Stalin zufolge seien die Kollektivwirtschaften und die Partei eine Waffe. Diese Waffe könne gegen jeden eingesetzt werden. Aber es komme immer darauf an, „in wessen Händen sich diese Waffe befindet und gegen wen sie gerichtet wird“ (Stalin, Josef W.: Über die Arbeit auf dem Lande, Rede vom 11. Januar 1933, in: Werke, Band 13, Juli 1930 – Januar 1934, Frankfurt 1972, S. 204). Jede Art von Organisation sei als in ihrem Ziel abhängig von dem „Organisationsleiter“. Dieser bestimme dann über den Kurs. Die Kollektivwirtschaft sei eine „sozialistische Form der wirtschaftlichen Organisation“ (Stalin: Über die Arbeit auf dem Lande, S. 202.), dessen uneingeschränkter Herrscher Stalin war. Er sieht darin die paranoide Vorstellung, dass es überall Feinde in den eigenen Reihen gab. Diese Vorstellung scheint unterschiedlich begründet. Zum Einen liegt ihr die marxistische Lehre von Klassenkämpfen zu Grunde. Außerdem stellt das Ausland als „imperialistische Macht“ einen Feind dar, der sämtliche Widerstandsbewegungen unterstütze. Zum Anderen muss auch beachtet werden, dass der Kommunismus aus einer Minderheitsbewegung hervor ging. Fast 80 % der russischen Bevölkerung waren Bauern.
Warum aber wollten die Bolschewisten kollektivieren? War der Terror vielleicht auch nur die Antwort auf das Unvermögen der Machthaber, ihren totalen Anspruch durchzusetzen?
Inhaltsverzeichnis
- Kollektivwirtschaften oder die „Entmenschlichung“ der Bauern
- Warum Kollektivierung?
- Die Bolschewiki und die Bauern
- Der Kolchos und die Kommune
- Modernisierungsutopie und Leibeigenschaft
- Klassenkampf und die Dorfgemeinschaft
- Der Feind des Bauern
- Die Dörfer und die Kontrolle
- Kulaken und die Kollektivierung
- Die „Landlosen“ und die „Halbproletarier“
- Die willkürliche Betrachtung der Dorfgemeinschaft
- Kollektivierungslisten und die „Entkulakisierung“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die Kollektivierung der Landwirtschaft in der Sowjetunion unter Stalin und die Folgen für die Bauern. Die Autorin analysiert die Ursachen und Motive der Kollektivierung sowie die Rolle des Terrors in diesem Prozess. Der Essay beleuchtet zudem die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Kollektivierung auf die Bauern und die Dorfgemeinschaft.
- Die Ursachen und Ziele der Kollektivierung der Landwirtschaft in der Sowjetunion
- Die Rolle des Terrors in der Durchsetzung der Kollektivierung
- Die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Kollektivierung auf die Bauern
- Die Ideologie des Klassenkampfes und ihre Anwendung in der Dorfgemeinschaft
- Die willkürliche und menschenverachtende Behandlung der Bauern durch das Regime
Zusammenfassung der Kapitel
- Der Essay beginnt mit Stalins Sichtweise auf die Kollektivwirtschaften und die Partei als Waffen und analysiert seine paranoide Vorstellung von Feinden in den eigenen Reihen.
- Die Autorin beleuchtet die Geschichte der Bauern in Russland und die Gründe für ihre Unterstützung der Bolschewiki während der Oktoberrevolution. Sie zeigt jedoch auch, wie sich das Verhältnis zwischen Bauern und Bolschewiki während des Bürgerkrieges verschlechterte.
- Der Essay erklärt das Konzept des Kolchos als eine Form der agrarwirtschaftlichen Großwirtschaft und stellt die Ziele der Kollektivierung vor, darunter die Befreiung der Bauern aus der Rückständigkeit und die Modernisierung der Gesellschaft.
- Die Autorin analysiert die Anwendung der marxistischen Lehre vom Klassenkampf auf die Dorfgemeinschaft und zeigt die Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung auf. Sie diskutiert auch die willkürliche Kategorisierung der Bauern in Klassen und die Folgen für ihr Schicksal.
- Der Essay beschreibt die Rolle des Dorfsowjets und der Komsomol in der Kontrolle der Bauern. Er zeigt, wie die Bolschewiki die Dorfgemeinschaft zu unterdrücken versuchten und die Auswirkungen ihrer Politik auf die Kultur und das soziale Gefüge der Dörfer.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieses Essays sind: Kollektivierung, Kollektivwirtschaften, Bauern, Terror, Stalin, Sowjetunion, Klassenkampf, Kulaken, Entkulakisierung, Dorfsowjet, Komsomol, Modernisierung, Industrialisierung, Leibeigenschaft, Ideologie, Propaganda.
- Quote paper
- Laura Schiffner (Author), 2009, Kollektivwirtschaften oder Entmenschlichung der Bauern im Stalinismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/141363