Diese Analyse der ausgewählten Forschungsliteratur zeigt, dass Mahmud von Ghazni nur ein sehr vager «Gotteskrieger» war. Dafür spricht nur ein Teil der historischen Quellen: Die turkisch-persische Literatur, die oftmals aber widersprüchlich ist und nicht selten erst nach Mahmuds Tod entstand und die in ihm das sah, was sie sehen wollte.
Ja, Mahmud zerstörte hinduistische Tempel, wie viele südasiatische Herrscher vor ihm auch. Und ja, nicht nur erbeutete er die Schätze dieser Tempel, sondern er zerstörte auch deren Göttinnen-/Götterbilder. Doch Mahmud handelte bei all dem nicht aus religiösem Eifer. Eher spielten verschiedene Faktoren eine Rolle.
Die zeitgenössische hinduistische Literatur misst Mahmud dafür einfach zu wenig Bedeutung bei. Und die nordindischen Ebenen waren Mahmud einfach zu wenig wichtig. Die vielen hinduistischen Krieger, die in seinen Armeen mitkämpften, sind meiner Meinung nach ein weiteres und wichtiges Indiz dafür, dass Mahmud ein «normaler» Herrscher mit persönlichen Machtinteressen war.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Überlegungen
- Der Stand der Forschung
- Kritik an Romila Thapar
- Kritik an Mohammad Habib
- Die Quellenlage
- Die Perspektiven von Romila Thapar
- Die Perspektive von Mohammad Habib
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Literaturbericht untersucht die Frage, ob Mahmud von Ghazni, ein Sultan der Ghaznawiden, tatsächlich ein "Gotteskrieger" war. Die Debatte um die Motivationen seiner Feldzüge in Nordwestindien und die Zerstörung des Somnath-Tempels wird anhand der Perspektiven von Historiker(inne)n wie Koenraad Elst, Romila Thapar und Mohammad Habib beleuchtet.
- Die Rolle von Quellen in der historischen Analyse
- Die Interpretation von Mahmuds Handlungen als religiös motivierte oder strategisch-politisch begründete
- Die Bedeutung von inter-hinduistischen Konflikten im Vergleich zu den Konflikten zwischen Muslimen und Hindus
- Die Bedeutung von Kultur und Literatur in Mahmuds Herrschaft
- Die Frage der ethnischen und religiösen Identitätskonstruktion in der Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Mahmud von Ghazni und seine Herrschaft in den historischen Kontext. Die Analyse des Forschungsstandes fokussiert auf die Kritik von Koenraad Elst an den Interpretationen von Romila Thapar und Mohammad Habib bezüglich Mahmuds Motivationen. Elst argumentiert, dass die Primärliteratur eindeutig den religiösen Fanatismus von Mahmud beleuchtet, während Thapar und Habib diesen Aspekt vernachlässigen.
Romila Thapar räumt ein, dass Al-Bīrūnī, ein Universalgelehrter am Hofe Mahmuds, die Tempelzerstörung dokumentierte, jedoch stellt sie die Einseitigkeit dieser Quellen in Frage. Sie argumentiert, dass eine dichotome Kategorisierung von Hindus und Muslimen im 11. Jahrhundert zu einfach ist und die komplexen gesellschaftlichen Verhältnisse ignoriert. Thapar betont, dass auch Hindu-Könige sich gegenseitig Tempel zerstörten und somit eine ähnliche Motivation wie Mahmud bei ihren Feldzügen vorlag.
Mohammad Habib betrachtet Mahmuds Herrschaft als eine "persische Wiedergeburt" und sieht seine Feldzüge als politisch-strategische und nicht religiös motiviert. Habib argumentiert, dass Mahmuds militärische Stärke eher auf Strategie als auf religiösen Eifer zurückzuführen war.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieses Literaturberichts sind: Mahmud von Ghazni, Ghaznawiden, Somnath-Tempel, Gotteskrieger, Hinduismus, Islam, historische Quellen, Romila Thapar, Koenraad Elst, Mohammad Habib, ethnische und religiöse Identitäten, inter-hinduistische Konflikte, politisch-strategische Motivation, religiöser Fanatismus, Kultur und Literatur.
- Arbeit zitieren
- Fisnik Zuberi (Autor:in), 2023, Mahmud von Ghazni: ein islamischer Gotteskrieger? Debatten um die Gründe seiner Feldzüge in den Norden Südasiens und der Zerstörung des Somnath-Tempels, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1452416