Wie wird entschieden, was in einer Gesellschaft über mehrere Generationen hinweg bewahrt und sorgfältig weitergegeben wird und was in Vergessenheit gerät? Wie bildet sich, beruhend auf geteilten Bezügen des individuellen Erinnerns von Mitgliedern einer Gesellschaft ein kollektives Gedächtnis? In welchem Verhältnis stehen diese zwei Typen von Gedächtnis zueinander?
Das Ziel der vorliegenden Hausarbeit ist einen kurzen Überblick über die Entwicklungsgeschichte von Theorien zu dem kollektiven Gedächtnis sowie dem Konzept von Erinnerungskultur(en) von ihren Anfängen bis in unsere Zeit zu geben.
Aus dem Versuch diese grundlegende Frage zu beantworten, entstand am Anfang des 20. Jahrhunderts eine Theorie des kollektiven Gedächtnisses. Seitdem wurde die Theorie ständig von vielen anderen, größtenteils interdisziplinären, Wissenschaftlern weiterentwickelt und besonders nach dem Auftreten der digitalen Medientechnologien in den 1990er Jahren, mit ihren unbegrenzten Speichermöglichkeiten, weckte diese immer mehr Aufmerksamkeit und bekam einen "zweiten Atem".
Der erste Teil der Arbeit widmet sich der Entstehungsgeschichte des Konzepts von kollektivem Gedächtnis, das zum ersten Mal von Maurice Halbwachs auf eine systematische Weise entwickelt wurde. Auf den Überlegungen von Halbwachs basiert, prägte das Ehepaar von Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann die Begriffe kulturelles und konnektives Gedächtnis, die im Unterkapitel erklärt werden. Darauf aufbauend soll auf das Konzept einer Erinnerungskultur eingegangen werden und die drei Dimensionen einer Erinnerungskultur nach Astrid Erll dargestellt. Im Fokus des zweiten Teils steht die kulturelle Bedeutung der Medien als einer notwendigen Bedingung für sowohl das Entstehen von kollektivem Gedächtnis, als auch dessen Bestehen. Im letzten Kapitel wird ein Versuch unternommen, Einflüsse der neuen technologischen Entwicklungen auf das kollektive Gedächtnis zu betrachten. Im Zuge dessen werden das “Recht auf Vergessenwerden” benannt und einige Besonderheiten des kollektiven Gedächtnisses im digitalen öffentlichen Raum zusammengefasst. Abschließend werden die wichtigsten Standpunkte und Ideen aus den zwei Texten “Pluralität des Erinnerns” und “Mediatisierte Erinnerung” von Andrew Hoskins angeführt und knapp erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Entstehung einer Theorie des kollektiven Gedächtnisses
- 2.1 Das kommunikative und kulturelle Gedächtnis
- 2.2 Drei Dimensionen einer Erinnerungskultur
- 3 Medien als Bedingungen kollektiven Gedächtnisses
- 4 Das kollektive Gedächtnis in digitalen öffentlichen Raum
- 4.1 Andrew Hoskins - Pluralität des Erinnerns
- 4.2 Andrew Hoskins - Mediatisierte Erinnerung
- 5 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit hat zum Ziel, einen Überblick über die Entwicklung von Theorien zum kollektiven Gedächtnis und zum Konzept der Erinnerungskultur(en) von ihren Anfängen bis in die Gegenwart zu geben. Die Arbeit verfolgt dabei die wichtigsten Punkte in der Weiterentwicklung dieser Theorien.
- Entstehung des Konzepts des kollektiven Gedächtnisses
- Kommunikatives und kulturelles Gedächtnis
- Drei Dimensionen der Erinnerungskultur
- Medien als Bedingung für das kollektive Gedächtnis
- Einfluss digitaler Technologien auf das kollektive Gedächtnis
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Entstehungsgeschichte des Konzepts des kollektiven Gedächtnisses, wie es von Maurice Halbwachs systematisch entwickelt wurde. Es werden die Begriffe "kulturelles" und "kommunikatives" Gedächtnis von Aleida und Jan Assmann erläutert und das Konzept der Erinnerungskultur mit den drei Dimensionen nach Astrid Erll dargestellt.
Das zweite Kapitel widmet sich der kulturellen Bedeutung der Medien als Bedingung für das Entstehen und Bestehen des kollektiven Gedächtnisses.
Das dritte Kapitel betrachtet die Einflüsse neuer technologischer Entwicklungen auf das kollektive Gedächtnis. Hier werden das "Recht auf Vergessenwerden" und Besonderheiten des kollektiven Gedächtnisses im digitalen öffentlichen Raum zusammengefasst. Schließlich werden die wichtigsten Standpunkte und Ideen aus den Texten "Pluralität des Erinnerns" und "Mediatisierte Erinnerung" von Andrew Hoskins angeführt und kurz erläutert.
Schlüsselwörter
Kollektives Gedächtnis, Erinnerungskultur, Maurice Halbwachs, Aleida und Jan Assmann, Medien, Digitalisierung, Recht auf Vergessenwerden, Andrew Hoskins, Pluralität des Erinnerns, Mediatisierte Erinnerung.
- Arbeit zitieren
- Elizaveta Frolova (Autor:in), 2022, Die Entwicklung der Theorien des kollektiven Gedächtnisses von ihren Anfängen bis in die Zeit der digitalen Öffentlichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1460044