"Der Bahnhof als öffentlicher Raum"? Bemerkungen zum Wandel öffentlicher Räume am Beispiel des Innsbrucker Hauptbahnhofs
Die öffentlich nutzbaren Räume einer Stadt prägen das Stadtbild und tragen zur Gliederung des städtischen Raumgefüges bei. Damit spielen öffentliche Räume eine entscheidende Rolle für die Funktionsfähigkeit und Lebensqualität der Städte.Die klassischen Orte, an denen Öffentlichkeit stattfand, die Straßen, die Plätze, die Parks und die Bahnhöfe werden durch Bevorzugung des Individualverkehrs in der Stadt ebenso gefährdet wie durch die Privatisierung ehemaliger öffentlicher Anlagen. So breiten sich immer mehr private Räume in der Stadt aus, die ihre eigenen Zugangs- und Verhaltensregeln aufstellen. Mit den neuen Einkaufszentren entstehen quasi öffentliche Räume, die eine Alternative zum herkömmlichen öffentlichen Raum bieten sollen, weil sie Ruhe und Ordnung garantieren und damit ein ungestörtes Konsumieren ermöglichen, was in den unkontrollierten öffentlichen Räumen, die immer mehr zu „gefährlichen“ Räumen werden, nicht mehr ohne weiteres garantiert werden kann. Durch den Rückzug aus den unkontrollierten Räumen wird eine Privatisierung weiter vorangetrieben, weil sich die Bürger entweder immer mehr in kaermaüberwachte Räume oder aber in „die eigenen vier Wände“ zurückziehen.
Angesichts bestehender Nutzungskonkurrenzen sowie zunehmender Funktionsüberlagerungen und -spezialisierungen wird es in Zukunft immer mehr um ein abwägendes und ausgleichendes Management der zeitlichen und räumlichen Verteilung von Nutzungen im öffentlichen Raum gehen.
Das bedeutet vor allem, die freie Zugänglichkeit und allgemeine Nutzbarkeit zu bewahren. Der multifunktionale Charakter öffentlicher Räume birgt Bereicherungspotenziale und Nutzungskonflikte zugleich. Eine dichte und vielfältige Raumnutzung eröffnet Optionen für gesellschaftliche Integration und stadträumliche Attraktivität. Das Spannungsverhältnis zwischen öffentlichen und privaten Verfügungs- und Gestaltungsmöglichkeiten gewinnt an Bedeutung.
Dementsprechend sind bei der Ausgestaltung von Stadträumen die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu beteiligen. So sind die spezifischen Anforderungen von Frauen und Männern zu berücksichtigen. In Zukunft wird es besonders darum gehen, den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen sowie der älteren Generation Rechnung zu tragen.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- RAUMKONZEPTE UND RAUMVORSTELLUNGEN
- SOZIALWISSENSCHAFTLICHE RAUMVORSTELLUNGEN
- RAUMKONZEPTE IN PHILOSOPHIE UND PHYSIK
- Raumvorstellungen in der Antike: Platon und Aristoteles
- Der unendliche Raum und die Philosophie der Renaissance
- Newton und der absolute Raum
- Leibniz und der relationale Raum
- Raumvorstellungen bei Kant
- Einstein und der relative Raum
- ABSOLUTISTISCHE UND RELATIVISTISCHE RAUMVORSTELLUNGEN
- WEGE ZU EINEM SOZIOLOGISCHEN RAUMVERSTÄNDNIS
- SPACING UND SYNTHESELEISTUNG
- WIEDERERKENNUNGSWERT VON RÄUMEN IM ALLTAG
- RÄUMLICHE STRUKTUREN
- DIE LOKALISIERUNG DER RÄUME AN ORTEN
- RÄUME ALS (AN) ORDNUNGEN VON SOZIALEN GÜTERN UND MENSCHEN AN ORTEN
- CHARAKTERISTIKA ÖFFENTLICHER RÄUME
- FUNKTIONSVERLUST ÖFFENTLICHER RÄUME?
- FUNKTIONSWANDEL ÖFFENTLICHER RÄUME
- MILIEU UND RAUM
- ÖFFENTLICH NUTZBARE RÄUME IN PRIVATER HAND
- EXKURS: TRENDS DER UMGANGSFORMEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT
- ÖBB-ORGANISATIONSSTRUKTUR
- DER INNSBRUCKER HAUPTBAHNHOF
- DAS BAHNHOFSOFFENSIVE-PROJEKT
- GESCHICHTE DER EISENBAHN IN TIROL
- KULTUR AM BAHNHOF INNSBRUCK
- DER BAHNHOF INNSBRUCK ALS ÖFFENTLICHER RAUM
- NUTZENFUNKTIONEN EINES BAHHHOFS
- Dienstleistungsbetriebe allgemein
- Dienstleistungsfunktionen am Innsbrucker Hauptbahnhof
- BAHNHOF UND SOZIALE RANDGRUPPEN
- KONTROLLE ÖFFENTLICHER RÄUME
- VIDEOÜBERWACHUNG ÖFFENTLICHER RÄUME
- VIDEOÜBERWACHUNG AM INNSBRUCKER HAUPTBAHNHOF
- SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Wandel öffentlicher Räume am Beispiel des Innsbrucker Hauptbahnhofs. Der Fokus liegt auf der Analyse der Funktionen, des Funktionsverlustes und des Funktionswandels von öffentlichen Räumen im Kontext des Bahnhofsumbaus und der damit verbundenen Veränderungen in der Nutzung und Wahrnehmung dieses Raumes.
- Raumkonzepte und Raumvorstellungen in der Geschichte und Soziologie
- Charakteristika öffentlicher Räume und ihr Wandel
- Die ÖBB-Organisation und der Bahnhofsumbau
- Der Innsbrucker Hauptbahnhof als öffentlicher Raum: Funktionen und Nutzung
- Kontrolle und Sicherheit in öffentlichen Räumen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort stellt die Thematik der Arbeit vor und gibt einen Überblick über die Gliederung.
- Kapitel 2 befasst sich mit Raumkonzepten und Raumvorstellungen, beginnend mit sozialwissenschaftlichen Perspektiven und fortgeführt mit philosophischen und physikalischen Raumtheorien von der Antike bis zur Neuzeit.
- Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Funktionsverlust und Funktionswandel von öffentlichen Räumen und analysiert die Gründe für Veränderungen in ihrer Nutzung und Bedeutung.
- Kapitel 4 präsentiert die ÖBB-Organisationsstruktur und erläutert die Rolle des Unternehmens im Kontext des Bahnhofsumbaus.
- Kapitel 5 widmet sich der Geschichte der Eisenbahn in Tirol und der Entwicklung des Innsbrucker Hauptbahnhofs.
- Kapitel 6 untersucht den Innsbrucker Hauptbahnhof als öffentlichen Raum, wobei der Fokus auf den Nutzungsfunktionen, der Kultur und der sozialen Randgruppen liegt.
- Kapitel 7 widmet sich dem Thema Kontrolle und Sicherheit in öffentlichen Räumen, insbesondere der Videoüberwachung am Innsbrucker Hauptbahnhof.
Schlüsselwörter
Öffentlicher Raum, Bahnhof, Innsbrucker Hauptbahnhof, Raumkonzept, Raumvorstellung, Funktionswandel, ÖBB, Videoüberwachung, soziale Randgruppen, Kultur, Geschichte, Soziologie.
- Arbeit zitieren
- Robert Possenig (Autor:in), 2006, Der Bahnhof als öffentlicher Raum? - Bemerkungen zum Wandel öffentlicher Räume am Beispiel des Innsbrucker Hauptbahnhofs, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/142571