Wie lassen sich andere Tiere in einer soziologischen Theorie mitdenken, die nicht nur den menschlichen Standpunkt berücksichtigt, sondern auch nach dem Standpunkt des Tieres fragt? Da diese Frage sehr komplex ist und es viele verschiedenen Positionen abzuwägen gebe, die aber den Rahmen dieses Essay sprengen würden, versuche ich mithilfe der Grundpositionen des Konstruktivismus und Realismus auf diese Frage eine Antwort zu geben. Starten möchte ich zum besseren Verständnis mit einem kurzen Abriss, weshalb andere Tiere lange aus der Soziologie ausgeschlossen wurden. Danach werde ich auf eine Auswahl von Problemen eingehen, die es generell erschweren andere Tiere zu denken. Anschließend werde ich die beiden Grundpositionen darauf untersuchen, wie gut oder schlecht sie sich dafür eignen andere Tiere mitzudenken, um abschließend einen Vorschlag zu machen, wie eine Theorie, mit der man andere Tiere denken kann, aussehen könnte.
In der jüngeren Geschichte sehen wir uns mehreren ökologischen Herausforderungen, etwa dem Klimawandel, dem Artensterben, der Entwaldung und der Verschmutzung gegenübergestellt, die uns mit einer immer größer werdenden Dringlichkeit dazu auffordern unser Verhältnis zur Natur und anderen Tieren zu hinterfragen. Der Mensch ist zu einer Naturgewalt geworden, die in der Lage ist, dass Leben auf der Erde in einer Art und Weise zu verändern, die nicht nur die Lebensgrundlage anderer Tiere gefährdet, sondern letztlich auch unsere eigene. Das Verhältnis des Menschen zu seiner natürlichen Umwelt, ist dabei der ausschlaggebende Faktor, der darüber entscheidet, ob wir uns selbst als Teil der natürlichen Umwelt wahrnehmen oder als ihr etwas Gegenübergestelltes. Aktuell ist letzteres der Fall und wir betrachten uns als losgelöst, vielleicht sogar über den Dingen stehend. Im Glauben die Natur beherrschen zu können, haben wir unterschätzt, welch wichtige Bedeutung sie für unser (Über)leben hat. In welch vielfältigen Weisen sie unser Leben bestimmt und wie naiv die Annahme ist wir könnten außerhalb von ihr existieren. Besonders deutlich wird diese Arroganz in unserem Verhältnis zu anderen Tieren, die wir mit Selbstverständlichkeit für unsere Zwecke nutzen und ihre natürlichen Habitate zerstören. Gleichzeitig sind sie unsichtbar und wurden beispielsweise in den Sozialwissenschaften, wie der Soziologie lange Zeit völlig ignoriert.
Inhaltsverzeichnis
- SOZIOLOGIE UND MENSCH-TIER-BEZIEHUNGEN
- HERAUSFORDERUNGEN
- TIERE (MIT)DENKEN
- CONCLUSION.
- LITERATURVERZEICHNIS.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text befasst sich mit der Frage, wie andere Tiere in die Soziologie integriert werden können. Er beleuchtet die historischen Gründe für die Ausgrenzung von Tieren aus dem soziologischen Diskurs und analysiert die Herausforderungen, die mit der Einbeziehung von Tieren verbunden sind. Der Text setzt sich kritisch mit dem Mensch-Tier-Dualismus auseinander und plädiert für eine Erweiterung des soziologischen Blickwinkels, um die vielfältigen Beziehungen zwischen Menschen und Tieren zu erfassen.
- Die historische Ausgrenzung von Tieren in der Soziologie
- Die Herausforderungen der Einbeziehung von Tieren in die Soziologie
- Der Mensch-Tier-Dualismus und seine Kritik
- Die Bedeutung von Human-Animal Studies
- Die Erweiterung des soziologischen Blickwinkels auf Mensch-Tier-Beziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Soziologie und Mensch-Tier-Beziehungen
Dieses Kapitel untersucht die Rolle von Tieren in der Soziologie und beleuchtet die Gründe für ihre traditionelle Ausgrenzung. Es werden die vielfältigen Beziehungen zwischen Menschen und Tieren thematisiert und die Bedeutung von Tieren für soziale und ökologische Prozesse hervorgehoben. Der Text kritisiert den in der westlichen Denkweise verwurzelten Natur-Kultur-Dualismus, der zur Vernachlässigung von Tieren in der Soziologie beiträgt.
2 Herausforderungen
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Herausforderungen, die sich aus der Einbeziehung von Tieren in die Soziologie ergeben. Es werden verschiedene Aspekte der Tierlichkeit beleuchtet und die Frage gestellt, wie sich Tiere in soziologischen Theorien mitdenken lassen. Der Text geht auf die Schwierigkeit ein, den Begriff "Tier" zu definieren und die vielfältigen Perspektiven von Tieren zu berücksichtigen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Textes sind: Soziologie, Mensch-Tier-Beziehungen, Tierlichkeit, Human-Animal Studies, Natur-Kultur-Dualismus, Konstruktivismus, Realismus, Umwelt, Ökologie, Nachhaltigkeit.
- Quote paper
- Valentina Chesi (Author), 2023, Tiere in der soziologischen Theorie. Menschlicher und tierischer Standpunkt, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1437916