Diese Hausarbeit zielt darauf ab, die Eroberung Tschetscheniens durch Russland im Kontext der russisch-imperialen Expansion des 19. Jahrhunderts zu analysieren, zu erörtern, inwiefern ihr eine Sonderstellung innerhalb dieser attestiert werden kann, sowie Ursachenforschung zu betreiben, wie ein zahlenmäßig und technologisch so unterlegenes Volk einer deutlich größeren Weltmacht so lange trotzen konnte.
Dafür wird zunächst ein Überblick über die russisch-imperiale Nationalitäten- und Islampolitik erstellt, und die gängige Eingliederungspraxis im russischen Vielvölkerstaat erörtert. Anhand dessen soll ein Muster sichtbar gemacht werden, auf welches anschließend, bei der Fallbetrachtung der Tschetschenen, zur vergleichenden Analyse zurückgegriffen wird. Bei dieser Darstellung werden sich drei Faktoren herauskristallisieren, welche verantwortlich dafür waren, dass der tschetschenische Widerstand gegen das Zarenreich anders ausartete als bei den vorherigen Eroberungen des Imperiums und Russland dazu veranlasste, von seiner traditionellen Nationalitätenpolitik abzuweichen.
Bei diesen Faktoren handelt es sich um soziokulturelle Besonderheiten der Tschetschenen (und weiterer Völker der Region), die geographische Komponente des nordkaukasischen Gebirges, welche aus militärstrategischer Sicht relevant ist, und die religiöse Strömung des sufischen Islams, die dem Kampf gegen Russland eine ideologische Grundlage verlieh. Im Zuge dessen liegt der Fokus auf den Tschetschenen und ihrem langen Konflikt mit Russland, ohne jedoch dort, wo die interkulturelle Verflechtung es sinnvoll und erforderlich macht, die Einbettung in den gesamtkaukasischen Kontext zu vernachlässigen. Auch soll sich nicht auf die Jahre 1785 bis 1861, jene in denen Tschetschenien de facto unabhängig war, beschränkt werden. Diese sind zentrales Anliegen dieser Arbeit, aufgrund des weiterhin schwierigen Verhältnisses zwischen Russland und Tschetschenien, geprägt von militärischen Auseinandersetzungen, werden jedoch auch die Jahre nach 1861 nicht ignoriert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Nationalitäten- und Islampolitik im Russischen Reich
- Soziokulturelle und geographische Voraussetzungen für den langen Widerstand
- Muslimisches Nationalbewusstsein: Der sufische,,Dschihad\" als treibende Kraft?
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Eroberung Tschetscheniens durch das Russische Zarenreich im 19. Jahrhundert und untersucht, inwiefern der Konflikt eine Sonderstellung im Kontext der Nationalitäten- und Islampolitik des Zarenreichs sowie des russischen Großmachtstrebens einnimmt.
- Die geostrategische Bedeutung des Kaukasus für das Zarenreich
- Die vielfältigen Ethnien und Kulturen des Kaukasus und deren Widerstand gegen die russische Expansion
- Der sufische Dschihad als treibende Kraft des Widerstands im Kaukasus
- Die Rolle der Tschetschenen im Kampf gegen das Zarenreich
- Die Auswirkungen der russischen Eroberung auf die tschetschenische Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die geostrategische Bedeutung des Nordkaukasus für das Russische Zarenreich dar und schildert die Herausforderungen, die die Eroberung des Kaukasus mit sich brachte.
Nationalitäten- und Islampolitik im Russischen Reich
Dieses Kapitel beleuchtet die Politik des Zarenreichs gegenüber den verschiedenen Nationalitäten und religiösen Gruppen im Reich, insbesondere mit Blick auf die muslimische Bevölkerung.
Soziokulturelle und geographische Voraussetzungen für den langen Widerstand
Dieses Kapitel untersucht die soziokulturellen und geographischen Bedingungen im Kaukasus, die den langen Widerstand gegen die russische Expansion begünstigten.
Muslimisches Nationalbewusstsein: Der sufische,,Dschihad\" als treibende Kraft?
Dieses Kapitel analysiert die Rolle des sufischen Dschihads als treibende Kraft für den Widerstand der muslimischen Völker im Kaukasus gegen die russische Herrschaft.
Schlüsselwörter
Tschetschenien, Russland, Zarenreich, Kaukasus, Nationalitätenpolitik, Islampolitik, Dschihad, Widerstand, Eroberung, Kolonialkrieg, Geostrategie, Ethnien, Kultur, Geschichte.
- Arbeit zitieren
- Michael Bauer (Autor:in), 2019, Die Eroberung Tschetscheniens durch das Russische Zarenreich. Der Konflikt in Tschetschenien als Sonderstellung innerhalb der zaristischen Nationalitäten- und Islampolitik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1441784