Trotz vieler Bürger-Beteiligungsprozesse verlieren immer mehr Menschen das Vertrauen in die demokratischen Institutionen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Sind Bürgerbeteiligungen nicht das richtige Mittel gegen den Vertrauensverlust in demokratische Institutionen? Oder erreichen die Beteiligungsprozesse zu wenige Menschen? Diesen Fragen geht das vorliegende Essay nach.
Schwierig zu fassen ist der Begriff „Politikverdruss“. Es handelt sich um einen Begriff, der vor allem in den Medien omnipräsent ist, allerdings ohne konkret definiert zu werden. In dieser Arbeit soll er für das Phänomen stehen, dass zahlreiche Menschen sich von den Akteurinnen und Akteuren der repräsentativen Demokratie nicht ernst genommen fühlen - und sich bewusst gegen das politische System stellen. Es ist Gegenstand zahlreicher Studien und lässt sich doch schwer quantifizieren. Eine vereinfachte Annäherung besteht darin, die Wahlergebnisse der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg zu betrachten. Das mag viele Formen der Unzufriedenheit mit dem politischen System unbeachtet lassen, scheint aber ein Weg, der eine Annäherung an das Phänomen erlaubt, denn: Studien zeigen, dass etwa 82 Prozent der Wählerinnen und Wähler der AfD eine ausgeprägte Skepsis gegenüber Parteien an Tag legen und mit der Demokratie unzufrieden sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1st Bürgerbeteiligung ein geeignetes Mittel gegen Politikverdrossenheit?
- 1.1 Einleitung
- 1.2 Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg
- 1.3 Politikverdrossenheit und Bürgerbeteiligung
- 1.4 Das Limited-Capacity-Modell
- 1.5 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay untersucht, ob direkte Bürgerbeteiligungsverfahren ein geeignetes Mittel gegen Politikverdrossenheit sind. Dabei wird insbesondere auf Erfahrungen aus Baden-Württemberg Bezug genommen, wo seit 2013 die „Politik des Gehörtwerdens“ verfolgt wird.
- Die Rolle der Bürgerbeteiligung in der Demokratie
- Der Zusammenhang zwischen Politikverdrossenheit und Bürgerbeteiligung
- Die Bedeutung von Kommunikation in der Bürgerbeteiligung
- Das Limited-Capacity-Modell und seine Anwendung in der Bürgerbeteiligung
- Empirische Evidenz zur Wirksamkeit von Bürgerbeteiligungsverfahren
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1.1 führt in die Thematik ein und stellt die Fragestellung des Essays dar.
- Kapitel 1.2 beleuchtet die Erfahrungen mit Bürgerbeteiligungsverfahren in Baden-Württemberg und die „Politik des Gehörtwerdens“ der Landesregierung.
- Kapitel 1.3 diskutiert den Zusammenhang zwischen Politikverdrossenheit und Bürgerbeteiligung und analysiert die Präferenzen von AfD-Wählerinnen und Wählern im Hinblick auf politische Partizipation.
- Kapitel 1.4 stellt das Limited-Capacity-Modell der Kommunikationspsychologie vor und zeigt dessen Relevanz für die Gestaltung von Bürgerbeteiligungsverfahren auf.
Schlüsselwörter
Bürgerbeteiligung, Politikverdrossenheit, Demokratie, Selbstwirksamkeit, Kommunikation, Limited-Capacity-Modell, Baden-Württemberg, AfD, Infrastrukturprojekte, direkte Beteiligung, politische Kompetenz.
- Arbeit zitieren
- Katja Diedler (Autor:in), 2023, Ist Bürgerbeteiligung ein geeignetes Mittel gegen Politikverdrossenheit?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1401304