In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann sich die Erlebnisgesellschaft herauszubilden. Der Arbeitsprozess begann sich technischen Fortschritten anzupassen, die materielle Knappheit wurde nach und nach beseitigt und es begann eine Umstrukturierung der gesamten Arbeitsplanung. Viele Tätigkeiten wurden durch Technologien ersetzt und soziale Modelle setzten sich durch, woraufhin die Arbeitszeiten kürzer wurden. Weiterhin wurden immer mehr Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor geschaffen, die vor allem damit verbunden waren, und sind, Tätigkeiten im Sitzen auszuführen. Die neu strukturierten Arbeitszeiten führten zu einem höheren Zeitangebot, das sich individuell gestalten lässt – dabei sind Trends zu verzeichnen, die in der Gesellschaft gut zu beobachten sind. Zum einen gibt es die Hinwendung zur gesundheitsorientierten Fitness und dabei einen Wertewandel der Gesellschaft weg von der Leistung hin zum alternativen Sport. Zum anderen muss natürlich auch die Bevölkerungsstruktur und das oben schon genannte höhere Maß an Freizeitgestaltung in die Betrachtung mit einbezogen werden.
Die Bevölkerungsstruktur entwickelt sich dahingehend, dass es in unserer Gesellschaft immer mehr ältere Menschen gibt. So wird zwar das Alter mit dem der Ruhestand erreicht wird, immer mehr angehoben, es gibt aber auch immer mehr ältere Menschen, die sehr viel Zeit und auch Motivation besitzen sich und ihren Körper durch sportliche Aktivitäten gesund zu erhalten.
Ein wichtiger Aspekt ist weiterhin, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Wohlstandsgesellschaft immer mehr ausgebildet hat. So besteht in heutiger Zeit zum Beispiel kaum noch Mangel an Lebensmitteln. Dieser Wohlstand bewirkt aber auch, dass ein Überangebot an vor allem fettreicher Nahrung in Kombination mit Bewegungsmangel Risikofaktoren für die Gesundheit entstehen lassen können. Viele Menschen wollen sich vor potentiellen Risikofaktoren schützen. Dabei unterscheidet man kardiovaskuläre Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Cholesterinämie, Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel und die Risikofaktoren chronischer Erkrankungen wie zum Beispiel veränderte Blutzuckerwerte, Harnsäure- und Gamma GT Werte. Vor allem die Menschen, die sich dieser Risiken bewusst sind wenden sich daher dem Sport zu, mit der Aussicht diese Risikofaktoren zu vermindern oder auch zu verhindern.
Inhalt
1. Die Entwicklung des Freizeitsports
1.1 Das Freizeitangebot jetzt und vor 40 Jahren
1.2 Folgerungen für das Sporttreiben allgemein
2. Was ist eine Erlebnisgesellschaft?
2.1 Vermehrung der Möglichkeiten und Entscheidungssog
2.2 Wandel der Lebensauffassung: Innenorientierung statt Außenorientierung
2.3 Der kategorische Imperativ unserer Zeit: „Erlebe dein Leben“
2.4 Von der Unsicherheit zu Enttäuschung
3. Die Erlebnisgesellschaft und Risikosport
3.1 Einordnung des Risikosports
3.2 Mögliche Risikosportarten
3.3 Was macht eine Sportart zum Risikosport
3.4 Warum treiben Menschen Risikosport? – Erklärungsversuche
3.4.1 Motivbündel der 3 Faktoren
3.4.2 theoretisch psychologische Erklärungsansätze
3.5 Folgerungen für den Freizeitsport in der Erlebnis- und in der Risikogesellschaft
3.6 Ausgewählte Risikosportarten und ihre Bedeutung für den Freizeitsport
3.6.1 Wildwasserkajak
3.6.2 Windsurfen
4. Zusammenfassung
5. Literatur
1 Die Entwicklung des Freizeitsports
1.1 Das Freizeitangebot jetzt und vor 40 Jahren
In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann sich die Erlebnisgesellschaft herauszubilden. Der Arbeitsprozess begann sich technischen Fortschritten anzupassen, die materielle Knappheit wurde nach und nach beseitigt und es begann eine Umstrukturierung der gesamten Arbeitsplanung. Viele Tätigkeiten wurden durch Technologien ersetzt und soziale Modelle setzten sich durch, woraufhin die Arbeitszeiten kürzer wurden. Weiterhin wurden immer mehr Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor geschaffen, die vor allem damit verbunden waren, und sind, Tätigkeiten im Sitzen auszuführen. Die neu strukturierten Arbeitszeiten führten zu einem höheren Zeitangebot, das sich individuell gestalten lässt – dabei sind Trends zu verzeichnen, die in der Gesellschaft gut zu beobachten sind. Zum einen gibt es die Hinwendung zur gesundheitsorientierten Fitness und dabei einen Wertewandel der Gesellschaft weg von der Leistung hin zum alternativen Sport. Zum anderen muss natürlich auch die Bevölkerungsstruktur und das oben schon genannte höhere Maß an Freizeitgestaltung in die Betrachtung mit einbezogen werden.
Die Bevölkerungsstruktur entwickelt sich dahingehend, dass es in unserer Gesellschaft immer mehr ältere Menschen gibt. So wird zwar das Alter mit dem der Ruhestand erreicht wird, immer mehr angehoben, es gibt aber auch immer mehr ältere Menschen, die sehr viel Zeit und auch Motivation besitzen sich und ihren Körper durch sportliche Aktivitäten gesund zu erhalten.
Ein wichtiger Aspekt ist weiterhin, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Wohlstandsgesellschaft immer mehr ausgebildet hat. So besteht in heutiger Zeit zum Beispiel kaum noch Mangel an Lebensmitteln. Dieser Wohlstand bewirkt aber auch, dass ein Überangebot an vor allem fettreicher Nahrung in Kombination mit Bewegungsmangel Risikofaktoren für die Gesundheit entstehen lassen können. Viele Menschen wollen sich vor potentiellen Risikofaktoren schützen. Dabei unterscheidet man kardiovaskuläre Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Cholesterinämie, Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel und die Risikofaktoren chronischer Erkrankungen wie zum Beispiel veränderte Blutzuckerwerte, Harnsäure- und Gamma GT Werte. Vor allem die Menschen, die sich dieser Risiken bewusst sind wenden sich daher dem Sport zu, mit der Aussicht diese Risikofaktoren zu vermindern oder auch zu verhindern.
1.2 Folgerungen für das Sporttreiben allgemein
Immer mehr Menschen wollen ihrem Körper etwas Gutes tun und potentielle Risikofaktoren für schwerwiegende Krankheiten senken. Schon 1959 wurde vom DSB ein Aktionsprogramm verabschiedet, um den Sport für jedermann attraktiv zu machen. Dies geschah vorerst im Rahmen des Breitensports und wurde als spielerisch-sportliche Betätigung der breiten Bevölkerung neben dem Spitzensport verstanden. Später änderte sich das Sportverständnis und ab den 70er Jahren verwendet man den Begriff Freizeitsport. Dieser ist sehr breit gefächert und umfasst jegliche organisierte und nicht-organisierte Betätigung im sportlichen Bereich sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene und Senioren.
Die Vereine hatten mehr und mehr Zulauf und wurden auch ab 1987 durch die Kampagnen des DSB unterstützt. Die Angebote für allgemeines Sporttreiben nehmen immer mehr zu und so sind die Vereine meist nicht nur leistungsorientiert, sondern binden auch Mitglieder im Rahmen des Freizeitsports an die sportliche Betätigung.
Einen großen Zulauf erlebten in den letzten Jahren auch die Fitnessstudios, die sich immer mehr auf ihre Kundschaft und deren Wünsche ausrichtet und somit eine sehr gute Alternative zum Sporttreiben im Verein bieten. Zum einen werden dort Kurse angeboten, die vor allem auf Kräftigung und Ausdauer ausgerichtet sind und damit auch einen hohen Stellenwert im alltäglichen Leben haben, zum anderen sind diese Kurse meist nicht bindend und können freiwillig und ohne Zeitdruck besucht werden. Vor allem beim eigenständigem Gerätetraining ist diese freie Zeiteinteilung für Berufstätige sehr von Nutzen.
Diese genannten Sporteinrichtungen sind neben dem selbständigen Sporttreiben (zum Beispiel Walken oder Joggen) die am häufigsten genutzten Einrichtungen. Es gibt allerdings immer mehr Menschen, die beim Sporttreiben ihre Grenzen austesten wollen und ein sogenanntes Flow-Erlebnis anstreben. Diese Tendenz wird durch den Trend hin zu einer Erlebnisgesellschaft erklärt.
2. Was ist eine Erlebnisgesellschaft?
In den folgenden Ausführungen beziehe ich mich auf Literaturauffassungen, die sich vorwiegend auf Gerhard Schulze stützen, der das Buch Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt am Main/New York, 1993 veröffentlicht hat.
Nie zuvor haben sich so viele Menschen Ihre Träume und Wünsche in Erfüllung gehen lassen wie in der heutigen Zeit. Das Projekt „Schönes Leben“ scheint immer mehr in den Vordergrund zu rücken. Jeder scheint aufgefordert „Erlebe dein Leben! Mach was daraus!“ So wird das persönliche Glück oft nicht in Reichtum, Schönheit oder Luxus gesucht, sondern das Innenleben rückt immer mehr in den Vordergrund. Auf der Suche nach dem eigenen Glück wälzt man Ratgeber, Reiseliteratur und Wellnessbücher man geht zu Popkonzerten Fußballspielen oder ins Theater und ... man betreibt Trendsportarten.
Im Folgenden werde ich kurz vier wesentliche Merkmale einer Erlebnisgesellschaft kennzeichnen.
2.1 Vermehrung der Möglichkeiten und Entscheidungssog
Die Möglichkeiten jedes einzelnen werden immer mehr erweitert – es gibt eine regelrechte Angebotsexplosion und eine Ausweitung der Konsumwelt. In der heutigen Gesellschaft geht es nicht mehr ums Überleben, alle Grundbedürfnisse sind abgesichert, man steht nicht mehr vor einem Entscheidungsdruck, sondern man sieht sich einem „Entscheidungssog“ ausgesetzt. Es besteht kein dringender Bedarf das Radio an- oder auszuschalten, der Kauf des x-ten Paares Schuhe ist nicht erforderlich. Die von uns getroffenen Entscheidungen sind nicht mehr lebensnotwendig – das beeinflusst unser gesamtes Handeln. So steht im Sport eine Fülle von Angeboten zur Auswahl, wobei man sich für jene Variante entscheidet, die am meisten Anreiz bietet den Sport regelmäßig durchzuführen – es kommt zu einer Hinwendung zum Risikosport, da es bei dieser Form der sportlichen Betätigung durchaus noch Entscheidungsmöglichkeiten gibt. So ist bei einer gefährlichen Sportart die Anzahl der Möglichkeiten (zum Beispiel die „Auswahl“ welchen Weg man beim Bergsteigen nimmt) sehr begrenzt und die Entscheidung kann entweder zu Erfolg oder Misserfolg führen. Der Mensch kann also das erleben, was ihm im alltäglichen Leben fehlt – Entscheidungen treffen, die das eigene Leben betreffen oder auch gefährden können.
2.2 Wandel der Lebensauffassung: Innenorientierung statt Außenorientierung
Gab es in der Überlebensgesellschaft eine Außenorientierung des Ichs so ist es in der Erlebnisgesellschaft eher eine Innenorientierung. Ein Beispiel soll dies deutlich machen.
Bei einer außenorientierten Lebensauffassung war das Ziel Kinder zu haben dann erreicht, wenn die Kinder existierten, bei der innenorientierten Auffassung ist das Ziel erst erreicht, wenn die Eltern die Kinder auch glücklich machen. Übertragen auf das Sporttreiben bedeutet es somit nicht nur den eigenen Körper fit zu halten und regelmäßig Sport zu treiben, zum Beispiel auf ärztliches Anraten hin, es muss auch ein Anreiz vorhanden sein und man muss sich selbst zufrieden stellen können.
2.3 Der kategorische Imperativ unserer Zeit: „Erlebe dein Leben“
In der Erlebnisgesellschaft steht vor allem die Suche nach Glück im Vordergrund. Das Gegenteil dieser Erlebnisorientierung wären Handlungen mit aufgeschobenen Befriedigungen wie zum Beispiel langes Sparen oder auch hartes Training. Bei diesen Handlungen wird die Glückshoffnung in weite Zukunft projiziert. Vergleicht man im Gegensatz dazu das erlebnisorientierte Handeln so geht es darin um die sofortige Befriedigung der Bedürfnisse. Es reicht vielen somit nicht aus bei einem kontinuierlichem Ausdauertraining in 6 Monaten zu erfahren wie gut man ist, sondern es wird eine sofortige Bestätigung der sportlichen Leistung gefordert. Die Menschen wenden sich also immer mehr dem Trend zu etwas zu erleben und sofort Resultate ihrer Anstrengungen zu sehen. Die Tourismusbranche nutzt diesen Boom natürlich aus und so wird zum Beispiel „Riverrafting im Kaukasus“, „Houserunning in New York“ oder auch „Schluchting und Wasserfallklettern in Südfrankreich“ angeboten.
2.4 Von der Unsicherheit zu Enttäuschung
Mit der Absicht etwas zu erleben lassen wir uns auch immer auf ein Enttäuschungsrisiko ein. So kann zu Beginn eine Unsicherheit bestehen, am Ende Enttäuschung empfunden werden. So stellen viele Erwartungshaltungen auf, zum Beispiel ihren Urlaub möglichst interessant zu gestalten, es ist aber zu befürchten, dass diese hohen Erwartungen am Ende nicht erfüllt werden. Der Nervenkitzel soll also immer mehr ausgereizt werden und es muss immer mehr Angebote geben, wie man seine Grenzen überschreiten kann um einen positiven Eindruck von dem Erlebten zu behalten. Um also nicht enttäuscht zu werden, treibt es immer mehr Menschen hin zu riskanten Sportarten, die eine potentielle Gefahr mit sich bringen und somit den Nervenkitzel auslösen.
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- Arbeit zitieren
- Nada Lohschmidt (Autor:in), 2003, Die Erlebnisgesellschaft und Folgerungen für das Sporttreiben im Freizeitsport, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/14207