Dieser Essay diskutiert den Erklärungsansatz der sozialen Makrostruktur für den Rückgang der Jugendgewalt. Basis dafür ist ein Gutachten zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beauftragt wurde.
Zwischen den Jahren 2008 und 2018 ist die Jugendkriminalität in Deutschland bemerkenswert gesunken. Dieser Rückgang beschreibt eine massive wie erforschenswerte Veränderung im Sozialverhalten der Jugendlichen. Um diesen Wandel tiefergehend zu erforschen, veröffentlichten Pfeiffer et al. ein Gutachten mit dem Titel "Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland: Schwerpunkte: Jugendliche und Flüchtlinge als Täter und Opfer". Darin soll unter anderem die gesunkene Jugendkriminalität der zehn vorangegangenen Jahre mit verschiedenen Erklärungsansätzen begründet werden.
In einem dieser Ansätze wird das Phänomen der Jugendkriminalität im Kontext der sozialen Lage untersucht. Hierfür ziehen Pfeiffer et al. die Deprivationstheorie heran. Diese besagt, dass "delinquentes Verhalten wahrscheinlicher [ist], wenn für Teile der Bevölkerung einer Gesellschaft die kulturellen Ziele [...] aufgrund struktureller Barrieren [...] nicht erreichbar sind". Konkret versuchen die Forscher den Rückgang der Jugendkriminalität anhand von drei Hauptindikatoren der sozialen Lage zu erklären: Bildung, Erwerbsstatus und Werthaltungen.