Die Frage, ob Religiosität und die Konfessionszugehörigkeit Determinanten für die Einstellung zu Homosexualität sind, wird in der folgenden Hausarbeit auf Basis des ALLBUS beantwortet. Ziel ist es, in der toleranzfördernden Arbeit die Personengruppen anzusprechen, in deren Reihen die Mitglieder wirkhomophob eingestellt sind und nicht jene, denen gesellschaftlich ein homophobes Bild nachgesagt wird.
Die Geschichte der modernen Gesellschaft war und ist auch immer noch eine Geschichte der Stigmatisierung, Verfolgung und Kriminalisierung von Homosexualität. Die Zahl der homophoben Übergriffe hat von 2016 auf 2017 um ein Drittel zugenommen. Im ersten Halbjahr 2017 wurden bundesweit 130 Straftaten gegen homo-, bi-, inter- oder transsexuelle Personen registriert – bei fast der Hälfte handelte es sich um Gewaltdelikte. Die Untersuchungen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigen, dass homosexuelle Personen gegenüber anderen Minderheiten besonders häufig Diskriminierungen in Form von Herabwürdigungen, Beleidigungen und Übergriffen aus-gesetzt sind. Die „Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung trifft fast ausschließlich homosexuelle Menschen“, bei der Antidiskriminierungsstelle machen sie 1.863 von 2.500 insgesamt gemeldeten Fällen aus.
Mit zunehmenden radikal-religiösen Tendenzen und mangelhaftem Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt scheinen sich die Fronten zwischen der Homosexuellen-Community und den Religionsgemeinschaften in Deutschland zu verschärfen. In den abrahamitischen Religionen ist Sexualität, so die gängigste Meinung, eng mit der Fortpflanzung verknüpft – nicht zur Fortpflanzung fähige Konstellationen gelten als widernatürlich. Medial werden deshalb ganzen Bevölkerungsgruppen, wie etwa allen Muslimen, Eingewanderten oder Geflüchteten Homophobie unterstellt. Doch die jüngsten Wahlerfolge der Partei Alternative für Deutschland (AfD), die in ihrem Grundsatzprogramm mit der expliziten Ablehnung von Anstrengungen zur Gleichwertigkeit und Gleichstellung homosexueller Personen für sich wirbt –, indem sie beispielsweise die Thematisierung sexueller Vielfalt in der Schule ablehnt –, zeigen, dass homophobe Einstellungen nach wie vor auch in der deutschen Bevölkerung ohne Einwanderungsgeschichte auf Resonanz stoßen. Berichtet wird außerdem von Diskriminierung durch christlich getragene Arbeitsstellen im karitativen Bereich, homophobe Thematiken im christlichen Religionsunterricht und verbaler Diskriminierung in Schulen.
Inhaltsverzeichnis
- RELIGIOSITÄT UND HOMOSEXUALITÄT - EIN WIDERSPRUCH?
- STAND DER FORSCHUNG
- THEORIEN UND HYPOTHESEN
- FORSCHUNGSDESIGN
- DATENSATZ UND UNTERSUCHUNGSPOPULATION
- OPERATIONALISIERUNG
- STATISTISCHE METHODEN
- DARSTELLUNG DER EMPIRISCHEN ERGEBNISSE
- UNIVARIATE ERGEBNISSE
- BIVARIATE ERGEBNISSE
- MULTIVARIATE ERGEBNISSE
- ZUSAMMENFASSUNG, DISKUSSION UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert den Zusammenhang zwischen Religiosität und Einstellung gegenüber Homosexualität in Deutschland auf Basis des ALLBUS-Datensatzes aus dem Jahr 2012. Ziel ist es, die Frage zu beantworten, ob Religiosität und Konfessionszugehörigkeit Determinanten für homophobe Einstellungen sind. Die Arbeit untersucht den aktuellen Stand der Forschung zu Vorurteilen und Homophobie und leitet daraus Hypothesen ab. Die Forschungsmethodik wird beschrieben, einschließlich des Datensatzes, der Operationalisierung und der statistischen Methoden. Schließlich werden die Ergebnisse der empirischen Analyse auf ihre Stichhaltigkeit geprüft.
- Die Beziehung zwischen Religiosität und Homophobie
- Die Rolle von Konfessionszugehörigkeit bei der Prägung von Einstellungen gegenüber Homosexualität
- Die Analyse von Daten aus dem ALLBUS-Datensatz 2012
- Die Anwendung statistischer Methoden zur Überprüfung der Hypothesen
- Die Ableitung von Handlungsempfehlungen für Aufklärungsarbeit hinsichtlich sexueller Toleranz
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Religiosität und Homosexualität - ein Widerspruch?: Dieses Kapitel beleuchtet den historischen und gesellschaftlichen Kontext von Homophobie in Deutschland, diskutiert die Problematik von Diskriminierung und die Verbindung von Homophobie mit religiösen Traditionen. Es stellt die Forschungsfrage und skizziert den Aufbau der Arbeit.
- Kapitel 2: Stand der Forschung: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu Vorurteilen, Homophobie und der Rolle von Religion in diesem Kontext. Es werden verschiedene Studien und Erkenntnisse diskutiert, die die Beziehung zwischen Religionszugehörigkeit und homophoben Einstellungen beleuchten.
- Kapitel 3: Theorien und Hypothesen: Dieses Kapitel präsentiert Theorien und Hypothesen, die den Zusammenhang zwischen Religiosität und Homophobie erklären sollen. Es beschreibt die theoretischen Grundlagen für die empirische Untersuchung und formuliert präzise Hypothesen, die im weiteren Verlauf der Arbeit geprüft werden.
- Kapitel 4: Forschungsdesign: Dieses Kapitel erläutert das Forschungsdesign der Arbeit, inklusive der verwendeten Daten, der Operationalisierung von Konzepten und der eingesetzten statistischen Methoden. Es beschreibt den Datensatz des ALLBUS 2012, die Operationalisierung der Variablen "Religiosität" und "Homophobie" sowie die statistischen Verfahren, die für die Analyse der Daten verwendet werden.
- Kapitel 5: Darstellung der empirischen Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der uni-, bi- und multivariaten Analysen. Es beschreibt die Ergebnisse der Datenanalyse und diskutiert, inwiefern diese die zuvor aufgestellten Hypothesen bestätigen oder widerlegen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Religiosität, Homophobie, Einstellungen gegenüber Homosexualität, Vorurteilsforschung, ALLBUS, Deutschland, Konfessionszugehörigkeit, Datenanalyse, statistische Methoden, Handlungsempfehlungen und Aufklärungsarbeit.
- Arbeit zitieren
- Mara Kesting (Autor:in), 2022, Religiosität und Homosexualität - ein Widerspruch? Eine Analyse von Religiosität und Homophobie auf Basis des ALLBUS aus dem Jahr 2012, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1433647