"Erster klimaneutraler Kontinent werden". So lautet das ambitionierte Hauptziel des Europäischen Grünen Deals. Bis 2050 soll der Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft gelingen, die keine Netto-Treibhausgase mehr emittiert und unabhängig von der Ressourcennutzung wächst. Die dafür erforderlichen Investitionskosten können nicht alleine von staatlicher Seite getragen werden. Daher zielt der Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums und neuerdings die Strategie zur Finanzierung einer nachhaltigen Wirtschaft der EU-Kommission darauf ab, private Kapitalströme auf nachhaltige Anlagen umzulenken.
Investmentfonds sollen dabei eine wesentliche Verteilerrolle einnehmen und vor allem Finanzströme aus den Privathaushalten umleiten. Dieser Rolle scheinen Investmentfonds bisher auch gerecht zu werden, als sich nachhaltige Publikumsfonds bei Privatanlegern großer Beliebtheit erfreuen und dementsprechend ihre Marktposition in den vergangenen Jahren massiv ausbauen konnten. Eine Folge der steigenden Beliebtheit nachhaltiger Anlagen ist allerdings das Auftreten von Greenwashing, also dem Einsatz von Marketinginstrumenten, um (Fonds-) Produkte eines Unternehmens als umweltfreundlich darzustellen, obwohl sie es nicht sind. Das Vertrauen in "nachhaltige" Anlagen ist schwerwiegend erschüttert. Prominente Greenwashing-Vorwürfe, wie solche, die der DWS-Gruppe, einer der größten deutschen Fondsgesellschaften, gemacht werden, tragen unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt dazu bei. Dass es überhaupt möglich ist ein Finanzprodukt als ein nachhaltiges zu bezeichnen, obwohl es gemeinhin nicht als solches empfunden würde, hat seinen Grund vor allem in einem fehlenden gemeinsamen Verständnis von Nachhaltigkeit.
Für gewöhnlich wird unter einer nachhaltigen Entwicklung eine solche verstanden, die den Bedürfnissen heutiger Generationen entspricht, ohne die Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung künftiger Generationen zu gefährden. Im Investmentzusammenhang wird unter Nachhaltigkeit generell die Trias der ESG-Faktoren (environmental, social, governance) verstanden. Dazu gibt es eine ganze "Landschaft" internationaler ESG-Standards, die versuchen den abstrakten Begriff der Nachhaltigkeit greifbar zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- A) Der Weg zu einem nachhaltigen Finanzwesen.
- B) Was sind nachhaltige Anlagen?
- I. Tax-VO
- 1. Nachhaltige Wirtschaftstätigkeit.
- a. Die technischen Bewertungskriterien
- b. Der Begriff der Wirtschaftstätigkeit.
- c. Die Umweltziele
- d. Der Mindestschutz.
- e. Zusammenfassung
- 2. Nachhaltige Investition.
- II. SFDR
- 1. Nachhaltige Wirtschaftstätigkeit
- a. Die Umwelt- und Sozialziele.
- b. Die technischen Regulierungsstandards
- c. Zusammenfassung
- 2. Produktkategorien
- a. „Art. 8-Produkte“.
- b. „Art. 9-Produkte“.
- c. „Art. 6-Produkte“.
- III. Verzahnung beider Regelwerke miteinander.
- 1. Unabhängigkeit des Art. 2 Nr. 17 SFDR.
- 2. Auswirkungen auf die Produktkategorien
- IV. Zusammenfassung.
- C) Wie werden nachhaltige Anlagen gefördert?
- I. Durch Offenlegungspflichten nach SFDR
- 1. Vorab: Prinzip der doppelten Wesentlichkeit
- 2. Auf „entity-level“
- 3. Auf „product-level“.
- a. Verbindung mit Tax-VO
- aa. Art. 5 Tax-VO.
- (1) Problem: Mehrdeutiger Wortlaut des Art. 5.
- (2) E.A.: Art. 5 gilt nur für taxonomiekonforme Produkte
- (3) Ergebnis......
- bb. Art. 6 Tax-VO
- b. Zusammenfassung.
- 4. Zusammenfassung.
- II. Durch Lenkung der Anleger
- 1. In der Anlageberatung.
- a. Nachhaltige Finanzinstrumente i.S.d. DelVO-MiFID II
- b. Kundenexploration
- aa. Art. 54 Abs. 2 DelVO-MiFID II
- bb. Art. 54 Abs. 10 DelVO-MiFID II....
- 2. In der Konzeption von Finanzprodukten.
- 3. Zusammenfassung.
- III) Gesamtergebnis
- Die Entwicklung eines nachhaltigen Finanzwesens.
- Die Definition nachhaltiger Anlagen.
- Die EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten.
- Die Offenlegungspflichten nach der SFDR.
- Die Lenkung der Anleger durch Investmentfonds.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Studienarbeit befasst sich mit der Förderung nachhaltiger Anlagen durch Investmentfonds. Ziel der Arbeit ist es, die rechtlichen Rahmenbedingungen für nachhaltige Anlagen im deutschen Recht zu analysieren und die Frage zu beantworten, wie nachhaltige Anlagen durch Investmentfonds gefördert werden.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt den Weg zu einem nachhaltigen Finanzwesen. Es erläutert den politischen Hintergrund und die Notwendigkeit eines nachhaltigen Finanzwesens. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Definition nachhaltiger Anlagen. Hierbei werden die verschiedenen Regelwerke, die sich mit nachhaltigen Anlagen befassen, vorgestellt. Das dritte Kapitel analysiert die Förderung nachhaltiger Anlagen durch Investmentfonds. Es wird darauf eingegangen, wie die Offenlegungspflichten nach der SFDR und die Lenkung der Anleger durch Investmentfonds zu einer nachhaltigen Finanzwelt beitragen können.
Schlüsselwörter
Nachhaltige Anlagen, Investmentfonds, EU-Taxonomie, SFDR, Offenlegungspflichten, Anlegerlenkung, Greenwashing, Sustainable Finance.
- Arbeit zitieren
- Moritz Wiesinger (Autor:in), 2023, Förderung nachhaltiger Anlagen durch Investmentfonds, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1414888