Wie gelangen wir zu gesichertem Wissen, zu wahrer, begründeter Meinung? Zwei große Strömungen, Rationalismus und Empirismus, stehen sich in der Zeit der Aufklärung gegenüber, in der dem Menschen der Ausgang aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit, wie Kant es gegen Ende der Epoche um 1780 formuliert, gelingen soll. Kennzeichnend für diese Zeit ist der Wunsch der Menschen, eigenverantwortlich und im Rahmen ihrer persönlichen Freiheit selbst zu Erkenntnissen gelangen zu wollen, anstatt die bestehende Ordnung unreflektiert zu übernehmen, oder ihr Leben weitestgehend als von Gott bestimmt zu begreifen.
Rationalisten wie Descartes, Leibniz, Spinoza u.a. sehen in Folge der Aufklärungsphilosophie die Grundlage der menschlichen Erkenntnis in der abstrahierenden Vernunft. Descartes, von der einzigen gewissen Wahrheit „cogito – ergo sum“ (ich denke, also bin ich) ausgehend, einer Aussage, an der es keinerlei Zweifel geben kann, unterstellt, dass es den Menschen unter Gebrauch ihres Verstandes möglich sein soll, analytische und synthetische Urteile auf Basis wahrer Aussagen zu treffen, die als sicher gelten können. Rationales Denken wird beim Erwerb und bei der Begründung von Wissen für vorrangig oder sogar für allein hinreichend gehalten, es hat eine weit größere Bedeutung für die Erkenntnis als die Erfahrung.
Demgegenüber sehen wichtige Vertreter des Empirismus wie John Locke, George Berkeley und auch David Hume in der sinnlichen Wahrnehmung und in der Erfahrung die Grundlage menschlicher Erkenntnis. Synthetische Aussagen über die Welt bedürfen immer der konkreten Anschauung durch die Sinne, daraus resultierten skeptische Zweifel an der Erkenntnisfähigkeit des Verstandes. John Locke bringt dies in dem Satz „Was unser Denken begreifen kann ist fast ein Punkt“, also fast gar nichts im Verhältnis zu dem, was wir nicht begreifen, zum Ausdruck. George Berkeley, der David Hume maßgeblich beeinflusste, brachte mit seiner Erkenntnis „esse est percipi“, Sein ist Wahrnehmung, seine radikal skeptische Meinung zum Ausdruck. Für ihn bestehen die Dinge nur in ihrem „Wahrgenommenwerden“. Als Theologe schreibt er die Existenz von Ideen Gott zu, der allen Menschen ähnliche Wahrnehmungen eingibt und damit verhindert, dass jeder Mensch in seiner eigenen Welt lebt. David Hume knüpft an Berkeley’s Skeptizismus an, ohne jedoch Gott eine solch hohe Bedeutung beizumessen, und entwickelt die Idee in seinem Werk „Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand“ weiter.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- David Hume: Über den Ursprung von Ideen
- Colin McGinn: Vorstellungen und Wahrnehmungen
- Kritische Gegenüberstellung von Humes und McGinns Perzeptionsbegriff
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Kritik von Colin McGinn an David Humes Unterscheidung von Eindrücken und Ideen. Das Ziel ist es, die Plausibilität von McGinns Argumenten zu untersuchen und zu analysieren, ob sie Humes Annahmen widersprechen oder eher ergänzen.
- Humes Theorie der Perzeptionen
- McGinns Kritik an Humes "Copy These"
- Die Rolle der Einbildungskraft in der Erkenntnis
- Die Unterscheidung zwischen Vorstellungen und Wahrnehmungen
- Die Bedeutung von Stärke und Lebhaftigkeit von Perzeptionen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Arbeit vor und erläutert die beiden philosophischen Strömungen Rationalismus und Empirismus. Sie skizziert Humes empiristische Position und seine Unterscheidung von Eindrücken und Ideen.
David Hume: Über den Ursprung von Ideen
Dieses Kapitel präsentiert Humes Konzeption der Perzeptionen des Geistes und gliedert diese in Eindrücke und Gedanken/Ideen. Es erklärt Humes Unterscheidung zwischen direkten Sinneseindrücken und Reflexionen sowie zwischen Erinnerungen und Einbildungen. Das Kapitel erläutert Humes Argumentation, dass alle komplexen Ideen auf einfachen Eindrücken beruhen, und diskutiert die Grenzen der Einbildungskraft.
Colin McGinn: Vorstellungen und Wahrnehmungen
Dieses Kapitel stellt McGinns Kritik an Humes "Copy These" vor. McGinn argumentiert, dass Vorstellungen und Wahrnehmungen kategorial unterschiedlich sind und keine graduellen Unterschiede aufweisen. Er kritisiert Humes Begriffsbildung von Stärke und Lebhaftigkeit und diskutiert die Rolle der Einbildungskraft in der Erkenntnis.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen des Empirismus, der Erkenntnistheorie, der Perzeptionsphilosophie, der Einbildungskraft, der Unterscheidung zwischen Eindrücken und Ideen, der Kritik an David Humes "Copy These" und Colin McGinns Theorie des geistigen Auges.
- Arbeit zitieren
- Wolfgang Seifert (Autor:in), 2020, Eine Analyse der Kritik von Colin McGinn an David Hume's Unterscheidung von Eindrücken und Ideen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1400061