„Die Frau der neuen Gesellschaft ist sozial und
ökonomisch vollkommen unabhängig, sie ist keinem
Schein von Herrschaft und Ausbeutung mehr unterworfen, sie steht dem Mann als Freie, Gleiche gegenüber und ist Herrin ihrer Geschicke…
Eben noch praktische Arbeiterin in irgendeinem Gewerbe, ist sie in einem anderen Teil des Tages Erzieherin, Lehrerin, Pflegerin, übt sie in einem dritten Teil irgendeine Kunst aus oder pflegt eine Wissenschaft und versieht in einem vierten Teil irgendeine verwaltende Funktion“ 1
Diese recht zukunftsweisenden Zeilen findet man in dem Buch „Das schöne Geschlecht und die Gleichberechtigung in der DDR“, welches der Reihe „Aus erster Hand“ entstammt und im Jahre 1971 in der DDR publiziert wurde.
Ein Buch, das auf die besondere Stellung und Leistung der Frau in einem sozialistischen Staate wie der DDR aufmerksam machen sollte und gleichzeitig im Besonderen Maße würdigte.
Bis in die heutige Zeit sind die Geschlechterrollen, Gleichberechtigung sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Frauenpolitik in West- und Ostdeutschland vor der politischen Wende im Jahre 1989 viel diskutierte Themen.
1998 wurden diese Themen erneut recht kontrovers diskutiert und erörtert. Der Auslöser war die Ausstellung „Ungleiche Schwestern“, die vom Haus der Geschichte in Bonn gestaltet wurde und in jenem eben genannten Jahr im Dresdner Hygiene Museum weilte.
In dem Rahmen dieser Seminararbeit versuche ich einige dieser viel diskutierten Fragen aufzugreifen und an Hand der aufgeworfenen Themen zu erläutern. Dabei werden besonders die Felder der staatlichen Frauenpolitik in der DDR sowie das Frauenbewusstsein vor und nach der politischen Wende in den Fokus meiner Arbeit rücken. Dabei werde ich versuchen Literatur aus der ehemaligen DDR genauso einzubeziehen sowie moderne Ansätze der feministischen Forschung in Ost und West.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Die historische Stellung der Frau aus der Sicht des Sozialismus
1.1 geschichtlicher Rückblick zur Entwicklung
2 Die SED- Frauenpolitik in ihrer Entwicklung
2.1 Die Nachkriegsjahre
2.2 Die Entwicklung in den 50er und 60er Jahren
2.3 Die Entwicklung in den 70er und 80er Jahren
2.4 Fazit und Auswertung der Wirkung der SED Frauenpolitik auf dem Weg zur Gleichberechtigung
3 Quellen- und Literaturverzeichnis
Einleitung
„Die Frau der neuen Gesellschaft ist sozial und
ökonomisch vollkommen unabhängig, sie ist keinem
Schein von Herrschaft und Ausbeutung mehr unterworfen, sie steht dem Mann als Freie, Gleiche gegenüber und ist Herrin ihrer Geschicke…
Eben noch praktische Arbeiterin in irgendeinem Gewerbe, ist sie in einem anderen Teil des Tages Erzieherin, Lehrerin, Pflegerin, übt sie in einem dritten Teil irgendeine Kunst aus oder pflegt eine Wissenschaft und versieht in einem vierten Teil irgendeine verwaltende Funktion“[1]
Diese recht zukunftsweisenden Zeilen findet man in dem Buch „Das schöne Geschlecht und die Gleichberechtigung in der DDR“, welches der Reihe „Aus erster Hand“ entstammt und im Jahre 1971 in der DDR publiziert wurde.
Ein Buch, das auf die besondere Stellung und Leistung der Frau in einem sozialistischen Staate wie der DDR aufmerksam machen sollte und gleichzeitig im Besonderen Maße würdigte.
Bis in die heutige Zeit sind die Geschlechterrollen, Gleichberechtigung sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Frauenpolitik in West- und Ostdeutschland vor der politischen Wende im Jahre 1989 viel diskutierte Themen.
1998 wurden diese Themen erneut recht kontrovers diskutiert und erörtert. Der Auslöser war die Ausstellung „Ungleiche Schwestern“, die vom Haus der Geschichte in Bonn gestaltet wurde und in jenem eben genannten Jahr im Dresdner Hygiene Museum weilte.
In dem Rahmen dieser Seminararbeit versuche ich einige dieser viel diskutierten Fragen aufzugreifen und an Hand der aufgeworfenen Themen zu erläutern. Dabei werden besonders die Felder der staatlichen Frauenpolitik in der DDR sowie das Frauenbewusstsein vor und nach der politischen Wende in den Fokus meiner Arbeit rücken. Dabei werde ich versuchen Literatur aus der ehemaligen DDR genauso einzubeziehen sowie moderne Ansätze der feministischen Forschung in Ost und West. Jedoch kann ich bei den jeweilig angesprochenen Punkten nur einen kleinen Ausschnitt des ganzen Spektrums präsentieren, da eine ausführliche und lückenlose Aufarbeitung den Rahmen dieser Seminararbeit sprengen würde. Trotzdessen hoffe ich mittels dieser einer Arbeit einen Überblick das Feld der Stellung der Frau in der DDR verschaffen zu können.
1 Die historische Stellung der Frau aus der Sicht des Sozialismus
1.1 geschichtlicher Rückblick zur Entwicklung
Wenn man sich die Entwicklung der Frau in den zurückliegenden Jahrhunderten zu Gemüte führt, muss man feststellen, dass die Aufgaben der Frauen sich bis zur beginnenden Industrialisierung ausschließlich auf die häuslichen Arbeiten und Pflichten beschränkten. Die Stellung der Frau war seit Jahrhunderten durch traditionelle Entwicklungen vorgegeben. Eine der einflussreiche sozialistische deutsche Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin, welche von 1857 bis 1933 wo sie im sowjetischen Exil im Alter von fast 76 Jahren starb, fasste die Entwicklung der Frau in den letzten Jahrzehnten in ihrer Rede „Für die Befreiung der Frau“, welche sie auf Internationalen Arbeiterkongress zu Paris am 19. Juli 1889 hielt und Protokoll des Internationalen Arbeiter-Congresses zu Paris festgehalten wurde, zusammen. Zeit ihres Lebens kämpfte sie für Gleichberechtigung der Frauen, gegenüber den Männern und forderte gleiche Rechte. Sie verwies jedoch im Gegensatz zu anderen Protagonistinnen auf die Ursachen dieser Entwicklung. Sie forderte zwar auch die formalpolitische Emanzipation, jedoch stellte sie diese Forderung anderen Belangen unter, denn für sie war die Ursache der Unterdrückung der Frau nicht etwa wie von vielen behauptet die Ideen der „Unterdrücker“ also dem Mann sondern allein zurückzuführen auf die ökonomische Entwicklung in den letzten Jahrhunderten. Die Entwicklung hat der Frau quasi in allen historischen Zeitabschnitten eine bestimmte Stellung in der Gesellschaft zugewiesen.
„…Die Stellung der Frau ist eine Folge der gesellschaftlichen, auf den Produktionsverhältnissen fußender Zustand einer gegebenen Zeit…“[2]
Bevor man diese ökonomische Entwicklung nicht stoppe und ändere, wird die Emanzipation der Frauen keinen Platz in dieser Gesellschaft finden. Denn die notwendige Veränderung der Stellung der Frau innerhalb eines Systems findet in gleichem Maße mit der Veränderung der angesprochenen ökonomischen Bedingungen.
Dabei sieht Clara Zetkin besonders die Entwicklung der damals auf ihrem Höhepunkt befindlichen Industrialisierung als Auslöser für die immer wieder neu gestellte „Frauenfrage“.
Die Frauen tätigten einen zwangsweisen Eintritt in die zahllosen Beschäftigungsfelder der Industrie. Diese Entwicklung wurde notwendig durch die Einführung der Massenproduktion und dem damit verbunden Wegfall der häuslichen Familienbetriebe.
Der Einstieg der Frau in die Industrie wurde begünstigt, durch die Erleichterung der Arbeiten, welche durch den Einsatz von neuen Maschinen gewährleistet wurde. Jedoch zog der immense Zustrom weiblicher Arbeitskräfte in den verschiedenen Sektoren der Industrie eine Sättigung des Arbeitsmarktes mit sich. Die Zahl der vorhandenen Arbeitskräfte überstieg die Nachfrage. Die Konsequenz waren Lohnsenkungen und eine hohe Arbeitslosenquote. Die Notwendigkeit seine Tätigkeit als Arbeitskraft anzuwenden wurde bei vielen Frauen dringender denn je. In den Großfamilien mussten nun meist beide Elternteile ihre Arbeit anbieten um die finanziellen Lasten stemmen zu können. Diese Entwicklung wiederrum trieb die Zahl der erwerbstätigen Frauen nach oben. Mit der wachsenden Zahl der Frauen in den verschiedensten Arbeitssektoren in den Fabriken und anderswo ließ auch den Ruf einer gleichen Behandlung aufkommen, denn noch immer wurden Frauen anders als ihre männlichen Kollegen behandelt. Auch die Selbstständigkeit und das Selbstwertgefühl der Frauen durch das eigene Einkommen stiegen.
Das traditionelle Familienbild mit dem Mann und Vater als alleiniger Leitwolf der Familie wankte. Die Stellung der Frau im öffentlichen sowie im gesellschaftlichen Leben veränderte sich rasant. Auf der anderen Seite jedoch klafften die offizielle Vorstellung der Stellung der Frau und die Wirklichkeit dieser weit auseinander. Die Gesetze und gesetzlichen Institutionen befanden sich weiterhin auf dem Stand vor den Anfängen der weiblichen Emanzipation. Die Lösung für die starre Bewegungsmaschenerie sah Clara Zetkin, welche nach ihrem Austritt aus der SPD der USPD (der späteren KPD) beitrat, nur das Mittel einer bevorstehenden sozialistischen Revolution. Auf ihrer Rede sprach sie folgende Worte:
„…Die Emanzipation der Frau könne nur das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein…“[3]
[...]
[1] Katja Stern und Brigitte Boeck, Aus erster Hand – Das schöne Geschlecht und die Gleichberechtigung in der DDR, Berlin, 1971, S. 7 .
[2] Clara Zetkin, Für die Befreiung der Frau!- Rede auf dem Internationalen Arbeiterkongress zu Paris am 19. Juli 1889, URL: http://www.marxists.org/deutsch/archiv/zetkin/1889/07/frauenbef.htm (zuletzt aufgerufen am 17.03.2009)
[3] Clara Zetkin, Für die Befreiung der Frau!- Rede auf dem Internationalen Arbeiterkongress zu Paris am 19. Juli 1889, http://www.marxists.org/deutsch/archiv/zetkin/1889/07/frauenbef.htm (zuletzt aufgerufen am 17.03.2009)