens“.
Inhaltsverzeichnis
- 1,1. „Die Hand der Jezerte“ - Entstehungsgeschichte und Bild innerhalb der Literaturwissenschaft
- 2. Einstieg in die Interpretation der Erzählung
- 3. Die Hand als Leitmotiv
- 4. Das Duftwunder
- 5. Die Jezerte als Symbol
- 6. Die Bedeutung der Namen
- 7. Die Erzählform
- 8. Die Erzählung als Märchen, Legende, Sage und Parabel
- 9. Die Bedeutung der Erzählung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Interpretation von Eduard Mörikes Erzählung „Die Hand der Jezerte“. Ziel ist es, die Entstehungsgeschichte der Erzählung zu beleuchten, die wichtigsten Motive und Symbole zu analysieren und die Bedeutung der Erzählung im Kontext der Literaturwissenschaft zu erörtern.
- Die Entstehungsgeschichte der Erzählung und ihre verschiedenen Fassungen
- Die Rolle der Hand als Leitmotiv und Symbol für Wahrheit und Lüge
- Die Bedeutung des Duftwunders und seine Verbindung zur Jezerte
- Die Interpretation der Erzählung als Märchen, Legende, Sage und Parabel
- Die Bedeutung der Erzählung im Kontext der Literaturwissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Entstehungsgeschichte der Erzählung „Die Hand der Jezerte“ und ihre verschiedenen Fassungen. Es wird deutlich, dass Mörike die Erzählung zunächst unter dem Titel „Arete“ verfasste und sie als ein Märchen im altertümlichen Stil bezeichnete. Die erste Fassung der Erzählung hat ein anderes Ende als die endgültige Fassung, die 1853 unter dem Titel „Die Hand der Jezerte“ veröffentlicht wurde. Das Kapitel beleuchtet auch die biografischen Hintergründe der Entstehung der Erzählung und die Rezeption der Erzählung in der Literaturwissenschaft.
Das zweite Kapitel dient als Einstieg in die Interpretation der Erzählung. Es wird eine kurze Zusammenfassung der Erzählung gegeben und die Erzählform sowie die Bedeutung der Namen innerhalb der Geschichte erläutert. Die Erzählung ist in einer stilisierten, knappen und altertümlichen Sprache gehalten und zeichnet sich durch einen auktorialen Erzähler aus. Die Namen der Figuren sind orientalisch klingende Fantasienamen, die angeblich dem Buch des Nehemias nachgebildet sein sollen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Hand als Leitmotiv der Erzählung. Die weiße marmorne Hand der Jezerte und die pechschwarze Hand der Naira stehen für Gut und Böse, für Wahrheit und Lüge, aber auch für Bestrafung und Sühne. Die Hand wird als „Werkzeug des Geistes“ bezeichnet und spiegelt die Eigenschaften der Figuren wider. Die marmorne Hand der Jezerte wird zum Zeichen der Wahrheit, während die schwarze Hand der Naira die Lüge offenbart. Die Hände zeigen auch, dass sie tatsächlich „Werkzeug des Geistes“ sind, indem Nairas Hand nach der Sühne wieder „weiß wie der Schnee“ ist.
Das vierte Kapitel behandelt das Duftwunder in der Erzählung. Athmas versucht zunächst durch Ratio und Gewalt die Wahrheit herauszubekommen, doch das funktioniert nicht. Erst durch das Duftwunder, das von der Hand der Jezerte ausgeht, wird die Wahrheit ans Licht gebracht. Das Duftwunder ist ein Zeichen der göttlichen Macht und der Vergebung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Erzählung „Die Hand der Jezerte“, Eduard Mörike, Entstehungsgeschichte, Literaturwissenschaft, Leitmotiv, Hand, Wahrheit, Lüge, Duftwunder, Jezerte, Symbol, Märchen, Legende, Sage, Parabel, Erzählform, Namen, Bedeutung.
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- Anonym (Author), 2006, Über Eduard Mörikes "Die Hand der Jezerte", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/147053