Ein konkretes Beispiel für den zunehmenden Machtverlust der Merowingerkönige und deren „Degradierung“ zu Schattenkönigen liefert der sogenannte „Staatsstreich“ des austrasischen Hausmeiers Grimoald aus der Familie der Pippiniden, der zur Mitte des 7. Jahrhunderts versuchte, die Herrschaft für sich und seine Familie zu sichern und damit scheiterte.
In dieser Arbeit wird geschildert, wie es zu diesem Staatsstreich kommen konnte, was Grimoalds Handeln zu einem „Staatsstreich“ machte, wie trotz der dürftigen Quellenlage eine Rekonstruktion des Staatsstreiches möglich ist und welche Auswirkungen er zum einen für das Königshaus und zum anderen für das Geschlecht der Pippiniden hatte. Aufgrund der Tatsache, dass der Staatsstreich Grimoalds keineswegs „gelöst“ und somit Forschungsthema ist und auch bleiben wird, sollen die unterschiedlichen Forschungstheorien und -thesen diskutiert und verglichen werden, sowie auf Probleme und Widersprüche eingegangen werden.
Das Frankenreich als „Wiege zahlreicher europäischer Reiche, aber auch von kontinentalen Nationen und Nationalstaaten“ darf in seiner Bedeutung für die Prägung des Mittelalters und folglich auch für die Neuzeit nicht unterschätzt werden.
Als „Erben der weströmischen Herrschaft in Gallien“ gelang es den Franken ein Reich zu formen, das bis ins 10. Jahrhundert Bestand hatte und aus heutiger Sicht den Übergang von der Spätantike und Völkerwanderungszeit zum Mittelalter bildet.
Obwohl dieses fränkische Reich oberflächlich betrachtet oft als Einheit angesehen wird, die sich in den folgenden Jahrzehnten nach dem Tod Karls des Großen auflöst und zur Grundlage unserer modernen Staaten wird, gilt es, das Königtum der Merowinger (481-751) klar vom Königtum der Karolinger (751-911) zu unterscheiden.
Im Fall der Merowinger kam es schon kurz nach dem Tod des primus rex Francorum – Chlodwig I. (481-511) – infolge der Reichsteilungen zu Streitigkeiten und Kriegen unter den Erben, das heißt Teilkönigen, aus denen die „Großen“ des Reiches und später insbesondere die Hausmeier als Sieger hervorgingen, die ihrerseits begannen nach Macht zu streben.
Inhaltsverzeichnis
- Das Merowingerreich im Vorfeld des „Staatsstreiches“
- Der Machtverlust der merowingischen Könige
- Die Lage in Austrasien nach dem Tod Dagoberts I.
- Der sogenannte „Staatsstreich\" Grimoalds
- Die Quellenlage
- Die Rekonstruktion des „Staatsstreiches“
- Der Hausmeier Grimoald und die Voraussetzungen für den Staatsstreich
- Die Adoption des späteren Königs Childebertus adoptivus
- Die Rolle Dagoberts II.
- Die Regierung Childeberts und die Zeit nach seinem Tod
- Probleme und Widersprüche
- Bewertung und Folgen des „Staatsstreiches“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem sogenannten „Staatsstreich“ des austrasischen Hausmeiers Grimoald, der zur Mitte des 7. Jahrhunderts die Herrschaft für sich und seine Familie zu sichern versuchte. Ziel ist es, die Ereignisse zu rekonstruieren, die zu diesem Staatsstreich führten, Grimoalds Handlungen zu analysieren und die Auswirkungen auf das Königshaus und die Pippiniden zu erforschen. Dabei werden auch unterschiedliche Forschungstheorien diskutiert und Probleme sowie Widersprüche aufgezeigt.
- Der Machtverlust der merowingischen Könige
- Die Rolle des Hausmeiers Grimoald
- Die Adoption des späteren Königs Childebertus adoptivus
- Die Bedeutung der Quellenlage für die Rekonstruktion des Staatsstreiches
- Die Folgen des Staatsstreiches für das Königshaus und die Pippiniden
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beschäftigt sich mit dem Machtverlust der merowingischen Könige im Vorfeld des „Staatsstreiches“ Grimoalds. Es beleuchtet die politischen und gesellschaftlichen Bedingungen, die zur Schwächung des Königtums führten, insbesondere die Rolle der Großen des Reiches und die Zunahme des Einflusses der Hausmeier. Im Fokus steht die Situation in Austrasien nach dem Tod Dagoberts I. und die Bedeutung der Hausmeier Pippin und Bischof Kunibert von Köln für die Herrschaft des jungen Königs Sigibert III.
Kapitel 2 analysiert den sogenannten „Staatsstreich“ des Hausmeiers Grimoald. Es geht auf die Quellenlage ein, diskutiert verschiedene Forschungstheorien und versucht eine Rekonstruktion des Geschehens. Im Mittelpunkt stehen die Adoption des späteren Königs Childebertus adoptivus, die Rolle Dagoberts II. und die Regierung Childeberts. Das Kapitel endet mit der Diskussion von Problemen und Widersprüchen der historischen Überlieferung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem „Staatsstreich“ Grimoalds im Frankenreich, einem wichtigen Ereignis der Merowingerzeit. Schlüsselwörter sind: Merowingerreich, Hausmeier, Pippiniden, Staatsstreich, Königshaus, Machtverlust, Quellenlage, Rekonstruktion, Adoption, Childebertus adoptivus, Dagobert II.
- Arbeit zitieren
- Christoph Müller (Autor:in), 2008, Der sogenannte Staatsstreich Grimoalds. Machtverlust der Merowingerkönige, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1457982