Klassen erfahren durch einen aktuell kulturell geführten Diskurs eine Renaissance. Zeitgenössische Theoretiker wie Andreas Reckwitz wagen den Versuch die spätmoderne Gesellschaft der Industrienationen wieder in Klassen einzuteilen, nachdem Theoretiker wie Ulrich Beck die Klassengesellschaft eigentlich totgesagt haben. In dieser Arbeit werden in einem ersten Schritt die konsekutiven Motive der Klassenmodelle von Pierre Bourdieu und Andreas Reckwitz ausgearbeitet, um dabei analytische Ähnlichkeiten und Unterschiede zu erfassen. Bourdieu und Reckwitz zu vergleichen ist deshalb spannend, weil sich Bourdieus Analysen, unter anderem die der Klassen, auf die französische bzw. westliche Nachkriegsgesellschaft beziehen, Reckwitz diesem Zeitraum allerdings eine weitestgehend klassenlose Gesellschaft attestiert. Im Anschluss daran sollen im zweiten Schritt die Herrschaftsbegriffe beider Soziologen gezeichnet werden. Wenn man sich nämlich mit Klassen bei Bourdieu beschäftigt, taucht zwangsläufig auch der Herrschaftsbegriff auf. Bourdieu macht Herrschaft zu einer zentralen Dimension seiner Soziologie. Seine Perspektive auf den Herrschaftsbegriff wiederzugeben, ist Reproduktion. Reckwitz hingegen benennt den Herrschaftsbegriff, trotzdem er ebenfalls von einer Klassengesellschaft ausgeht, nicht explizit. Die Frage, inwieweit eine Homologie in Bezug auf das Herrschaftsverständnis als den sozialen Integrationsmotor auch aus dem reckwitzschen Verständnis hervorgeht, soll schließlich auch ausgearbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Pierre Bourdieu
- Soziale Klassen
- Herrschaft als Motor sozialer Integration
- Andreas Reckwitz
- Klassen
- Herrschaft in der Gesellschaft der Singularitäten
- Theorievergleich: Bourdieu Reckwitz
- Klassenvergleich
- Herrschaftsvergleich
- Fazit & Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit Andreas Reckwitz den Herrschaftsbegriff von Pierre Bourdieu in seinem Klassenmodell appliziert. Ziel ist es, die Klassenmodelle beider Theoretiker zu analysieren, um analytische Ähnlichkeiten und Unterschiede zu erfassen. Dabei wird insbesondere untersucht, wie die jeweiligen Herrschaftskonzepte mit den Klassenstrukturen zusammenhängen und ob Reckwitz im Wesentlichen den bourdieuschen Ansatz zur sozialen Integration durch Herrschaft übernimmt.
- Klassenmodelle von Pierre Bourdieu und Andreas Reckwitz
- Bourdieus und Reckwitz' Konzepte von Herrschaft
- Vergleich der Klassenstrukturen
- Vergleich der Herrschaftskonzepte
- Die Rolle von Herrschaft als Motor sozialer Integration in den Modellen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den aktuellen Diskurs über Klassen und die Relevanz des Klassenmodells von Pierre Bourdieu im Kontext der spätmodernen Gesellschaft dar. Sie führt die Arbeit ein und skizziert die Fragestellung und die Methode.
Pierre Bourdieu
Soziale Klassen
Dieses Kapitel beschreibt Bourdieus Klassenverständnis im Kontext seiner Feldtheorie. Es beleuchtet die Rolle des ökonomischen, kulturellen und symbolischen Kapitals in Bourdieus Klassenmodell und setzt es in Beziehung zu Marx und Weber. Der Abschnitt geht auch auf die Kritik an den traditionellen Klassenbegriffen ein und erläutert Bourdieus Konzept des sozialen Raumes als erklärenden Ansatz für soziale Klassen.
Herrschaft als Motor sozialer Integration
Dieser Abschnitt fokussiert auf Bourdieus Herrschaftsverständnis und seine Bedeutung für die soziale Integration. Er zeigt auf, wie Herrschaft in Bourdieus Soziologie als ein zentrales Element der Reproduktion von Klassenstrukturen betrachtet wird. Die Rolle des Kapitals und der Habitus im Kontext von Herrschaft wird erläutert.
Andreas Reckwitz
Klassen
Hier wird Reckwitz' Klassenmodell vorgestellt. Es wird insbesondere die Frage beleuchtet, inwiefern sich Reckwitz von Bourdieu abhebt und die spätmoderne Gesellschaft als eine Gesellschaft der Singularitäten beschreibt. Der Abschnitt fokussiert auf die neuen Klassenstrukturen, die Reckwitz identifiziert.
Herrschaft in der Gesellschaft der Singularitäten
Dieses Kapitel untersucht Reckwitz' Herrschaftsverständnis im Kontext seiner Klassenanalyse. Es wird insbesondere auf seine Sichtweise der akademischen Mittelklasse eingegangen und die Frage gestellt, wie diese Klasse Einfluss auf die gesellschaftlichen Machtstrukturen nimmt.
Theorievergleich: Bourdieu Reckwitz
Klassenvergleich
Dieser Abschnitt analysiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Klassenmodellen von Bourdieu und Reckwitz.
Herrschaftsvergleich
Hier werden die Herrschaftsbegriffe von Bourdieu und Reckwitz gegenübergestellt und hinsichtlich ihrer Übereinstimmungen und Abweichungen untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen von Klasse und Herrschaft in der Soziologie. Sie analysiert die Klassenmodelle von Pierre Bourdieu und Andreas Reckwitz und vergleicht ihre Ansätze hinsichtlich der Struktur von Klassen und der Bedeutung von Herrschaft für die soziale Integration. Schlüsselbegriffe sind daher soziale Klassen, Feldtheorie, Kapital, Habitus, Herrschaft, Reproduktion, Gesellschaft der Singularitäten, akademische Mittelklasse.
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- Anonym (Autor:in), 2022, Herrschaft und Klasse, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1443052