Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine kritische Erweiterung des liberalen Intergouvernementalismus zu bieten. Dabei wird dieser durch eine neogramscianische Theorie und Beobachtung erweitert, sodass sich daraus - wie zuvor erläutert - zwangsläufig auch eine kritische Betrachtung der EU-Integration ergibt. Moravcsik selbst - so meine These - hat eine Theorie formuliert, welche Hegemonie, Macht und Herrschaft inkorporiert, diese aber nicht als kritischen Gegenstand erfasst. Es soll die Aufgabe dieser Arbeit sein, Macht- und Herrschaftsverhältnisse in der EU-Integration entlang des liberalen Intergouvernementalismus zu erfassen.
Abschließend möchte ich mit einer Argumentation aus neogramscianischer Perspektive, welche Moravcsiks theoriebildende Grundannahme kritisch hinterfragt, enden. Insgesamt möchte ich den Anspruch vorwegnehmen, hierbei eine Synthese beider Theorien anzustreben, welche die eine oder andere delegitimiert oder auf Eigenständigkeit hinausläuft. Dazu sehe ich mich nicht imstande und der Kontext dieser Arbeit ist nicht ausreichend. Stattdessen halte ich es für sinnvoll, den liberalen Intergouvernementalismus in die Skizze globaler Machtbeziehungen zu integrieren.
Es mag in der Forschung nicht an Theorien mangeln, die zu erklären versuchen, wie es zur Europäischen Integration gekommen ist. Und es scheint sich dabei um einen umstrittenen Kampf um Deutungshoheit zu handeln. Dieser provoziert immer wieder neue Argumente für oder gegen eine Pionierstellung der jeweiligen Theorie. Methodische oder ideologische Kritik vermag es dabei, die jeweilige Theorie in der Konjunktur um den Status quo auf- und abzuwerten. In den Grabenkämpfen der Theorieschulen werden dabei immer wieder Apologien hervorgebracht, welche die angeblich beste Erklärung zu bieten scheinen. Dabei sind diese nicht weltanschaulich unabhängig - Theorie ist schließlich "immer für jemanden, und sie hat immer einen bestimmten Zweck".
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methode
- Der liberale Intergouvernementalismus
- Präferenzen
- Staat
- Kooperation
- Die neogramscianische Perspektive
- Zwei essentielle Annahmen der neogramscianischen Perspektive
- Hegemonie
- Der Staat aus neogramscianischer Perspektive
- Eine neogramscianische Perspektive des liberalen Intergouvernementalismus
- Kritik: Eine Basis im gesellschaftlichen Vakuum
- Anknüpfungspunkt: Wo Hegemonie implizit auch bei Moravcsik vorkommt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der kritischen Überprüfung des liberalen Intergouvernementalismus (LI) von Andrew Moravcsik aus neogramscianischer Perspektive. Das Ziel ist es, die Vormachtstellung des LI als Erklärung für die europäische Integration zu hinterfragen und in ein globales Verständnis von Herrschaft, Ausbeutung und Macht einzuordnen.
- Kritik des liberalen Intergouvernementalismus aus neogramscianischer Perspektive
- Analyse von Hegemonie und Machtverhältnissen in der EU-Integration
- Verknüpfung des liberalen Intergouvernementalismus mit der neogramscianischen Perspektive
- Einordnung der EU-Integration in globale Machtbeziehungen
- Entwicklung einer kritischen Erweiterung des liberalen Intergouvernementalismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage, die Relevanz des Themas und den methodischen Ansatz dar. Sie beleuchtet die Rolle des liberalen Intergouvernementalismus als „eloquente Verteidigung des Status quo“ und argumentiert, warum eine kritische Überprüfung aus neogramscianischer Perspektive notwendig ist.
- Kapitel 2: Methode: Dieses Kapitel erklärt die methodischen Prämissen der Arbeit und erläutert den Umgang mit den beiden Theorien, dem liberalen Intergouvernementalismus und der neogramscianischen Perspektive. Es verdeutlicht, wie die Arbeit zu einer kritischen Erweiterung und Ergänzung des liberalen Intergouvernementalismus gelangt.
- Kapitel 3: Der liberale Intergouvernementalismus: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Darstellung des liberalen Intergouvernementalismus von Andrew Moravcsik. Es behandelt die Kernannahmen der Theorie, die Rolle von Präferenzen, den Staat als Akteur und das Konzept der internationalen Kooperation.
- Kapitel 4: Die neogramscianische Perspektive: Dieses Kapitel präsentiert die neogramscianische Perspektive als kritische Gegenposition zum liberalen Intergouvernementalismus. Es erläutert die Grundannahmen der Perspektive, die Bedeutung von Hegemonie und die Analyse des Staates aus neogramscianischer Sicht.
- Kapitel 5: Eine neogramscianische Perspektive des liberalen Intergouvernementalismus: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit. Es analysiert den liberalen Intergouvernementalismus aus neogramscianischer Perspektive und identifiziert kritische Punkte und Anknüpfungspunkte der beiden Theorien. Hier werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Perspektiven auf die europäische Integration herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die folgenden Schlüsselbegriffe und Themengebiete: liberaler Intergouvernementalismus, neogramscianische Perspektive, europäische Integration, Hegemonie, Macht, Herrschaft, kritischer Theorie, post-positivistische Perspektive, empirische Forschung, Modellierung, globaler Kontext.
- Arbeit zitieren
- Silas Merkelbach (Autor:in), 2023, Liberaler Intergouvernementalismus aus neogramscianischer Sicht. Kritik und Verbindung zur Europäischen Integrationsgeschichtstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1432251