Über den polnischen Schriftsteller Stanisław Lem zu schreiben, bedeutet sich durch imaginäre Welten bewohnt von Robotern und intelligenten Plasma-Ozeanen ferner Planetensysteme mittels modernster Raumschiffe zu bewegen und sich einem Genre anzunähern, das bis dato immer noch um seine Legitimation als anspruchsvolle, bedeutende Literatur zu kämpfen hat – der Science Fiction. Doch Lems literarisches Opus hat zweifelsohne mehr als den populären Topos futuristisch-technischer Möglichkeiten zu bieten. Besonders sein wohl bekanntester Roman „Solaris“, welcher ihm zu internationalem Ruhm verhalf, überzeugt durch seinen originären Facettenreichtum, der von tiefenpsychologischen, philosophischen bis zu technisch-wissenschaftlichen und kosmologischen Aspekten reicht – ein Roman, der nicht mehr auf eine eindeutige Genrezugehörigkeit abzielt, sondern imaginäre Welten in all ihrer Konsequenz literarisch erprobt: Der Psychologe Kris Kelvin wird auf eine Reise zur Raumstation Prometheus in der Nähe des Planeten Solaris geschickt. Dort trifft er auf eine desolate Crew: Dr. Snaut und Dr. Sartorius. Das dritte Crewmitglied, Dr. Gibarian, nahm sich bereits das Leben. Nach nur einer Nacht begreift Kelvin den Grund für die verstörte Besatzung. Sie alle und auch er bekommen „Besuch“ – Materialisierungen eigener Erinnerungsspuren, die ein scheinbar „intelligenter Ozean“, einziger Bewohner des Planeten Solaris, als Kommunikationsform dem Besatzungsteam der Forschungsstation entgegen bringt. So trifft Kelvin auf seine längst verstorbene Frau Harey, so dass das eigentlich Abwesende durch die Instanz einer rätselhaften Lebensform zum Anwesenden gemacht wird. Das Forschungsteam wird dementsprechend in den Mittelpunkt in Auseinandersetzung mit dem Absonderlichen – zunächst Irrealen – gerückt, das in Konfrontation zum gültigen Wirklichkeitskonzept tritt. Diese Gegenüberstellung von Realem und Irrealem zu untersuchen, soll Aufgabe und somit Thema dieser Arbeit sein.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Begründung der Thematik
- 2. Zum Status des Realen und Irrealen im Roman „Solaris“
- 2.1 Intelligenter Ozean - Erinnerungsspuren – F-Gebilde
- 2.2 Kollision zweier Wirklichkeitskonzepte .....
- 2.3 Transformation des Irrealen ins Reale.
- 2.3.1 Das scheiternde Ich - Snaut, Sartorius, Gibarian...
- 2.3.2 Das sich-fügende Ich - Kelvin
- 3. Schlussbetrachtung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Roman „Solaris“ von Stanisław Lem und analysiert die Darstellung von Realität und Irrealität in der Geschichte. Im Zentrum der Untersuchung stehen die Begegnungen der Besatzung der Raumstation Prometheus mit dem „intelligenten Ozean“ des Planeten Solaris, der Materialisierungen von Erinnerungsspuren erzeugt und damit die Grenzen zwischen Realität und Irrealität verwischt. Der Text untersucht die Auswirkungen dieser Begegnungen auf die Crewmitglieder und deren Wirklichkeitskonzepte.
- Der „intelligente Ozean“ als Quelle des Irrealen
- Die Materialisierung von Erinnerungsspuren als Form der Kommunikation
- Die Konfrontation mit dem Absonderlichen und die Irritation des Wirklichkeitskonzepts
- Die Auswirkungen der Begegnung mit dem Irrealen auf die einzelnen Crewmitglieder
- Die Frage nach der Definition von Realität und Irrealität im Kontext der Raumfahrt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel „Begründung der Thematik“ stellt Stanisław Lem und seinen Roman „Solaris“ vor und erläutert die Bedeutung des Romans für die Science Fiction. Es beschreibt die Reise des Psychologen Kris Kelvin zur Raumstation Prometheus und die Begegnung mit der verstörten Crew, die durch den „intelligenten Ozean“ des Planeten Solaris beeinflusst wird.
Das zweite Kapitel „Zum Status des Realen und Irrealen im Roman „Solaris““ analysiert die Darstellung von Realität und Irrealität im Roman. Es untersucht die Funktionsweise des „intelligenten Ozeans“, der Erinnerungsspuren und der F-Gebilde, die von der Crew wahrgenommen werden. Dieses Kapitel beleuchtet auch die Kollision zweier Wirklichkeitskonzepte und die Transformation des Irrealen ins Reale.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Stanisław Lem, Solaris, Realität, Irrealität, „intelligenter Ozean“, Erinnerungsspuren, F-Gebilde, Raumfahrt, Science Fiction, Wirklichkeitskonzept, Transformation.
- Arbeit zitieren
- Susanne von Pappritz (Autor:in), 2009, Die Anwesenheit des Abwesenden. Zu Fragen der Realität und Irrealität in Stanisław Lems Roman "Solaris", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1453794