Ich werde im Folgenden zunächst die Situation, in der sich die erste Gemeinde unmittelbar nach dem Tod des Propheten befand, untersuchen, den Verlauf der Wahl des ersten Kalifen erläutern, die Auslegung eines Ausspruchs des Propheten in Bezug auf Designation am Teich Humm (Gadīr Humm) diskutieren, und dann die politischen Umstände, die zur Bildung der Hariğiten führten und deren theologischen und moralischen Dogmen erklären.
Nach dem Ableben des Propheten Muhammad im Jahr 632, sah sich die frühe islamische Gemeinde mit dem Problem befasst, die Nachfolge des Propheten zu regeln, da dieser selbst keine Regelung festgelegt hatte. Er hatte nicht nur in Makkah als Prophet gewirkt, sondern in Madīnah auch als Staatsmann. Das Problem: Er hinterließ keine männlichen Nachkommen, die sein religiöses und politisches Lebenswerk hätten fortführen können.
Sunnitische Geschichtsquellen sagen: Der Prophet bestimmte weder einen Nachfolger, noch hinterließ er Richtlinien für die Suche (Wahl). Die Šīʿitien sind dagegen komplett anderer Meinung, da sie sich dbzgl. auf andere Interpretation der vorhandenen Quellen berufen. Dies war einer der Hauptgründe, der später im historischen Verlauf, der ersten Gemeinde heftigen Unmut und Missstimmung brachte und zu einem regelrechten Bürgerkrieg (fitnah, ǧihād) unter Muslimen führte. Paradebeispiel dafür sind die Ḫariǧiten. Allerdings lagen schon in der Wahl Abū Bakr als Kalif, und dem vermeintlichen Übergehen ʿAlīs, die Wurzeln für die spätere Spaltung der Ummah in den šīʿitischen und sunnitischen Teil im Jahre 680.
Eine weitere Gruppe die in historischem Kontext als religiös-politische Oppositionsbewegung in Verbindung mit der Wahl des Kalifen wie auch mit der Abspaltung von der Ummah steht sind die Ḫariğiten. Trotz der engen Verbindung zwischen dem Fall Ḏu-l-Ḫuwayṣirah, der andere Gruppe die gegen ʿUsmān rebellierten, und den Ḫariğiten, die wegen dem taḥkīm gegen ʿAlī rebellierten, bezieht sich das terminologische Substantiv ḫawariğ/Ḫariğiten nur auf diejenigen, die sich wegen ihrer genauen Bedeutung gegen Arbitrage (taḥkīm) erhoben haben; weil nur die waren eine organisierte Gruppe mit der etablierten ideologischen Haltung, politisch organisiert, und nur sie hinterließen eine klare ideologische Spur in der islamischen Geschichte. Die grundlegende Doktrin dieser Gruppe und allgemeine Ansichten sind in der Gegenwart immer noch vorhanden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Überblick
- Ereignisse unmittelbar nach dem Tod des Propheten
- Die Saqifah
- Die Frage nach der rechtmäßigen Nachfolge des Propheten
- Die Charakteristik(en) Abu Bakrs
- Die Charakteristik(en) 'Alīs b. Abī Ṭālib
- Investitur/Designation am Ġadīr Ḥumm?
- Sunnitische Ansichten
- Šīʿitische Ansichten
- Herkunft und Entstehung der Hariğiten
- Politische Situation unter ‘Uşmān und ‘Alī
- Abspaltung der Hariğiten
- Die grundlegende Doktrin und allgemeine Ansichten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Ereignisse nach dem Tod des Propheten Muhammad und die daraus resultierende Frage nach seiner rechtmäßigen Nachfolge. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle der Ḥariğiten und ihrem Verständnis von Fitna (Ğihād) unter Muslimen. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Perspektiven sunnitischer und schiitischer Quellen und beleuchtet die politischen und religiösen Hintergründe der Entstehung der Ḥariğiten.
- Die Nachfolgefrage nach dem Tod des Propheten Muhammad
- Die Rolle der Saqifah bei der Wahl des ersten Kalifen
- Die unterschiedlichen Interpretationen der Ereignisse um Ġadīr Ḥumm
- Die Entstehung und Ideologie der Ḥariğiten
- Der Zusammenhang zwischen der Nachfolgefrage und den Konflikten (Fitna) im frühen Islam
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext der Hausarbeit: die Nachfolgefrage nach dem Tod des Propheten Muhammad im Jahr 632 und das Fehlen einer klaren Regelung durch den Propheten selbst. Sie hebt die daraus resultierende Verwirrung und die unterschiedlichen politischen und religiösen Interessen hervor, die zu Konflikten und der Bildung verschiedener islamischer Gruppen führten, darunter die Ḥariğiten. Die Einleitung skizziert den weiteren Verlauf der Arbeit, in dem die Situation nach dem Tod Muhammads, die Wahl des ersten Kalifen, die Auslegung des Ereignisses von Ġadīr Ḥumm und die Entstehung der Ḥariğiten untersucht werden.
Historischer Überblick: Dieses Kapitel bietet einen historischen Überblick über die Situation nach dem Tod des Propheten. Es thematisiert die Unvorbereitetheit der Gemeinde, die unterschiedlichen Ansichten über die Nachfolge, den Konflikt zwischen den Anṣār und den Muḥāğirūn, und die verschiedenen Fraktionen innerhalb der Quraysh. Das Kapitel betont das Fehlen eines von Muhammad benannten Nachfolgers und die damit verbundenen politischen und religiösen Machtkämpfe, die den Grundstein für spätere Spaltungen im Islam legten. Die unterschiedlichen Perspektiven der Muhājirūn und Anṣār bezüglich der Führungsrolle werden detailliert erläutert und die Rollen wichtiger Persönlichkeiten wie Abū Bakr und 'Alī b. Abī Ṭālib werden vorgestellt.
Ereignisse unmittelbar nach dem Tod des Propheten: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die unmittelbaren Ereignisse nach dem Tod des Propheten, insbesondere die Verwirrung und die unterschiedlichen Reaktionen der Muslime. Es beschreibt die Rolle von 'Umar ibn al-Khattāb und Abū Bakr in dieser kritischen Phase und analysiert die Rede von Abū Bakr, die die Akzeptanz des Todes Muhammads förderte und die Einheit der Gemeinde zu stärken versuchte. Das Kapitel unterstreicht die Bedeutung dieses Ereignisses als Wendepunkt in der Geschichte des frühen Islam, der die Grundlage für die spätere Entwicklung des Kalifats legte. Der Fokus liegt auf der Deutung des Koranzitats, das Abū Bakr zitierte, und seiner Bedeutung für die Stabilisierung der Situation.
Schlüsselwörter
Nachfolge des Propheten, Ḥariğiten, Fitna, Ğihād, Saqifah, Ġadīr Ḥumm, Abū Bakr, ‘Alī b. Abī Ṭālib, Sunnitische Theologie, Schiitische Theologie, Früher Islam, Politische Geschichte des Islam, Religiöse Geschichte des Islam.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Die Nachfolge des Propheten Muhammad und die Entstehung der Hariğiten
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Ereignisse nach dem Tod des Propheten Muhammad und die daraus resultierende Frage nach seiner rechtmäßigen Nachfolge. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle der Hariğiten und ihrem Verständnis von Fitna (Ğihād) unter Muslimen. Die Arbeit analysiert sunnitische und schiitische Perspektiven und beleuchtet die politischen und religiösen Hintergründe der Entstehung der Hariğiten.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Hausarbeit behandelt die Nachfolgefrage nach Muhammads Tod, die Rolle der Saqifah bei der Wahl des ersten Kalifen, unterschiedliche Interpretationen des Ereignisses von Ġadīr Ḥumm, die Entstehung und Ideologie der Hariğiten und den Zusammenhang zwischen der Nachfolgefrage und den Konflikten (Fitna) im frühen Islam.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit umfasst Kapitel zu einer Einleitung, einem historischen Überblick, den Ereignissen unmittelbar nach dem Tod des Propheten, der Frage nach der rechtmäßigen Nachfolge (inkl. Charakterisierungen Abu Bakrs und Alis), der Investitur/Designation am Ġadīr Ḥumm (mit sunnitischen und schiitischen Ansichten), der Herkunft und Entstehung der Hariğiten (inkl. politischer Situation unter Uthman und Ali, Abspaltung der Hariğiten und deren grundlegenden Doktrin), und einem Fazit.
Wie wird die Nachfolgefrage behandelt?
Die Hausarbeit analysiert die unmittelbare Situation nach dem Tod des Propheten, die verschiedenen Ansichten über die Nachfolge (insbesondere die Rollen von Abū Bakr und 'Alī b. Abī Ṭālib), die Bedeutung der Saqifah und die unterschiedlichen Interpretationen des Ereignisses von Ġadīr Ḥumm aus sunnitischer und schiitischer Sicht.
Welche Rolle spielen die Hariğiten in der Hausarbeit?
Die Hariğiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit. Die Hausarbeit untersucht ihre Entstehung, ihre Ideologie, ihre grundlegende Doktrin und ihre allgemeine Ansichten, sowie den politischen und religiösen Kontext ihrer Abspaltung. Der Zusammenhang zwischen der Nachfolgefrage und den Konflikten (Fitna) unter den Muslimen aus der Perspektive der Hariğiten wird analysiert.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Hausarbeit analysiert sunnitische und schiitische Quellen, um die verschiedenen Perspektiven auf die Ereignisse nach dem Tod des Propheten und die Entstehung der Hariğiten zu beleuchten. Die genauen Quellen werden im Haupttext der Arbeit aufgeführt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Nachfolge des Propheten, Hariğiten, Fitna, Ğihād, Saqifah, Ġadīr Ḥumm, Abū Bakr, ‘Alī b. Abī Ṭālib, Sunnitische Theologie, Schiitische Theologie, Früher Islam, Politische Geschichte des Islam, Religiöse Geschichte des Islam.
- Quote paper
- Eniz Brkić (Author), 2019, Der rechtmäßige Nachfolger des Propheten Muhammad. Die Rolle der Hariǧiten im frühen Islam in Bezug auf fitnah (ǧihād) unter Muslimen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1430805