Die Reiseliteratur hat im Laufe der Geschichte eine faszinierende Rolle als Vermittler von Kulturen, Landschaften und dem Unbekannten gespielt. Durch sie können Leserinnen und Leser ferne Länder erkunden, ohne ihre Heimat zu verlassen, und Einblicke in die Vielfalt der Welt gewinnen. Doch hinter den beschreibenden Zeilen und den malerischen Darstellungen verbirgt sich oft mehr als nur eine bloße Schilderung von Orten und Menschen. Vielmehr spiegeln Reiseberichte auch die Wahrnehmung des Fremden wider, geprägt von Vorurteilen, Klischees und kulturellen Einflüssen der Autoren.
Im Zentrum dieser Hausarbeit steht die Untersuchung der Wahrnehmung des ‚Fremden‘ in Reiseberichten über Albanien. Ein Land, das trotz seiner reichen Naturschönheiten und historischen Erbschaften lange Zeit im Schatten der Unkenntnis und des Misstrauens lag. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde Albanien durch seine isolierte Lage und politische Unbeständigkeit zu einem faszinierenden, jedoch weitgehend unbekannten Terrain für europäische Reisende. Diese Unbekanntheit wurde nicht nur von Neugierde, sondern auch von Stereotypen und Vorurteilen begleitet, die sich in der Reiseliteratur manifestierten.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in vier Hauptkapitel. Nach der Einleitung folgt zunächst eine theoretische Einführung in die Grundlagen der Reiseliteratur als literarische Gattung sowie in die Darstellung des Fremden. Im Anschluss daran wird im zweiten Kapitel die Konstruktion des albanischen Fremden in frühen Reiseberichten sowie in Karl Mays Orientzyklus untersucht. Dabei wird analysiert, wie diese Darstellungen das Bild Albaniens in der westlichen Wahrnehmung geprägt haben.
Im dritten Kapitel werden dann konkret zwei Reiseberichte über Albanien aus unterschiedlichen Zeitspannen verglichen und analysiert: Karl Ottens Reisebericht von 1912 und Herbert Ziergiebels Beschreibung aus dem Jahre 1956. Dies geschieht vor dem Hintergrund des bereits bestehenden Albanienbildes, das durch frühere literarische Werke geprägt wurde.
Abschließend wird im vierten Kapitel ein Fazit gezogen, das die zentralen Erkenntnisse zusammenfasst und die Leitfrage nach der Wahrnehmung des Fremden in den betrachteten Reiseberichten über Albanien beantwortet. Dabei werden auch mögliche Implikationen für das Verständnis von kulturellen Stereotypen und Vorurteilen in der Reiseliteratur diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Reiseliteratur: Eine Einführung
- Karl May und „das Land der Skipetaren“: Zur Verfestigung eines Albanienbildes
- Die Konstruktion des Unzivilisierten
- Albanien und „das Land der Skipetaren“
- Reiseberichte über Albanien
- Karl Otten: Die Reise durch Albanien
- Zum Autor Karl Otten
- Ottens Albanienbild
- Herbert Ziergiebel: Der letzte Schleier – Albanische Reisebilder
- Zum Autor Herbert Ziergiebel
- Ziergiebels Albanienbild
- Karl Otten: Die Reise durch Albanien
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Wahrnehmung des „Fremden“ in Reiseberichten über Albanien. Durch eine vergleichende Analyse des bestehenden Albanienbildes und zweier spezifischer Reiseberichte aus verschiedenen Zeitspannen, untersucht sie, wie sich Klischees und Stereotype in der Reiseliteratur manifestieren. Die Arbeit analysiert die Konstruktion des „unzivilisierten“ Albaners in frühen Reiseberichten und beleuchtet, wie diese Konstruktion durch Werke wie Karl Mays „Durch das Land der Skipetaren“ verstärkt wurde. Anschließend werden die Reiseberichte von Karl Otten (1912) und Herbert Ziergiebel (1956) vor dem Hintergrund des bereits bestehenden Albanienbildes untersucht. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Entstehung und Persistenz von Stereotypen aufzuzeigen und die Auswirkungen von Reiseliteratur auf die Wahrnehmung eines fremden Landes zu beleuchten.
- Die Konstruktion des „Fremden“ in Reiseberichten über Albanien
- Analyse des bestehenden Albanienbildes
- Die Rolle von Klischees und Stereotypen in der Reiseliteratur
- Der Einfluss von Eurozentrismus auf die Wahrnehmung Albaniens
- Die Auswirkungen von Reiseliteratur auf die Vorstellung von einem fremden Land
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Reiseliteratur ein und analysiert die Entstehung von Stereotypen und Fremdbildern in Reiseberichten. Es wird diskutiert, wie die individuelle Wahrnehmung des Reisenden die Darstellung der „fremden Kultur“ prägt und wie Ethnozentrismus die Entstehung von Klischees begünstigt. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Konstruktion des „unzivilisierten“ Albaners in früheren Reiseberichten. Es untersucht die Rolle von Karl Mays „Durch das Land der Skipetaren“ in der Verfestigung des Stereotyps des „räuberischen, wilden und mörderischen Albaners“ und beleuchtet die Auswirkungen dieser Darstellung auf die Wahrnehmung des Landes. Das dritte Kapitel analysiert die Reiseberichte von Karl Otten (1912) und Herbert Ziergiebel (1956), wobei der Fokus auf den jeweiligen Albanienbildern und deren Kontextualisierung im Kontext des bereits bestehenden Stereotyps liegt.
Schlüsselwörter
Reiseliteratur, Albanien, Fremdbild, Stereotypen, Ethnozentrismus, Karl May, „Das Land der Skipetaren“, Albanienbild, Kultur, Wahrnehmung, Reiseberichte, Karl Otten, Herbert Ziergiebel.
- Arbeit zitieren
- Leotrina Gocaj (Autor:in), 2021, Eine Analyse der Darstellung des Fremden in Reiseliteratur über Albanien, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1459459